Frank Hartmann war schon 25 Jahre, als er im Sommer 1985 vom damaligen Zweitligisten Hannover 96 zum FC Bayern München in die Bundesliga wechselte. Zum Zeitpunkt der Vertragsunterzeichnung konnte er noch nicht ahnen, daß er auch ohne einen Vereinswechsel den Sprung in die höchste Spielklasse geschafft hätte. Nicht zuletzt dank seiner großartigen Stürmerleistungen und Tore (12) schafften die 96er wenige Wochen später überraschend den Aufstieg.
Daß Hartmann beim Deutschen Meister 1985 landete, beruhte eher auf einem Zufall. Bayern-Manager Hoeneß war eigentlich hinter dem Hannoveraner Talent "Maxi" Heidenreich her. Als er diesen einmal unter die Lupe nahm, stach ihm der trickreiche und flinke Außenstürmer Hartmann ins Auge. Den Anruf von Hoeneß und seine Frage, ob er an die Isar wechseln wolle, bezeichnete Hartmann als "das größte Erlebnis meiner Laufbahn."
Frank Hartmann ist ein Stürmer, der im Spiel auch dahin geht, "wo es weh tut", wie sein Trainer Udo Lattek nach den ersten Eindrücken feststellte. Auch eine zweite Eigenschaft des Niedersachsen registrierte der Bayern-Coach mit Freude: "Einen Mann wie Hartmann, der den direkten Weg zum Tor sucht, wünscht sich jeder Trainer."
Beim direkten Weg zum Tor stolperte Frank Hartmann auffällig oft über gegnerische Abwehrbeine. Gleich bei seinen beiden ersten Bundesligaeinsätzen wurde der als "Joker" eingewechselte 1,78 m große Neu-Bayer elfmeterreif gefoult und die verhängten Strafstöße sicherten seinem Club jeweils wichtige Punkte. Böse Zungen behaupteten daraufhin, das Fallen im Strafraum sei wohl eine seiner besten Fähigkeiten.
Bei seinem Wechsel nach München wurde der studierte Sozialarbeiter Hartmann von seiner Freundin Laura Lopez, einer Spanierin die seit 14 Jahren in Deutschland lebt, begleitet.
Laufbahn
Wie schon viele Bundesligaspieler vor ihm, ging Frank Hartmann aus der Talentschmiede des niedersächsischen Amateurligisten TSV Havelse hervor. 1980 wechselte er mit 19 Jahren zu Hannover 96 in die Zweite Liga. Bei den Hannoveranern konnte sich Hartmann bald einen Stammplatz sichern und wurde, auch weil der Verein immer wieder gute Spieler verkaufen mußte, einer der Leistungsträger.
Seine größten Erfolge in Hannover feierte er in der Saison 1984/85. Obwohl der Verein wieder einmal eine ganze Reihe bewährter Stammspieler abgegeben hatte und sich aus finanziellen Gründen auf eigene Nachwuchsspieler stützen mußte, feierte die junge Mannschaft in der Meisterschaft und u.a. im DFB-Pokal unerwartete Erfolge. Frank Hartmann war dabei als torgefährlicher Stürmer eine der wichtigsten Stützen des Teams.
Schon während der Saison stand für Hartmann fest, daß er in der neuen Spielzeit unbedingt in der Bundesliga spielen wollte. So zögerte er keine Minute, als die Münchener Bayern ihm ein Angebot unterbreiteten. In der Anfangszeit in München mußte er zunächst schmerzlich den Unterschied zwischen Bundesliga und Zweiter Liga erfahren. Und dies nicht nur in körperlicher Hinsicht, sondern auch in der Einstellung zum Beruf: "Ich hätte nie gedacht, daß das so schwer sein würde. Das ist eine ganz andere Welt." Hinsichtlich seines eigenen Verhaltens bemerkte er: "Ich war viel zu weich, zu selbstlos, einfach zu wenig Profi."
Sportlich äußerte sich dies in nervösem Spiel, fehlendem Durchsetzungsvermögen und mangelndem Selbstvertrauen des talentierten Stürmers. Doch nach den ersten erfolgreichen Einsätzen konnte Hartmann diese Mängel abstellen und vor allem sein Selbstvertrauen kam schnell wieder zurück.
Frank Hartmann weiß selbst, daß es besonders auf seiner Position schwer ist, angesichts des großen Stürmerangebots bei den Bayern einen Stammplatz zu erkämpfen.Das Ziel von Hartmann für die Saison 1985/86 ist dennoch klar: Meisterschaft mit dem FC Bayern München. Zur Not auch als Auswechelspieler auf der Bank.