Nabil al- Arabi
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Internationales Biographisches Archiv
Nabil al-Arabi (Elaraby) wurde 1935 in Kairo geboren.
A. absolvierte bis 1955 ein juristisches Studium an der Universität Kairo, anschließend an der juristischen Fakultät der New York University. Dort erwarb er 1969 einen Master-Abschluss (LL.M.) in internationalem Recht und 1971 den Titel eines Dr. jur. (J.S.D.).
Karriere im Diplomatischen DienstA. war von 1973 bis 1975 juristischer Berater der ägyptischen Delegation bei der Nahost-Friedenskonferenz der Vereinten Nationen (UNO) in Genf. Als Leiter der Rechts- und Vertragsabteilung des ägyptischen Außenministeriums (1976-1978) gehörte er 1978 zur Delegation, die mit Israel das Friedensabkommen von Camp David ausgehandelt hatte. Von 1978 bis 1981 war A. Stellvertreter des ständigen Vertreters Ägyptens bei der UNO in New York.
1981 ging er als Botschafter nach Indien. 1983 kehrte er auf seinen früheren Posten im Außenministerium zurück. Von 1987 bis 1991 war er ständiger Vertreter Ägyptens im UN-Büro in Genf. Während dieser Zeit leitete er 1985 bis 1989 die ägyptische Delegation im Schiedsverfahren um die Stadt Taba, die im Sechstage-Krieg 1967 von Israel besetzt worden, aber von Ägypten beansprucht wurde und über die im israelisch-ägyptischen Friedensvertrag von 1979 keine Einigung erzielt worden war. 1989 bis 1992 war A. am Schiedsgericht der Internationalen Handelskammer in Paris in einem Streit um den Suez-Kanal tätig, 1990 wurde er auch zum Richter am Schiedsgericht der Organisation der Arabischen Erdöl exportierenden Staaten (OAPEC) berufen.
Ägyptischer UN-Vertreter1991 wechselte A. zurück nach New York, wo er bis 1999 Ständiger Vertreter Ägyptens bei der UNO war. 1993, 1994 und 1997 war er dort Vizepräsident der Vollversammlung, 1996 Präsident des Sicherheitsrates und von 1994 bis 2004 Mitglied der Völkerrechtskommission.
1999 bis 2001 war A. Kommissar bei der UN-Entschädigungskommission in Genf. 2001 ging A. als Richter an den Internationalen Gerichtshof in Den Haag (bis 2006). Von 2000 bis 2010 gehörte er außerdem dem Verwaltungsrat des Internationalen Friedensforschungsinstituts (SIPRI) in Stockholm an, sowie 2001-2007 dem Board of Trustees der American University of Cairo (AUC).
2008-2011 war A. in einer privaten Anwaltskanzlei ("Zaki Hashem") und als Direktor des Regionalzentrums Kairo des Internationalen Handelsschiedsgerichts (CRCICA) tätig. Dazu fungierte er ab 2008 als Berater der sudanesischen Regierung in den Auseinandersetzungen mit der sudanesischen Volksaufstandsbewegung (People’s Revolutionary Movement).
Interims-Außenminister 2011Anfang Febr. 2011 forderten auf landesweiten Großdemonstrationen mehr als eine Mio. Ägypter den Rücktritt von Staatspräsident
Nach dem Rücktritt Mubaraks (11.2.) wurde A. am 6. März 2011 im Kabinett der Übergangsregierung von
Zwar schied A. schon nach knapp drei Monaten (1.6.2011) wieder aus der Regierung aus, jedoch hatte er in dieser kurzen Zeit bereits deutliche Zeichen gesetzt: Er kündigte an, die seit etwa 30 Jahren ruhenden diplomatischen Beziehungen zwischen Ägypten und Iran auf eine neue Grundlage zu stellen; er ordnete die ständige Öffnung des Grenzübergangs Rafah zum Gazastreifen an und beendete damit eine Blockadepolitik Israels gegenüber Gaza, die auch von Ägypten mitgetragen worden war. Ebenso initiierte er ein im Mai 2011 in Kairo unterschriebenes Versöhnungsabkommen zwischen den verfeindeten Palästinenser-Organisationen Hamas, die Gaza kontrollierte, und der im Westjordanland regierenden Fatah, das aber letztlich scheiterte.
Generalsekretär der Arabischen LigaAuf einer Sitzung der Arabischen Liga (engl. LAS) am 15. Mai 2011 in Kairo wurde A. einstimmig zum neuen Generalsekretär gewählt und damit zum Nachfolger seines Landsmannes
Die 1945 gegründete LAS mit Sitz in Kairo (1979-1990: Tunis) hatte es sich zur Aufgabe gestellt, v. a. die Beziehungen zwischen den Mitgliedsstaaten zu stärken sowie für die Unabhängigkeit und Souveränität aller arabischer Staaten, einschließlich der Anerkennung Palästinas als unabhängigem Staat, einzutreten. Seit 1993 gehörten der LAS 22 asiatische und afrikanische Staaten an (inkl. der Palästinensischen Befreiungsorganisation PLO). Die Verwaltung, Durchführung und diplomatische Vertretung der Liga-Angelegenheiten obliegt einem Generalsekretariat. Von A.s Wahl an die Spitze der LAS erhofften sich die Regierungen der Mitgliedsstaaten eine Stärkung der von Widersprüchen zwischen autoritär geführten Staaten in Nordafrika und den konservativen arabischen Golfstaaten gelähmten und zerstrittenen Organisation. Die desolate Lage der LAS hatte auch A.s ab 2001 amtierender Vorgänger Moussa trotz mehrfacher Reform- und Einigkeitsbemühungen nicht wesentlich ändern können.
Die LAS-Mitgliedsstaaten ("Jahrzehntelang ... Klub narzisstischer Despoten"; SZ, 9.3.2012) setzten nun große Hoffnungen in A., der als erfahrener Vermittler und als unbelastet von Korruptionsvorwürfen galt. Dass er sich der Bürde dieser Aufgabe bewusst war, unterstrich er mit der Aussage in seiner Antrittsrede: "Das ist die schwerste Aufgabe, die ich je übernommen habe" (zit. nach FR, 17.5.2011).
Dies wurde schnell deutlich in Syrien, als Diktator
Nach dem schnellen Scheitern einer LAS-Beobachtermission im Jan. 2012 folgte im Febr. 2012 der Beschluss der Liga, den Kontakt mit dem syrischen Regime abzubrechen. Außerdem wurde zur Unterstützung der syrischen Opposition aufgerufen. Unterdessen eskalierte der Aufstand gegen Assad zu einem blutigen Bürgerkrieg und einer komplexen militärischen Auseinandersetzung verschiedenster, zeitweise rd. 100 Rebellengruppen.
Letzten Endes konnte sich Assad mit Hilfe Russlands und Irans aber lange an der Macht halten, sodass die LAS 2021 einen Prozess der Wiederannäherung zwischen Syrien und den anderen arabischen Staaten startete. Dem folgte im Mai 2023 die Wiederaufnahme Syriens in die Arabische Liga, im Dez. 2024 dann der überraschende Sturz von Assad durch die islamistische Rebellengruppe HTS.
Bereits im Juli 2016 war A. nach fünf Jahren aus dem Amt geschieden. Nachfolger als LAS-Generalsekretär wurde sein Vorgänger im ägyptischen Außenressort, Ahmed Aboul Gheit.
A. war verheiratet und hatte zwei Söhne und eine Tochter. Alle drei graduierten an der AUC in Kairo (1987, 1993 und 2002). A.s Hobby war Tennis. Er starb im Aug. 2024 im Alter von 89 Jahren in Kairo.
A. hat zahlreiche Beiträge auf Arabisch und Englisch veröffentlicht, vorwiegend in juristischen und politischen Zeitschriften und Sammelwerken.
Auszeichnungen u. a.: Ritter der Republik Italien (62), Orden der Republik (Ägypten, 76).
Weitere Mandate/Mitgliedschaften u. a.: Weltorganisation für geistiges Eigentum (WIPO), Amerikanische Gesellschaft für Internationales Recht, Ägyptische Gesellschaft für Internationales Recht (Vorstand), Ständiger Schiedshof in Den Haag (engl. PCA; ab 05), Internationales Zentrum zur Beilegung von Investitionsstreitigkeiten (ICSID; ab 06), Internationales Sport-Schiedsgericht (ICAS; 01-18).