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Eduard Geyer

deutscher Fußballspieler und -trainer
Geburtstag: 7. Oktober 1944 Bielietz
Klassifikation: Fußball
Nation: Deutschland - Bundesrepublik
Erfolge/Funktion: DDR-Meister 1971, 1973
DDR-Pokalsieger 1971 (jew. als Spieler)
Ehem. Auswahltrainer der DDR
Ex-Bundesligatrainer

Internationales Sportarchiv 06/2006 vom 11. Februar 2006 (ph)
Ergänzt um Nachrichten durch MA-Journal bis KW 40/2015


Mehr als zehn Jahre lang war Eduard Geyer, letzter Nationaltrainer der DDR-Fußballnationalmannschaft, der bestimmende Mann beim FC Energie Cottbus. 1997 führte er die Mannschaft in das DFB-Pokalfinale und stieg mit ihr in die Zweite Liga auf. Drei Jahre später stieg Geyer mit Energie Cottbus sogar in die Bundesliga auf. Entgegen aller Prognosen gelang ihm mit der Mannschaft trotz großer finanzieller und struktureller Probleme in der Lausitz zweimal der Klassenerhalt. Nach dem Zusammenbruch der DDR hatte Geyer gehofft, dass sein Fachwissen im bundesdeutschen Fußball gefragt sei. Als er feststellen musste, dass dem nicht so war, ging er seinen eigenen Weg: "Die Bundesliga wollte mich nicht. Also musste ich in die Bundesliga kommen" (Schwäb. Zeitung, 7.10.2004).

Laufbahn

Eduard Geyer begann bei SC Einheit Dresden mit dem Fußballspielen und wechselte 1968 zu Dynamo Dresden. Von 1969 bis 1975 absolvierte er 90 Begegnungen in der Oberliga und erzielte dabei sechs Treffer. 1971 gewann der Defensivspieler mit seinem Klub das Double (Meisterschaft und Landespokal), 1973 erneut die Meisterschaft. Im Herbst 1973 stand er bei den beiden legendären Europapokalspielen gegen Bayern München (3:4, 3:3) als linker Außenverteidiger in der Dresdener Mannschaft, wobei ihm Uli Hoeness einige Mal enteilte. Der Sprung in die A-Auswahl gelang Eduard Geyer, der als Spieler "Härte und Kampfkraft" besaß (kicker, 6.4.1992), nicht. Lediglich einige Einsätze in der Nachwuchs- und der Juniorenauswahl stehen zu Buche.

Nach Beendigung seiner aktiven Laufbahn wurde Eduard Geyer bei Dynamo Dresden zunächst Assistenz- und Jugendtrainer. Als Nachwuchstrainer förderte er eine Reihe zahlreicher Talente, die später zum festen Stamm der Dynamo-Mannschaft gehörten. Zum Saisonbeginn 1986/87 wurde er zum verantwortlichen Oberligatrainer berufen und wurde mit der Mannschaft auf Anhieb Vizemeister. Nach einem dritten Platz 1988 führte Eduard Geyer im folgenden Jahr Dynamo Dresden erstmals seit 1978 wieder zur DDR-Meisterschaft. Gleichzeitig beendete er damit die Vorherrschaft des BFC Dynamo, der zuvor zehn Jahre in Folge den Meistertitel gewonnen hatte. Im UEFA-Pokal drang Geyer mit Dynamo Dresden 1989 bis ins Halbfinale vor, wo die Mannschaft am Bundesligisten VfB Stuttgart scheiterte.

Nach diesen Erfolgen auf nationaler und internationaler Ebene berief der Fußballverband der DDR im Juli 1989 Eduard Geyer zum Auswahltrainer, das Amt des Dresdener Vereinstrainers behielt er zusätzlich. "Für zwei Mannschaften verantwortlich zu sein, ist natürlich eine enorme Belastung", sah sich Geyer zu Beginn seiner neuen Tätigkeit vor einer schweren Aufgabe. Nach den Misserfolgen seiner Vorgänger Bernd Stange und Manfred Zapf sollte Eduard Geyer die DDR-Auswahl endlich aus der Talsohle führen, in der sie sich seit vielen Jahren befand. "Wir werden keine Wunder vollbringen können, aber wir werden versuchen, Schritt für Schritt der Auswahl wieder ein eigenes Gesicht, einen ihr eigenen Stil zu geben", formulierte Geyer sein Ziel.

Doch die politischen Entwicklungen machten seine Planungen rasch zunichte, erschütterten sie doch nachhaltig auch den Fußball und seine Strukturen. Schon bald ging es für den Cheftrainer, der mit dem 3:0-Auswärtssieg gegen Island Anfang September 1989 seinen ersten Sieg mit der Nationalmannschaft feierte, mehr darum, die Spieler im Lande zu halten (die isk sprach vom "Damoklesschwert des totalen Ausverkaufs des DDR-Fußballs", 18.12.1989) als wirkliche Aufbauarbeit zu leisten. Da sich zudem die deutsche Vereinigung bald abzeichnete, verschwand auch die Perspektive (das Fernziel WM USA '94 blieb Makulatur), und Geyer blieb nur noch die Rolle des Amtsverwalters.

Gleichwohl feierte Geyer mit der DDR-Nationalelf noch eine ganze Reihe respektabler Erfolge, bevor sich das Team nach dem letzten Spiel gegen Belgien in Brüssel (2:0-Sieg durch zwei Sammer-Tore) auflöste: So gab es einen 2:1-Sieg über Vizeeuropameister UdSSR, einen 1:0-Sieg in Schottland (durch ein Doll-Tor) und ein 3:3-Unentschieden gegen Brasilien in Rio. Und im Herbst 1989 stand die DDR sogar kurz vor der Qualifikation für die Weltmeisterschaft 1990 in Italien. Im entscheidenden Spiel in Wien gegen Österreich hätte ein Unentschieden gereicht, doch drei Polster-Tore machten alle Hoffnungen zunichte. Geyer meinte später sarkastisch, der Mauerfall sei vier Wochen zu früh gekommen und die Spieler, denen westdeutsche Manager den Kopf verdrehten, hätten sich auf alles Mögliche konzentriert - nur nicht auf Fußball.

Vom Amt des Dresdener Klubtrainers trat Eduard Geyer, mit dessen strengen Führungsstil viele Spieler im Zeichen der Wende nicht mehr einverstanden waren, im April 1990 zurück. Er übergab die Aufgabe seinem Co-Trainer Reinhard Häfner, der Dynamo 1990 zum erneuten Gewinn der DDR-Meisterschaft führte und im selben Jahr auch den FDGB-Pokal holte. Geyer selbst meinte wenig später auf die Frage nach einem möglichen Bundesliga-Job: "Die Bundesliga reizt mich, aber nicht jetzt" (kicker, 12.4.1990). Zehn Jahre später konzedierte er: "Natürlich hatte ich unmittelbar nach der Wende die Hoffnung, auf den Zug aufzuspringen, aber es blieb bei den paar losen Anfragen" (kicker, 10.4.2000). Im bundesdeutschen Fußball gab es für den Nationaltrainer der nicht mehr existierenden DDR keinen Platz. So drohte Geyer die Arbeitslosigkeit, und er musste froh sein, dass ihm im Oktober 1990 Schalke 04 einen Job als Talentspäher für den Osten anbot.

Im Sommer 1991 wechselte Geyer, dessen Aktivitäten für die Stasi als Inoffizieller Mitarbeiter "Jahn" mittlerweile bekannt geworden waren ("Ich kann mich von Schuld nicht freisprechen. Im Nachhinein ist es beschämend", SPIEGEL, 6/1992), nach Ungarn zum Erstligisten FC Banyasz Siofok. Der Sachse führte die Mannschaft vom Plattensee in die Spitzengruppe des ungarischen Fußballs, doch dann ging bereits nach einem halben Jahr das Geld aus. Geyer kehrte nach Deutschland zurück und übernahm 1992 mangels einer Offerte aus dem Profilager den Oberligisten FC Sachsen Leipzig. Mit Sachsen Leipzig wurde Geyer Meister der Oberliga Nordost, doch der DFB verweigerte dem Traditionsklub die Lizenz, und so durfte er die Aufstiegsspiele erst gar nicht bestreiten.

Im Sommer 1994 heuerte Eduard Geyer, der der festen Überzeugung war, dass die Trainer aus den neuen Bundesländern "unterbewertet" wurden und ihnen auf Grund der mangelnden Beziehungen zu Leuten in einflussreichen Positionen die "Lobby" fehlte (SZ, 23.10.1996), beim damaligen Regionalligisten Energie Cottbus an. Damit begann eine langjährige, erfolgreiche Zusammenarbeit, in deren Verlauf Geyer in der Lausitz nicht nur rein sportlich die Weichen auf Profifußball stellte, sondern auch das Umfeld des Vereins professionell umkrempelte. Sechs Jahre später sollte die Zusammenarbeit mit dem Bundesligaaufstieg ihre Krönung erfahren.

Nach den Plätzen sieben und drei wurde Energie 1996/97 Regionalliga-Meister und schaffte in der Aufstiegsrunde gegen Hannover 96 den Zweitligaaufstieg. Im gleichen Jahr drang Geyer mit seiner Drittligamannschaft als erster Ostverein überhaupt sensationell ins Finale um den DFB-Pokal vor, auf dem Weg dorthin wurde u. a. der Karlsruher SC mit 3:0 ausgeschaltet. Im Berliner Endspiel setzte sich der VfB Stuttgart mit 2:0 durch. In dieser Zeit erreichte Energie auch eine Rekordserie von 57 ungeschlagenen Spielen.

In der 2. Bundesliga belegte Energie Cottbus im ersten Jahr einen achtbaren achten Platz, im zweiten Jahr konnten sich die Geyer-Schützlinge allerdings erst am vorletzten Spieltag vor dem Abstieg retten und wurden am Ende Elfter. In der Saison 1999/2000 strebte die "Multikulti-Truppe" von der polnischen Grenze (damals Spieler aus 13 Nationen, die Geyer zu einer Einheit formte) einen sicheren Mittelfeldrang an, hielt sich dann aber von Beginn an in der Spitze und schaffte als Tabellendritter schließlich sensationell den Bundesligaaufstieg. Geyer, dessen Ziel immer der Profifußball geblieben war, hatte sich somit selbst den Weg in die höchste deutsche Spielklasse geebnet.

Die erste Saison in der 1. Bundesliga stand bei Eduard Geyer unter einem einzigen Vorzeichen: Klassenerhalt. Der Coach selbst glaubte fest daran. Das Cottbuser Vereinsmagazin für die Saison 2000/01 zitierte ihn mit der Aussage "Ich bin noch nie abgestiegen." Energie Cottbus beendete das Meisterschaftsjahr auf Platz 14. Am letzten Spieltag konnte sich die Mannschaft mit einem 1:0-Erfolg über 1860 München den Klassenerhalt sichern. Geyer hatte während der Saison des Öfteren betont: "Ich bin kein Optimist, sondern ein realistischer Skeptiker, der von Spiel zu Spiel denkt" (kicker, 27.11.2000) und hatte so seine Mannschaft von Spieltag zu Spieltag aufgebaut.

Zu den Höhepunkten zählte für Geyer auch ein Sieg über Bayern München. Vorwürfe, er sei zu hart und zu unnachgiebig gegenüber seinen Spielern, wies Geyer zurück. "Wenn die Erfolge da sind, ist es doch wurscht, wie ich dahin komme. Jeder Trainer, der Erfolg garantieren kann, wird von den Vereinen gerne genommen" (TSP, 18.3.2001). Nach dem Klassenerhalt erklärte der Cottbuser Manager Klaus Stabach mit Blick auf Geyer: "Normalweise müsste man ihm hier ein Denkmal setzen" (Sport Bild, 30.5.2001).

Im zweiten Jahr im Oberhaus gelang es Eduard Geyer, mit seiner Mannschaft insgesamt so viele Punkte zu holen, dass Energie am Ende der Saison sich um einen Rang auf Platz 13 verbessert hatte. Wie nicht anders zu erwarten, hatte seine Mannschaft im Verlauf der Saison mit Höhen und Tiefen zu kämpfen. Eduard Geyer stieß sich vor allem an der mangelnden Einstellung des Fußball-Nachwuchses. Nicht nur mit Blick auf Cottbus sagte er: "Da gibt es Spieler mit einer Einstellung zum Leistungssport wie die Nutten auf St. Pauli. Sie rauchen, saufen, huren, gehen erst früh um sechs ins Bett und haben am nächsten Tag ein Spiel" (WELT, 22.10.2001).

Neben Lob - Geyer "denkt auch über den Tellerrand des Klubs hinaus" (VdV News, 10/2001) - gab es vernichtende Kritik an dieser Äußerung. So schrieb die Berliner taz (zitiert nach Hbg. Abl., 18.10.2001), Geyer habe eine "mittelmäßige Mannschaft hochgepeitscht, mit einer Nilpferdpeitsche und einer neunschwänzigen Katze. Dabei sind dem ehrgeizigen Zoni alle nach der Genfer Konvention verbotenen Foltermethoden recht". Vor Beginn der Meisterschaftsrunde hatte Eduard Geyer betont: "Wenn wir die Bundesliga in Cottbus auf Dauer halten, werde ich meine Karriere mit ziemlicher Sicherheit hier beenden. Denn Energie ist für mich mein Lebenswerk" (Sport Bild, 30.5.2001).

Das, was viele bereits im ersten Bundesligajahr für Energie Cottbus befürchtet hatten, trat in der Saison 2002/03 ein. Eduard Geyer gelang es nicht, die Mannschaft zu einer Einheit zu formen. Auch die Verpflichtung neuer Spieler brachte keine Konstanz. Nach Abschluss der Hinrunde lagen die Cottbuser mit 10 Punkten aus 17 Spielen abgeschlagen auf dem letzten Tabellenplatz. Eduard Geyer litt unter der Situation. Die FAZ (19.10.2002) titelte: "Der sanfte Wechsel eines Wüterichs" und ließ Manager Stabach mit der Aussage zu Wort kommen: "Die Lage unseres Vereins kratzt schon an seiner Natur." Eduard Geyer veränderte sich. "Er hat ... ein feineres Gespür für seine Mannschaft entwickelt", schrieb die FAZ. "Er hat begriffen, dass Niederlagen nicht zwangsläufig das Resultat von Faulheit sind."

Und seine Mannschaft zog mit. Nach fünf Spielen der Rückrunde hatte Energie 13 Punkte geholt. Eduard Geyer aber warnte vor zu frühem Optimismus. "Geheilt sind wir noch lange nicht", sagte er in einem Interview mit der taz (1./2.3.2003). Und er sollte Recht behalten. Es reichte nicht. Cottbus musste nach drei Jahren das Fußball-Oberhaus verlassen. Einen der Hauptgründe für den Abstieg sah Eduard Geyer in der Tatsache, dass es "sehr schwer ist, Bundesliga-Fußball in einer wirtschaftlich schwachen Region zu erhalten" (Hbg. Abl., 3./4.5.2003).

Obwohl der Misserfolg bei Geyer seine Spuren hinterließ, entschloss er sich, seinen Vertrag bis zum Jahr 2006 zu verlängern. "Cottbus darf nicht von der Fußball-Landkarte verschwinden", begründete er im kicker (5.5.2003) seine Motivation. Und in der Welt (12.5.2003) erklärte er: "Ich will nicht von einer sofortigen Bundesliga-Rückkehr sprechen. Ich hoffe, dass wir die Zweite Liga erhalten. Das wird schwer genug, denn unsere finanziellen Mittel werden noch knapper." Im November 2003 erschien in der taz (12.11.2003) ein Beitrag unter der Überschrift: "Bereit für Cottbus II." Nach dem Abstieg, so die Zeitung, sei Geyer "angeschlagen" gewesen, "nun hat er sich berappelt - und versucht, der Erfolgsgeschichte ein neues Kapitel anzufügen".

Am Ende aber gab die Energiemannschaft den schon fast sicheren Wiederaufstieg aus den Händen. In den letzten neun Spielen holte die Mannschaft lediglich einen Sieg. Und trotzdem scheiterte der Aufstieg - punktgleich mit dem Tabellendritten Mainz 04 - nur am schlechteren Torverhältnis. Es war klar, dass durch diese verpasste Chance in Cottbus ein radikaler Schnitt folgen musste. Auch Eduard Geyer bekam das zu spüren. Trotzdem saß er auch zu Beginn der zehnten Meisterschaftssaison noch auf der Cottbuser Trainerbank. Doch er erreichte die Spieler nicht mehr. "Bei den Taktikbesprechungen herrscht das große Gähnen", schrieb die FAZ (24.11.2004).

Als Energie Cottbus am 22. November 2004 das Heimspiel gegen Alemannia Aachen mit 1:2 verlor und damit auf den 14. Tabellenplatz abrutschte, war das Ende der Ära Geyer besiegelt. Das Management konnte dem Druck der örtlichen Sponsoren und der Wirtschaft nicht länger standhalten. "Von dieser Seite wurde schon seit längerem am Ast des Coaches gesägt", hieß es im kicker (25.11.2004). Energie-Präsident Dieter Krein erklärte: "Wir haben übereinstimmend festgestellt, so kann die Talfahrt nicht weitergehen" (SZ, 21.11.2004). Die Zeitung schrieb weiter, Eduard Geyer habe sich "nach zehn Jahren in Cottbus unter Tränen vom Team" verabschiedet. Sein Nachfolger wurde Co-Trainer Patrick Sander. Am Ende der Saison 2004/05 rettete ein Tor Energie Cottbus vor dem Abstieg in die Regionalliga.

Der bis 2006 datierte Vertrag zwischen Geyer und Energie Cottbus wurde im Frühjahr 2005 im beiderseitigen Einvernehmen aufgelöst. Im Mai 2005 unterschrieb Eduard Geyer beim Klub Al Nasr in Dubai (VAE) einen Zweijahresvertrag und wurde Nachfolger von Frank Pagelsdorf. Er erfüllte sich damit einen Wunsch, den er schon im Jahr 2001 gegenüber dem kicker (5.7.2001) geäußert hatte: "Noch mal ins Ausland, das wäre toll." Doch das Glück währte nicht lange, denn im Januar 2006 wurde Geyer nach knapp achtmonatiger Tätigkeit in Dubai gefeuert.

Eduard Geyer, "ein Feldwebeltyp" (SPIEGEL, 21.4.1997) mit einem, so das Hamburger Abendblatt, "antiquiert-autoritären Stil" (19.4.1997), gilt als ein sehr geradliniger Mann und fordert als Trainer von seinen Spielern vor allem Disziplin ("In einem Kollektiv braucht man straffe Regeln", FAZ, 23.10.1996) und Leidenschaft. Der als engagiert und durchsetzungsfähig geltende Fußballlehrer, den einer seiner Spieler einmal als "sehr ehrgeizig, sehr explosiv" (SZ, 23.10.1996) charakterisierte, pflegt einen rauen Umgangston ("Lob? Das ist nicht mein Brot. Die Spieler kriegen genug Lob von ihrer Verwandtschaft und ihren Freunden", FAZ, 13.12.1999) und verfährt nach der Prämisse: "Der Klub ist alles, Spieler kann man austauschen" (FAZ, 13.12.1999).

"Dieser knorrige Sachse bündelt Attribute, die den Erfolgreichen seit jeher eigen sind", schrieb Sport Bild bereits nach dem Erreichen des Pokalfinales 1997 über Eduard Geyer und listete die folgenden Attribute auf: "harter Hund, pedantisch, abergläubisch bis ins Mark, akribisch wie ein preußischer Amtmann, fleißig, ehrgeizig, selbstbewusst, stur, unbequem, nie zufrieden - einfach gut" (11.6.1997). Und Matthias Sammer meinte über seinen einstigen Trainer bei Dynamo Dresden: "Er ist ein knallharter Arbeiter, der keine Kompromisse duldet" und ergänzte: "Ich habe von ihm gelernt, dass man als Fußballer eine gewisse Härte braucht, um sich durchzusetzen" (kicker, 10.4.2000).

Informationen und Meldungen zum weiteren Fortgang der Karriere siehe Journal

Persönliches

Der im oberschlesischen Bielitz geborene Eduard Geyer ist gelernter Diplom-Sportlehrer. Er ist verheiratet und hat mit seiner Frau Angelika, mit der er ein eigenes Haus in Dresden bewohnt, zwei Söhne (Jan und Ronald). Seinen Ehrgeiz, immer siegen zu wollen, bekamen auch seine beiden Söhne in den Kinderjahren des Öfteren zu spüren. Selbst beim "Mensch ärgere dich nicht"-Spiel kannte Geyer, der, so die taz, eine Umgebung braucht, "in der keine Witze über seinen sächselnden Slang gemacht werden und wo er nicht den Mann von Welt mimen muss" (29.5.2000), keine Freunde und ließ nie jemanden aus Mitleid gewinnen.

Der Ordnungsfanatiker ("Ich kann nichts rumliegen sehen") hat, wie der stern (49/1999) feststellte, "auch weiche Seiten", interessiert sich für Theater und Ballett und mag hier besonders "Schwanensee". Der Literatur gegenüber ist Geyer sehr aufgeschlossen. Während seiner Cottbuser Zeit las er immer zwei Bücher parallel - eins in Cottbus und eins zu Hause in Dresden. Zu seiner Freizeitgestaltung gehören auch viele Wanderungen mit seiner Frau im Erzgebirge oder in der Sächsischen Schweiz. In einem Interview mit dem Hamburger Abendblatt (3./4.5.2003) aber gestand er ein: "Ich denke immer an Fußball. Wenn ich keinen Erfolg habe, leide ich darunter. Ganz gleich ob Theater oder Kino, ich kann Privatleben und Beruf nicht trennen."

2015: Eduard Geyer: "Einwürfe. Über Fußball, die Welt und das Leben in Gesprächen mit Gunnar Meinhardt". Verlag Neues Leben. 2015

Karriere in Zahlen

Stationen als Spieler:

1961 - 1968: SC Einheit Dresden
1968 - 1975: SC Dynamo Dresden

Stationen als Trainer:

1975 - 1986: Jugend- und Assistenztrainer Dynamo Dresden
1986 - 4. April 1990: Cheftrainer Dynamo Dresden
Juli 1989 - 12. Sept. 1990: Nationaltrainer DDR
29. Okt. 1990 - 1991: Talentspäher Schalke 04
1991 - Febr. 1992: FC Banyasz Siofok
1992 - 5. April 1994: FC Sachsen Leipzig
1. Juli 1994 - 23. Nov. 2004: Energie Cottbus
Mai 2005 - Jan. 2006 Al Nasr Dubai (Vereinigte Arabische Emirate)

Erfolge als Spieler:

Neunmal DDR-Nachwuchsauswahl
Viermal DDR-Juniorenauswahl
90 Oberligaspiele (6 Tore)
DDR-Meister 1971, 1973
DDR-Pokalsieger 1971

Erfolge als Trainer:

DDR-Meister 1989
DDR-Vizemeister 1987
UEFA-Cup-Halbfinalist 1989
DFB-Pokalfinalist 1997
BL-Aufstieg 2000

Journal

Ergänzungen aus MA-Journal. Die nachfolgenden Meldungen werden bei der nächsten redaktionellen Bearbeitung in den Text integriert.

Mai 2006: Der FC Sachsen Leipzig verpflichtet Eduard Geyer als Sportdirektor. Geyer erhält beim Fußball-Oberligisten einen Zweijahresvertrag.

Oktober 2006: Eduard Geyer kehrt auf die Trainerbank zurück. Beim Oberligisten Sachsen Leipzig übernimmt er neben dem Sportdirektorposten nun auch das Amt des Cheftrainers.

Juli 2007: Eduard Geyer löst seinen Vertrag als Trainer des Oberligisten FC Sachsen Leipzig auf.

September 2007: Regionalligist Dynamo Dresden entlässt Trainer Norbert Meier. Nach der 1:2-Niederlage in Emden befand sich das Team nur auf dem elften Tabellenplatz in der Regionalliga Nord. Als neuer Trainer wird Eduard Geyer verpflichtet, der einen Vertrag bis Juni 2009 erhält.

2. Juni 2008: Dynamo Dresden trennt sich von Trainer Eduard Geyer, obwohl sich der Verein für die neue Dritte Liga qualifiziert hat. Grund für die Trennung sind interne Auseinandersetzungen über die künftige Ausrichtung der Mannschaft.

November 2014: Eduard Geyer wird zum Ehrenspielführer von Dynamo Dresden ernannt.



Der Artikel über Fedor Aleksandrovič Abramov ist nur einer von derzeit mehr als 650 Artikeln über Leben und Werk herausragender Schriftsteller des 20. und 21. Jahrhunderts im „KLfG – Kritisches Lexikon zur fremdsprachigen Gegenwartsliteratur“ Das KLfG bietet ausführliche Biografien, verzeichnet alle Originalausgaben und sämtliche Übersetzungen ins Deutsche sowie die wichtigste Sekundärliteratur.
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