Als der Kanadier Darren Haydar im Sommer 2013 einen Einjahresvertrag beim EHC Red Bull München unterschrieb, titelte das Fachorgan Eishockey News (eishockeynews.de, 25.7.2013) geradezu begeistert: "Ein Kracher kommt in die bayerische Landeshauptstadt." Der Stürmer, der ab 2002 vergeblich versucht hatte, in der NHL Fuß zu fassen (insgesamt 23 Spiele), avancierte in der bayrischen Landeshauptstadt dann aber zur großen Enttäuschung. In der nordamerikanischen Profiliga war Haydar vor allem an drei Voraussetzungen gescheitert, wie auf der Website www.nhl.com (12.12.2012) konstatiert wurde: "Geschwindigkeit. Größe. Fitness." Nicht wenige Trainer der NHL schätzten an ihm seine Torgefährlichkeit und seinen Hockey-IQ, trauten ihm aber nicht zu, in harten körperlichen Auseinandersetzungen bestehen zu können.
Laufbahn
Darren Haydar wuchs in der knapp 85.000 Einwohner zählenden Stadt Milton auf, gelegen an der Niagara-Schichtstufe rund 40 km westlich von Toronto. Bevor er Profi wurde, spielte er drei Jahre für die Milton Merchants in der Ontario Provincial Hockey League. Bereits in seiner zweiten Saison überzeugte er als Torschütze und Scorer (51 Spiele, 32 Tore, 100 Scorerpunkte). Im folgenden Jahr konnte er seine Werte noch erheblich verbessern und stellte mit 71 Toren und 140 Scorerpunkten Ligarekorde auf. Im Sommer 1998 wechselte er zum Team der University of New Hampshire in die USA.
2002 verließ Darren Haydar, der im NHL-Draft 1999 in der neunten Runde von den Nashville Predators gezogen wurde, das Uni-Team und unterschrieb einen Vertrag bei den Milwaukee Admirals, dem in der AHL spielenden Farmteam der Nashville Predators. Gleich in der ersten Saison holte ihn der Coach der NHL-Mannschaft für zwei Spiele. Doch dabei blieb es. Bis zum Ende der Saison 2005/06 absolvierte Darren Haydar insgesamt 277 Spiele für die Admirals in der regulären Saison (110 Tore, 276 Scorerpunkte). In allen vier Jahren erreichte man die Play-offs. Auch dort überzeugte der Stürmer mit Toren und Punkten (33 Treffer, 73 Scorerpunkte). Am erfolgreichsten verliefen für ihn die Play-offs 2004, wo er mit seinem Team AHL-Meister wurde und den Calder Cup gewinnen konnte.
Die Hoffnung auf mehr NHL-Einsätze brachte ihn im Sommer 2006 zu den Atlanta Trashers. Nach Ende der Spielzeit standen in seiner Statistik aber lediglich vier NHL-Spiele, während er für das Farmteam, die Chicago Wolves, 73 Spiele bestritten hatte. Mit seinen dort erreichten Werten aber konnte er außerordentlich zufrieden sein. Mit 122 Scorerpunkten (41 Tore) war er der erfolgreichste Punktesammler in der AHL und wurde mit dem Les Cunningham Award (bester Spieler der AHL) geehrt. Motiviert durch diese Erfolge arbeitete Darren Haydar im Sommertrainingslager besonders hart. Aus dem Camp wurde er zu Beginn der Saison 2007/08 direkt in die NHL-Mannschaft geholt. Er bestritt sechzehn Spiele für die Trashers (ein Tor, sieben Assists) und lief vor allem in der zweiten Powerplay-Formation auf. Doch er konnte die Verantwortlichen nicht überzeugen und wurde zurück ins Farmteam geschickt. Mit den Wolves gewann am Saisonende zum zweiten Mal den Calder Cup. Zum Meisterschaftserfolg steuerte er in den Play-offs 27 Scorerpunkte bei.
Im Sommer 2008 unterschrieb Darren Haydar einen Zwei-Wege-Kontrakt bei den Detroit Red Wings. Seine Hoffnung auf NHL-Einsätze aber erfüllte sich nicht. Stattdessen spielte er für die Grand Rapids in der AHL (79 Spiele, 80 Scorerpunkte, 31 Tore). Auch der 2009 erfolgte Wechsel zu den Colorado Avalanche sollte sich für Darren Haydar nicht auszahlen. Ein einziges Spiel bestritt er für den NHL-Klub, 66 Begegnungen hingegen für die Lake Erie Monsters in der AHL. Im Sommer 2010 wechselte er zurück zu den Chicago Wolves.
Als Darren Haydar im Sommer 2012 zum dritten Mal einen Ein-Wege-Vertrag bei den Wolves unterschrieb, bekannte er: "Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass das mich nicht frustriert. Aber es gibt Dinge, die man im Leben einfach akzeptieren muss" (www.nhl.com, 12.12.2012). Damit sprach er seine körperlichen Voraussetzungen an. Mit 81 kg Gewicht und einer Körpergröße von 1,78 m ist er "für die beste Liga der Welt schlichtweg zu klein" (www.merkur-online.de, 29.8.2013).
John Andersson, 2012 Assistenztrainer der Phoenix Coyotes, charakterisierte Darren Haydar mit den Worten: "Er besitzt die Superstar-Eigenschaft, das Spiel lesen zu können. Aber falls er (in die NHL) geht, müsste er in mindestens zwanzig Spielen im Powerplay auf dem Eis stehen, in jedem Powerplay, um zu sehen, ob er tatsächlich überleben kann" (www.nhl.com, 12.12.2012). Und der stellvertretende Generalmanager der Detroit Red Wings Jim Nill meinte: "Er steht zwischen den Stühlen." Sein Niveau liege genau zwischen NHL und AHL. Darren Haydar bestritt zwischen 2010 und 2013 für Chicago Wolves 218 Spiele (plus fünf Play-off-Begegnungen), erzielte 68 Tore und erreichte188 Scorerpunkte.
Im Sommer 2013 zog Darren Haydar einen vorläufigen Schlussstrich unter seine Karriere in Nordamerika. "Ich muss zur Kenntnis nehmen, dass Eishockey ein Geschäft ist", bekannte er und fügte hinzu: "Doch ich möchte spielen, um leben zu können" (www.nhl.com, 12.12.2012). Mit seinem Wechsel in die DEL zu den Red Bull München bestritt er einen neuen Weg. Der Münchner Merkur (merkur-online, 25.7.2013) nannte ihn "eine große Nummer, nicht nur für den EHC". Münchens Coach Pierre Pagé sah in der Verpflichtung des Kanadiers eine hervorragende Möglichkeit, die von ihm prononcierte Nachwuchsausbildung zu unterstützen. "Er ist … definitiv ein Führungsspieler, von dem wir und unsere Talente profitieren werden."
Doch der als DEL-Superstar angekündigte Darren Haydar wurde bei den Red Bulls zur großen Enttäuschung. Mit 13 Toren und 35 Scorerpunkten in 44 Spielen war seine Bilanz eher bescheiden und mit seinem Team schied er bereits im Viertelfinale der Play-offs aus. Bereits nach der Hauptrunde hatte das Fachorgan Eishockey-News in seinem Sonderheft "Stars des deutschen Eishockeys" eine ernüchternde Bilanz gezogen: "Der AHL-Superstar konnte die hoch gespannten Erwartungen nie erfüllen. Spielte ohne Engagement und vermied möglichst jeden Körperkontakt. (...) War sein Geld nicht wert."
Persönliches
Darren Haydar ist seit 2011 verheiratet mit Frau Sara. Die Hochzeit musste mehrfach verschoben werden, da Sara an Kehlkopfkrebs erkrankt war und drei Jahre lang mit einem Luftröhrenschnitt leben musste. Nach mehr als 30 Operationen war der Krebs besiegt. Die Familie erhielt im Oktober 2013 Zuwachs, ein Sohn wurde geboren.
Adresse
c/o EHC Red Bull München GmbH, Osterwaldstraße 10, 80805 München, Tel.: 089 30669100, Fax: 089 30669104, E-Mail: icehockeyrbm.office@redbulls.com, Internet: www.redbullmuenchen.de
Karriere in Zahlen
Erfolge:
Gewinn des Calder Cups 2004, 2008 |
Les Cunningham Award (bester Spieler der AHL) 2007 |
Vereins-Statistik:
Reguläre Saison
Saison |
Team |
Liga |
Sp |
T |
A |
Pkt |
+/- |
Min |
95/96 |
Milton |
OPJHL |
6 |
1 |
2 |
3 |
| 4 |
96/97 |
Milton |
OPJHL |
51 |
32 |
68 |
100 |
| 68 |
97/98 |
Milton |
OPJHL |
51 |
71 |
69 |
140 |
| 65 |
98/99 |
New Hamp. |
H-East |
41 |
31 |
30 |
61 |
| 34 |
99/00 |
New Hamp. |
H-East |
38 |
22 |
19 |
41 |
2 |
42 |
00/01 |
New Hamp. |
H-East |
39 |
18 |
23 |
41 |
24 |
38 |
01/02 |
New Hamp. |
H-East |
40 |
31 |
45 |
76 |
20 |
28 |
02/03 |
Nashville |
NHL |
2 |
0 |
0 |
0 |
-1 |
0 |
02/03 |
Milwaukee |
AHL |
75 |
29 |
46 |
75 |
17 |
36 |
03/04 |
Milwaukee |
AHL |
73 |
22 |
37 |
59 |
15 |
35 |
04/05 |
Milwaukee |
AHL |
59 |
24 |
26 |
50 |
9 |
42 |
05/06 |
Milwaukee |
AHL |
80 |
35 |
57 |
92 |
-2 |
50 |
06/07 |
Atlanta |
NHL |
4 |
0 |
0 |
0 |
0 |
0 |
06/07 |
Chicago |
AHL |
73 |
41 |
81 |
122 |
24 |
55 |
07/08 |
Atlanta |
NHL |
16 |
1 |
7 |
8 |
4 |
2 |
07/08 |
Chicago |
AHL |
51 |
19 |
39 |
58 |
5 |
52 |
08/09 |
Gr. Rapids |
AHL |
79 |
31 |
49 |
80 |
-22 |
26 |
09/10 |
Colorado |
NHL |
1 |
0 |
0 |
0 |
0 |
0 |
10/11 |
Lake Erie |
AHL |
66 |
23 |
41 |
64 |
-13 |
60 |
10/11 |
Chicago |
AHL |
77 |
27 |
47 |
74 |
7 |
60 |
11/12 |
Chicago |
AHL |
70 |
21 |
36 |
57 |
9 |
32 |
12/13 |
Chicago |
AHL |
71 |
20 |
37 |
57 |
12 |
58 |
13/14 |
München |
DEL |
44 |
13 |
22 |
35 |
6 |
22 |
NHL gesamt: |
| 23 |
1 |
7 |
8 |
3 |
2 |
AHL gesamt: |
| 774 |
292 |
496 |
788 |
| 506 |
DEL gesamt: |
| 44 |
13 |
22 |
35 |
| 22 |
Play-offs
Saison |
Team |
Liga |
Sp |
T |
A |
Pkt |
+/- |
Min |
02/03 |
Milwaukee |
AHL |
6 |
1 |
4 |
5 |
-6 |
2 |
03/04 |
Milwaukee |
AHL |
22 |
11 |
15 |
26 |
8 |
10 |
04/05 |
Milwaukee |
AHL |
7 |
3 |
4 |
7 |
1 |
14 |
05/06 |
Milwaukee |
AHL |
21 |
18 |
17 |
35 |
7 |
18 |
06/07 |
Chicago |
AHL |
15 |
10 |
14 |
24 |
4 |
14 |
07/08 |
Chicago |
AHL |
24 |
12 |
15 |
27 |
8 |
8 |
08/09 |
Gr. Rapids |
AHL |
10 |
4 |
7 |
11 |
5 |
4 |
11/12 |
Chicago |
AHL |
5 |
4 |
4 |
8 |
2 |
0 |
13/14 |
München |
DEL |
2 |
1 |
1 |
2 |
0 |
12 |
AHL gesamt: |
| 110 |
36 |
80 |
143 |
| 70 |
DEL gesamt: |
| 2 |
1 |
1 |
2 |
| 12 |
Statistik Auswahlmannschaft:
Jahr |
Team |
Ereignis |
Sp |
T |
A |
Pkt |
+/- |
Min |
13/14 |
Team Canada |
Spengler Cup |
4 |
2 |
4 |
6 |
-2 |
0 |