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MUNZINGER Personen

Gaetano Martino

italienischer Physiologe und Politiker; Dr. med.
Geburtstag: 25. November 1900 Messina/Sizilien
Todestag: 21. Juli 1967 Rom
Nation: Italien

Internationales Biographisches Archiv 42/1967 vom 9. Oktober 1967


Blick in die Presse

Wirken

Gaetano Martino wurde am 25. Nov. 1900 in Messina (Sizilien) als Sohn des dortigen Bürgermeisters geboren. Er studierte Medizin an der Universität Rom und promovierte 1923 zum Dr. med. 1924 wurde er Assistent an einem Physiologischen Institut und folgte dann von 1930-1934 einem Ruf als Ordinarius für Physiologie an die Universität Asunción in Paraguay. Nach Italien zurückgekehrt, war er von 1934-1936 zunächst Professor für Biochemie an der Universität Messina, wo er seit 1936 einen Lehrstuhl für Physiologie des Menschen innehatte. Als Physiologe hat er internationales Ansehen gewonnen, besonders auch als Autor einiger fachwissenschaftlicher Werke wie "Elementi di Fisiologia Umana" (40), "Dizionario di Fisiologia dell'uomo" (45) u.a.m. Er gehörte als Mitglied zahlreichen in- und ausländischen wissenschaftlichen Gesellschaften an. M. wurde 1943 Rektor der Universität Messina. Er war zuletzt Professor für Physiologie an der Universität Rom und zugleich Leiter des physiologischen Instituts dieser Universität. 1966 wurde er Rektor der Universität Rom, außerdem Präsident der Accademia Pelovitana.

Während des 2. Weltkriegs tat M. als Oberstleutnant im Sanitätskorps der italienischen Marine Dienst und war von 1940-43 in einem Marinelazarett tätig.

Vor der faschistischen Ära gehörte M. der sozialdemokratischen Partei Italiens an, nach dem Ende des zweiten Weltkrieges wurde er Mitglied der Liberalen Partei Italiens (P.L.I.). Er war lange stellv. Vorsitzender der P.L.I., zudetzt ihr Präsident.

Im Jahre 1946 wurde M. über die Liste seiner Partei zum Mitglied der Verfassunggebenden Nationalversammlung gewählt. Viele Jahre lang war er Vizepräsident der Kammer.

Im Kabinett Scelba vom 12. Febr. 1954 übernahm er zunächst das sehr reformbedürftige Unterrichtsministerium. Als im Sept. 1954 der bisherige Außenminister Attilio Piccioni auf Grund des gerichtlichen Vorgehens gegen seinen Sohn Piero im Zusammenhang mit dem Montesi-Skandal zurücktrat, wurde M. von Ministerpräsident Scelba zum neuen Außenminister Italiens berufen. Den gleichen Posten hatte er im Kabinett Segni vom 6. Juli 1955 inne, mit dem er am 6. Mai 1957 zurücktrat. M. trug in diesen Jahren wesentlich zum europäischen Einigungswerk und zur Stärkung des atlantischen Bündnisses bei und ließ sich unbeirrbar von diesen Idealen leiten. Sehr aktiv wirkte er als italienischer Außenminister am Zustandekommen der Pariser Verträge und der Schaffung der Westeuropäischen Union mit, die nach dem Scheitern der EVG ins Leben gerufen wurden. M. vertrat Italien ferner bei den Verhandlungen über den Gemeinsamen Markt und Euratom. Auf Grund seiner Initiative kam die entscheidende Konferenz von Messina zustande, auf der der Grundstein für die Römischen Verträge gelegt wurde. Während seiner Amtszeit gelang es der italienischen Diplomatie, das Triest-Problem einer Lösung zuzuführen.

1956 war M. neben Lester Pearson und Halvard Lange einer der "Drei Weisen der NATO", die Empfehlungen über die Stärkung der nichtmilitärischen Zusammenarbeit innerhalb der NATO ausarbeiteten. Dieser Bericht, der am 13. 12. 1956 vom NATO-Rat gebilligt wurde, bedeutete einen entscheidenden Wendepunkt für die Struktur und das Leben des Bündnisses. Im Juli 1960 fungierte M. als italienischer Chefdelegierter im Zehnerausschuß für Abrüstung.

Von 1962-1964 war M. Präsident des Europäischen Parlaments in Straßburg. Auch die italienische Gesellschaft für Fortschritt der Wissenschaft zählte ihn zu ihren Mitgliedern.

M. war mit Alberta Stagno d'Alcontres seit 1940 verheiratet und hatte drei Kinder: Antonio, Piero und Carla.

Er starb am 21. Juli 1967 im Alter von 66 Jahren nach langer, schwerer Krankheit in Rom.

Gaetano Martino

siehe auch

Personen


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