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Nation: | Deutschland |
von Fischer, Ulrich
Stand: 15.09.2012
Dea Lohers Stücke sind, obwohl sie oft mit einer Katastrophe enden, keine Tragödien. Die Dramatikerin lässt ihre Heldinnen oder Helden nie notwendig an einem übermächtigen Schicksal scheitern – das wäre die Voraussetzung, um das Muster des Trauerspiels zu erfüllen -, vielmehr gibt es stets Alternativen. An der Differenz zwischen dem Scheitern der Protagonisten und einer unausweichlichen Katastrophe bemessen sich die – geringe – Freiheit und Hoffnung, die bleiben, sowohl für die Gesellschaft als auch für den Einzelnen.
Schon an „Olgas Raum“ (1992) ist dieses Muster ablesbar. Mit „Raum“ ist nicht nur der konkrete Kerker gemeint, in dem Olga – einer realen Figur der Zeitgeschichte, einer von den Nationalsozialisten aus politischen und rassistischen Gründen verfolgten Kommunistin nachgebildet – gefangen gehalten wird, sondern, im übertragenen Sinne, auch der Spielraum, der ihr bleibt. Sie erwägt, ob sie nicht ihr Leben retten könnte, wenn sie auf die Seite ihrer Peiniger wechselte. Olga verwirft diese Möglichkeit, weil sie überzeugt ist, sie gäbe mit dem Überlaufen zum Gegner ihre Identität auf. In ihrer Stärke, der Versuchung standzuhalten, liegt die Hoffnung.
Aussichtslos scheint zunächst auch die Lage der Heldin in ...