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Nation: | Schweiz |
von Jürgen Egyptien
Stand: 01.03.1997
Entwicklungslosigkeit sowohl in stilistischer wie in thematischer Hinsicht ist der stärkste Eindruck, den die Lektüre der Texte Adelheid Duvanels hinterläßt. Vielleicht erklärt sich dieses Phänomen aus dem relativ späten Beginn ihrer literarischen Produktivität. Jedenfalls weist Duvanels Prosa von Anfang an ihren ganz spezifischen Ton und ihre ganz spezifische Stimmung auf, weswegen die frühesten Erzählungen auch problemlos in spätere Bände wiederaufgenommen werden konnten. Überhaupt bilden die Veröffentlichungen Duvanels eine strenge Einheit, eine Einheit freilich, innerhalb derer jeder einzelne Text mit jedem anderen den Platz tauschen könnte. Die Ursache dafür liegt pointiert gesagt darin, daß das Werk von Duvanel überhaupt nur aus einem einzigen Text besteht, der sich lediglich in eine Vielzahl von Varianten aufgefächert hat. Als Tendenz dieses offenbar zwanghaften Wiederholungsrituals ließe sich höchstens eine immer größere Konzentration und Verknappung ausmachen. Der durchschnittliche Textumfang ihrer Geschichten nimmt dabei von vier auf zwei Seiten ab und unterstreicht die gattungsmäßige Geschlossenheit von Duvanels Werk, das sich ausschließlich aus Prosaminiaturen zusammensetzt.
Diese Kürzestgeschichten kreisen sämtlich um das Thema der Entfremdung und einer unaufhebbaren Einsamkeit. Sie liefern die Skelette von Lebensläufen oder bloße Lebenssplitter randständiger Existenzen. ...