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MUNZINGER Pop

Cream

britische Rockband
Gründung: Juli 1966
Klassifikation: Rock (allgemein), Blues-Rock
Nation: Großbritannien

Pop-Archiv International 03/2006 vom 11. März 2006 (Frank Wojtycki)
Ergänzt um Nachrichten durch MA-Journal bis KW 45/2019


Kaum eine andere Band setzte derartige Maßstäbe in der Rockmusik wie CREAM. Dieses 1966 gegründete und gut zwei Jahre existierende Trio beeinflusste zahlreiche Musiker weltweit und ließ dabei die Langspielplatte zum anerkannten und später fast alleingültigen Medium werden. Die Musiker befreiten ihre Instrumente aus bis dahin geltenden Rhythmuszwängen. Bahnbrechend und stilprägend waren ihre improvisiert arrangierten, überlangen Stücke. Da die drei Mitglieder (vor allem ihr Gitarrist) schon vor der CREAM-Gründung einen hohen Bekanntheitsgrad besaßen, erwarb sich die Band schnell den Rang einer Supergruppe. Trotz ihrer Anti-Kommerz-Haltung verkauften CREAM mehrere Millionen Alben und erspielten sich einen Kultstatus, der auch im beginnenden 21. Jahrhundert ungebrochen ist.

Ginger Baker (eigtl. Peter Edward Baker, dr; geb. am 19. August 1939 in London, England, gest. am 6. Okt. 2019 in Canterbury/Kent, Ex-ALEXIS-KORNER BLUES INCORPORATED, Ex-GRAHAM BOND ORGANISATION) wurde früh durch Terry Lightfood, Mr. Acker Bilk und andere Combos jazz- und bluesbeeinflusst. Seine festen Engagements bei Alexis Korner und vor allem bei Graham Bond machten ihn in der britischen Musikergilde zu einer festen Größe.

Jack Bruce (eigtl. John Symon Asher Bruce, b, voc; geb. am 14. Mai 1943 in Bishopbriggs, Schottland, gest. am 25. Okt. 2014 in Suffolk, Ex-ALEXIS-KORNER BLUES INCORPORATED, Ex-GRAHAM BOND ORGANISATION, Ex-JOHN MAYALL'S BLUES BREAKERS, Ex-MANFRED MANN) studierte an der "Royal Scotch Academy" Cello und Komposition, bevor er durch den Jazz-Musiker Mingus und durch James Jammerson zum Bass fand. Sein Engagement bei Graham Bond, John Mayall und Manfred Mann ließen ihn zum begehrten Bassmann aufsteigen. In diese Zeit fällt allerdings auch die Entstehung einer Hassliebe zu Baker, mit dem er des Öfteren aneinander geriet.

Eric Patrick Clapton (g, voc; geb. am 30. März 1945 in Ripley, England, Ex-YARDBIRDS, Ex-JOHN MAYALL'S BLUES BREAKERS) sammelte erste Blueserfahrungen bei den ROOSTERS. Seine Mitgliedschaft (ab 1963) bei den YARDBIRDS brachte ihm Starruhm, der u. a. in dem berühmt gewordenen Graffiti "Clapton is God" seinen Ausdruck fand. Clapton selbst war das nicht nur unangenehm, sondern auch höchst befremdlich.

Auf Betreiben Bakers, der seinen Beitrag zur sog. "Blues Invasion" in England leisten wollte, kam im Juli 1966 die Gründung einer neuen Band zu Stande. Für den Gitarrenpart konnte er Clapton von seiner Idee begeistern. Dieser wiederum bestand mit dem Argument, dass nur der Beste dafür in Frage käme, auf Bruce am Bass, was Baker notgedrungen hinnahm. Als Bandnamen wählten die Musiker "Cream", zurückgehend auf ein Zitat, das Clapton zugeschrieben wird: "We Are The Cream". Bei der Managersuche entschied sich die Band für den in London lebenden Australier Robert Stigwood, mit dem Baker und Bruce gute Erfahrungen während ihrer Zeit bei der GRAHAM BOND ORGANISATION gemacht hatten.

Schon im Sommer 1966, zwischen den ersten Proben für Stigwoods Label "Reaction", gab es einen viel umjubelten Auftritt beim "National Jazz & Blues Festival" in Windsor. Im Oktober veröffentlichten CREAM ihre erste Single "Wrapping Paper" (GB # 34), im Dezember kam ihre erste LP "Fresh Cream" (GB # 6, US # 39) heraus. Der darauf enthaltene Song "I Feel Free" (GB # 11, D # 27) etablierte Pete Brown als inoffizielles viertes Mitglied der Band. Er bildete fortan mit Jack Bruce ein fruchtbares Songschreiber-Duo.

Um die bei Auftritten vertraglich festgesetzte Zeit zu spielen, streckte die Band ihre Songs. So entstanden improvisierte lange Nummern, wie sie vorher nur im Jazz-Bereich zu finden waren. Dabei wurde jedem Musiker entsprechender Spielraum gewährt, so dass Gitarre, Bass und Schlagzeug auch Solo-Instrumente wurden. Das Publikum reagierte begeistert. So gilt CREAM als ein wesentlicher Wegbereiter dieser Ad-hoc-Arrangements in der Rockmusik.

Die Musik kam auch beim Publikum in den USA, wo die Band kräfte- und nervenraubende Tourneen absolvierte, hervorragend an. In New York entstand die nächste Platte "Disraeli Gears" (GB # 5, USA # 4), produziert von Felix Pappalardi (auch Produzent aller weiteren CREAM-LPs). Die Aufnahmen dafür hatten bereits im April 1967 begonnen und im Juni war schon die Single "Strange Brew" (GB # 17) erschienen, die LP wurde aber erst im November veröffentlicht. Das Album übertraf die Verkaufszahlen von "Fresh Cream" und festigte den Supergruppen-Status von CREAM. Noch im Sog von "Disraeli Gears" kam die Single "Sunshine Of Your Love" heraus (Januar 1968), konnte sich aber erst im September hoch platzieren (GB # 25). Eine weitere mit dem Titel "Anyone For Tennis" (GB # 40, USA # 64) erschien im Mai 1968.

Von Zeit zu Zeit gab es Reibereien und Auseinandersetzungen zwischen Baker und Bruce. Doch bevor es zu möglichen Eskalationen kam, rauften sich die beiden unter Mithilfe von Manager und Clapton immer wieder zusammen, besannen sich auf ihr zweifellos außergewöhnliches Können und stellten es in den Dienst der Band.

CREAM hatten als Auftrittsorte längst die Pubs und Clubs gegen große Hallen getauscht. Ein Großteil des Jahres verbrachte die Band auf den Bühnen, so dass für das nächste Album die Aufnahmen nicht kontinuierlich stattfanden, sondern an auftrittsfreien Tagen. Zwischen Beginn der Studioarbeiten bis zur Veröffentlichung von "Wheels On Fire" (August 1968) lag ein Jahr. Das Doppelalbum enthielt eine Studio- und eine Live-Platte, wurde in England aber auch einzeln verkauft. Die Doppel-LP erreichte in Großbritannien Platz 3, in den USA Platz 1 und in Deutschland Platz 15, die Studioplatte kam in England auf Platz 7. Von "Wheels Of Fire" wurden "White Room" (GB # 28, US # 6, D # 28) und "Crossroads" (USA # 28) ausgekoppelt.

Als die Musiker spürten, dass weder künstlerisch noch in der Wahl der Mittel eine Steigerung möglich war, zogen sie daraus den radikalsten Schluss: Sie lösten die Band auf. Erleichtert wurde diese Konsequenz durch die internen Streitigkeiten zwischen Baker und Bruce, während Clapton es leid wurde, immer vermitteln zu müssen. Bereits im Juli 1968 kursierten nach einem Clapton-Interview Auflösungsgerüchte, die im September ihre Bestätigung fanden, als Abschiedskonzerte angekündigt wurden. CREAM spielten am 1. November im New Yorker "Madison Square Garden" zum letzten Mal in den USA und ihre vorerst letzten Konzerte überhaupt am 25./26. November in der Londoner "Royal Albert Hall". Quasi als Abschiedsgeschenk veröffentlichte die Band im März 1969 das Album "Goodbye" (GB # 1, USA # 2, D # 9), welches eine Studio- und eine Live-Seite enthielt. Bei den Studioaufnahmen wirkte Pappalardi am Mellotron und am Bass mit. Als Gastmusiker beim Stück "Badge" fungierte L'Angelo Misterioso (g), besser bekannt als George Harrison. Er hatte das Stück zusammen mit Clapton komponiert. Es erschien als letzte CREAM-Single (GB # 18, USA # 60, D # 29).

Baker und Clapton bildeten 1969 zusammen mit Steve Winwood und Rick Grech die neue Supergruppe BLIND FAITH, die sich nach einer LP jedoch wieder auflöste. Baker gründete 1970 GINGER BAKERS AIRFORCE, 1974 die BAKER GURVITZ ARMY und machte von Hardrock, Blues, Independent über Jazz bis afrikanischen Ethno-Rock in vielen Stilarten Musik. Clapton ging auf Tour mit DELANEY & BONNIE, nahm mit DEREK & THE DOMINOS eine LP auf (die den Hit "Layla" enthielt) und veröffentlichte seine Platten danach nur noch unter eigenem Namen. Er wurde der kommerziell erfolgreichste der drei CREAM-Musiker. Bruce arbeitete neben seinen bis 2003 entstandenen zehn Soloprojekten u. a. mit Carla Bley, Dick Heckstall-Smith, Jon Hiseman, Robin Trower und George Harrison zusammen. Außerdem gründete er zusammen mit Leslie West und Corky Laing (beide Ex-MOUNTAIN) 1972 das Trio WEST, BRUCE & LAING, welches von 1972 bis 1974 drei LPs veröffentlichte. Eine schwere Krise durchlebte Bruce im Jahr 2003, als er sich einer Lebertransplantion unterziehen musste.

Am 30. Januar 1993 kamen die CREAM-Musiker in Los Angeles anlässlich ihrer Aufnahme (als Band) in die "Rock & Roll Hall Of Fame" für einen kurzen Auftritt wieder zusammen. Zu mehr reichte es zunächst nicht, dafür aber zu einem anderen Projekt, in dem sich 1994 Baker und Bruce mit Gary Moore (g, voc; geb. am 4. April 1952 in Belfast, Nordirland, Ex-THIN LIZZY, Ex-GREG-LAKE-BAND) zusammentaten und unter dem Bandnamen BBM das Album "Around The Next Dream" (GB # 9) herausbrachten. Dieses stand zwar in der CREAM-Tradition, sollte aber weder Fortsetzung noch Kopie der Supergruppe sein. Da die LP mehrheitlich verrissen wurde, trennten sich die Musiker wieder: Zum einen fühlten sie sich missverstanden, zum anderen kamen Baker und Moore nicht miteinander klar.

Im Mai 2005 gelang dann doch noch ein Live-Comeback von CREAM: In der Londoner "Royal Albert Hall" trat die Band in den ersten Maitagen viermal auf. Bei den ausverkauften Konzerten hinterließen sie ein begeistertes Publikum, von ihrer einstigen Faszination hatte CREAM nichts eingebüßt. Im Herbst folgte ein weiterer Comeback-Auftritt in den USA: Am 24., 25. und 26. Oktober 2005 lieferten CREAM im New Yorker "Madison Square Garden" wie in London vielumjubelte Konzerte ab. Vom Auftritt in London wurden Ende 2005 Mitschnitte auf CD und DVD veröffentlicht. Der im gleichen Jahr veröffentlichte Sampler "I Feel Free - Ultimate Cream" kam in England auf Platz 6.

25. Oktober 2014: Jack Bruce stirbt in seinem Haus in Suffolk an den Folgen einer Lebererkrankung.

6. Oktober 2019: Ginger Baker stirbt im Alter von 80 Jahren in Canterbury/Kent nach langer schwerer Krankheit.

Diskographie

  • "Fresh Cream" (1966), Reaction
  • "Disraeli Gears" (1967), Reaction
  • "Wheels On Fire (1968), Polydor (studio/live)
  • "Goodbye" (1969), Polydor (studio/live)
  • "Royal Albert Hall London, May 2, 3, 5, 6" (2005), Reprise (live)
  • Sampler (Auswahl):
  • "Best Of Cream" (1969), Polydor
  • "Live Cream" (1970), Polydor (live)
  • "Live Cream 2" (1972), Polydor (live)
  • "Heay Cream" (1973), Polydor
  • "Once Upon A Time" 1980, Polydor
  • "The Alternative Album" (1992), ITM
  • "The Very Best Of Cream" (1995), Polydor
  • "Those Were The Days" (1997), Polydor (4-CD-Box)
  • "At The BBC" (2003), Polydor
  • "Gold" (2005), Polydor
  • "I Feel Free - Ultimate Cream", (2005), Polydor

Solo-LPs von Ginger Baker: "Why?" (2014), Motéma

Solo-LPs von Jack Bruce: "Silver Rails" (2014), Esoteric Antenna

Best Of/Hitlist

  • Wrapping Paper (1966)
  • I Feel Free (1966)
  • Strange Brew (1967)
  • Sunshine Of Your Love (1968)
  • Anyone For Tennis (1968)
  • White Room (1968)
  • Crossroads (1968)
  • Badge (1969)

Literatur

2006: "Cream. The Lost Scottish Tour". Fotoband von Robert Whitaker. 2006.

Adresse

c/o Reprise Records, 3300 Warner Boulevard, Burbank, CA 91505-4694, U.S.A., Internet: www.cream2005.com

Internet: www.ericclapton.com



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