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Gábor Talmácsi

ungarischer Motorradrennfahrer
Geburtstag: 28. Mai 1981 Budapest
Klassifikation: Motorradsport
Nation: Ungarn
Erfolge/Funktion: Straßenweltmeister 125 ccm 2007
WM-Dritter 125 ccm 2005

Internationales Sportarchiv 06/2008 vom 5. Februar 2008 (mb)
Ergänzt um Nachrichten durch MA-Journal bis KW 21/2021


Gábor Talmácsi debütierte zu Beginn des neuen Jahrtausends in der 125-ccm-Motorrad-Weltmeisterschaft. Der Ungar durchlebte zahlreiche Lehrjahre, steckte diverse Rückschläge gut weg und avancierte 2005 im KTM-Werksteam überraschend zum Sieg-Fahrer. Mit seinen drei Erfolgen vermasselte Talmácsi indes seinem besser positionierten Teamkollegen Mika Kallio den WM-Titel und wurde daraufhin von KTM entlassen. Nach einer durchwachsenen Saison 2006 bei Honda avancierte Talmácsi 2007 im spanischen Aspar-Aprilia-Team zum Titelmitfavoriten und krönte sein starkes Jahr in einem spannenden Finish mit dem ersten WM-Titel für einen ungarischen Motorradpiloten. Er entfachte damit einen neuen Rennsport-Boom in seiner ungarischen Heimat und wurde dort zudem zum Sportler des Jahres gewählt.

Laufbahn

Im Alter von vier Jahren bestritt Gábor Talmácsi 1985 auf einem von seinem Vater gebauten Motorrad die ersten Rennen. "Sie hießen Romet. Es waren Zwei-Gang-Motorräder mit 50 ccm, die man heute am ehesten als Pocketbikes bezeichnen würde" (MSA, 30.10.2001), beschrieb der Ungar das Fahrzeug seiner frühen Anfänge. Nach vielen Siegen in den Einsteigerklassen wechselte Talmácsi 1995 in die Ungarische Achtelliter-Serie und setzte sich erstmals ernsthaft mit dem Profirennsport auseinander. "Von da an hatte ich das Ziel, selbst an der Weltmeisterschaft teilzunehmen" (ebd.), erklärte er rückblickend.

In der Saison 1999 sicherte sich Gábor Talmácsi gleich drei Titel und stieg zur Saison 2000 in die 125-ccm-Europameisterschaft auf. Dort wurde er auf Anhieb Fünfter und debütierte beim GP von Tschechien in Brünn in der Motorrad-WM. 2001 erfolgte für den Abiturienten als Grand-Prix-Fixstarter endgültig der Wechsel ins Profilager. "Das erste Jahr dient auch zum Kennenlernen der Rennstrecken" (ebd.), meinte der Honda-Pilot, der sich nach einem schwachen Saisonstart zu steigern wusste.

Gábor Talmácsi machte ab 2002 einige harte Lehrjahre in der 125-ccm-Weltmeisterschaft durch: 2002 wechselte er nach fünf erfolglosen Rennen mitten in der Saison das Team und wusste schließlich mit Rang vier beim GP Brasilien zu überzeugen. 2003 fühlte er sich als zweiter Pilot hinter dem Deutschen Steve Jenkner zurückgesetzt und wechselte daraufhin als Nummer-eins-Fahrer 2004 zu Malaguti. Das Motorrad stellte sich indes als kaum konkurrenzfähig heraus. Der Ungar vermochte dennoch zwischen diversen Angeboten zu wählen und entschied sich, 2005 im aufstrebenden KTM-Werksteam zu fahren.

Bei KTM gelang Talmácsi spätestens nach seinem ersten GP-Sieg im italienischen Mugello der endgültige Durchbruch. In Assen und Doha ließ er weitere Siege folgen, doch am Saisonende stand der Ungar als Sündenbock für den verpassten WM-Titel seines Teamkollegen Mika Kallio da, nachdem Talmácsi dem Finnen im Katar-Rennen den Sieg und damit jene WM-Zähler "geklaut hatte", die den Schweizer Tom Lüthi schließlich zum Weltmeister machten. Talmácsi bekam Ende 2005 als WM-Dritter die Kündigung von KTM.

Zur Saison 2006 kehrte Gábor Talmácsi zu Honda zurück, doch die Japaner ließen die Entwicklung der kleinen Zweitakter nach Lüthis WM-Triumph schleifen und konzentrierten sich stattdessen auf die MotoGP. Als bester Honda-Pilot beendete der Ungar die Saison als WM-Siebter zwar noch vor Markengefährte und Titelverteidiger Lüthi, doch mit nur einem Podiumsplatz fiel das Saisonfazit enttäuschend aus.

Das Jahr 2007 sollte für Gábor Talmácsi den vorläufigen Karrierehöhepunkt darstellen. Nach seinem Wechsel ins spanische Aspar-Aprilia-Team des früheren Weltmeisters Jorge Martinez avancierte der Ungar von Beginn an zu einem der Titelmitfavoriten und lieferte sich fortan einen Zweikampf um die WM-Krone mit seinem Teamkollegen Hector Faubel. Mit drei Siegen sowie sieben weiteren Podiumsplatzierungen errang Talmácsi in einem spannenden Finish schließlich als erster Ungar überhaupt einen Motorrad-WM-Titel. "Es fühlt sich fantastisch an. Diese Saison war großartig, wir haben uns immer gegenseitig motiviert" (Budapester Zeitung, 12.11.2007), jubelte er über seinen Erfolg.

Der Ungar lobte vor allem seinen Teamchef, der keine spezielle Stallorder ausgab: "Martinez hat die Spanier nie bevorzugt, er ist ein wunderbarer Mensch" (MSA, 27.11.2007), so Talmácsi, der zu seinem Teamkollegen und WM-Konkurrenten Faubel dagegen ein arg unterkühltes Verhältnis pflegte. In seiner Heimat löste er eine neue Motorsportbegeisterung aus und wurde prompt zum Sportler des Jahres gewählt. "In Ungarn waren die Menschen unglaublich fanatisch. Ich bekam unmittelbar nach dem letzten Rennen unzählige SMS auf mein Handy" (Eurosport MotorMagazin, 12/2007), erklärte "Talmá".

Überraschend blieb Titelverteidiger Gábor Talmácsi der 125-ccm-Einsteigerklasse auch 2008 treu und verschob seinen Aufstieg in die Viertelliter-Klasse auf die Saison 2009. Der spanische Hauptsponsor des 250er Teams von Martinez verlangte für 2008 zwei spanische Fahrer. Als "Entschädigung" wurde Talmácsi daher zugesichert, als 250-ccm-Rookie ab 2009 sogleich eine Werksmaschine zu erhalten. Da der Ungar die Altersgrenze erreicht, müsste er 2009 ohnehin aufsteigen.

Informationen und Meldungen zum weiteren Fortgang der Karriere siehe Journal

Persönliches

Gábor Talmácsi wurde in seiner Karriere stets von der rennsportbegeisterten Familie unterstützt. Der Vater förderte die Karriere seines "Talmá" genannten älteren Sohnes, indem er diesem schon früh die ersten Mini-Bikes zusammenschraubte. Nach dem Abitur konzentrierte sich Talmácsi ausschließlich auf den Rennsport. Auch sein jüngerer Bruder Gergö ist Motorradrennfahrer. Gábor Talmácsi präsentiert sich auf seiner persönlichen Homepage www.talma.hu

Karriere in Zahlen

Erfolge:

1985: erste Rennen mit Motorrad-Eigenbau
1986 - 1991: Ungarische 50-ccm-Meisterschaft
1992 - 1994:

Ungarische 80-ccm-Meisterschaft

Zweiter 1994

1995: Zweiter Ungarische 125ccm-Meisterschaft (Yamaha)
1996: Zweiter Ungarische 125ccm-Meisterschaft (Yamaha)
1997 – 1998: Teilnahme 125ccm-Europameisterschaft und Ungarische Meisterschaft (Honda)
1999:

Ungarischer Meister 125 ccm (Honda)

Österreichischer Meister 125 ccm (Honda)

Alpe-Adria-Meister 125 ccm (Honda)

2000:

Fünfter 125ccm-Europameisterschaft (Honda)

ohne WM-Platzierung 125 ccm, 1 GP-Rennen (Honda)

2001: WM-18. 125 ccm (Honda), 34 WM-Punkte
2002: WM-22. 125 ccm (Italjet/Honda), 20 WM-Punkte
2003: WM-14. 125 ccm (Aprilia), 70 WM-Punkte
2004: WM-17. 125 ccm (Malaguti), 43 WM-Punkte
2005: WM-Dritter 125 ccm (KTM), 198 WM-Punkte
2006: WM-Siebter 125 ccm (Honda), 119 WM-Punkte, 3 Siege
2007: Weltmeister 125 ccm (Aprilia), 282 WM-Punkte, 3 Siege
2008: 125 ccm (Aprilia)

Grand-Prix-Statistik:

Grand Prix insgesamt: 113 (alle 125 ccm)
Erster Grand Prix: 2000, GP Tschechien, 20.
Erste Pole-Position: 2005, GP Japan
Erstes Podium: 2005, GP China
Erster Sieg: 2005, GP Italien
GP-Siege: 6
GP-Podien: 16
Pole-Positions: 6
Schnellste Rennrunden: 7
Sportler des Jahres 2007 in Ungarn

Journal

Ergänzungen aus MA-Journal. Die nachfolgenden Meldungen werden bei der nächsten redaktionellen Bearbeitung in den Text integriert.

4. Mai 2008: Motorrad, Großer Preis von China in Schanghai: Gábor Talmácsi belegt in der Klasse bis 125ccm den dritten Platz. In der MotoGP-Klasse siegt Valentino Rossi vor Daniel Pedrosa und Casey Stoner.

1. Juni 2008: Motorrad, Großer Preis von Italien in Mugello: In der Klasse bis 125 ccm belegt Gábor Talmácsi den zweiten Platz. Thomas Lüthi wird in der Klasse bis 250 ccm Dritter. In der MotoGP-Klasse gewinnt Valentino Rossi vor Casey Stoner und Daniel Pedrosa.

8. Juni 2008: Motorrad, Großer Preis von Katalonien in Barcelona: Daniel Pedrosa gewinnt in der MotoGP-Klasse vor Valentino Rossi und Casey Stoner. In der Klasse bis 125 ccm wird Gábor Talmácsi Dritter.

28. Juni 2008: Motorrad, Großer Preis der Niederlande in Assen: Gábor Talmácsi gewinnt in der Klasse bis 125 ccm. In der Klasse bis 250 ccm wird Thomas Lüthi Zweiter. In der MotoGP-Klasse siegt Casey Stoner vor Daniel Pedrosa und Colin Edwards.

13. Juli 2008: Motorrad, Großer Preis von Deutschland auf dem Sachsenring: Stefan Bradl erzielt in der 125-ccm-Klasse mit Rang zwei sein bisher bestes Ergebnis. Hinter ihm belegt Gábor Talmácsi den dritten Rang. In der MotoGP-Klasse gewinnt Casey Stoner vor Valentino Rossi.

31. August 2008: Motorrad, Großer Preis von San Marino in Misano: Gábor Talmácsi gewinnt in der Klasse bis 125 ccm. In der MotoGP-Klasse ist Valentino Rossi erfolgreich, er verweist Jorge Lorenzo auf Platz zwei.

28. September 2008: Motorrad, Großer Preis von Japan in Motegi: Stefan Bradl gewinnt in der Klasse bis 125 ccm, Gábor Talmácsi wird Dritter. In der MotoGP-Klasse ist Valentino Rossi der Schnellste. Zweiter wird Casey Stoner, Dritter Daniel Pedrosa. Rossi sichert sich damit vier Rennen vor Saisonende vorzeitig den achten WM-Titel seiner Karriere.

5. Oktober 2008: Motorrad, Großer Preis von Australien auf Philipp Island: Beim Sieg des Franzosen Mike Di Meglio belegt Stefan Bradl in der Klasse bis 125 ccm den zweiten Platz, Gábor Talmácsi wird Dritter. In der MotoGP-Klasse gewinnt Casey Stoner vor Valentino Rossi und Nicky Hayden.

19. Oktober 2008: Motorrad, Großer Preis von Malaysia in Sepang: Gábor Talmácsi gewinnt in der Klasse bis 125 ccm. In der MotoGP-Klasse siegt Valentino Rossi vor Daniel Pedrosa und Andrea Dovizioso.

26. Oktober 2008: Motorrad-WM, Endstand in der Klasse bis 125 ccm nach 17 WM-Läufen: Weltmeister wird der Franzose Mike di Meglio. Gábor Talmácsi belegt mit 206 Punkten den dritten Platz. Stefan Bradl wird mit 187 Punkten Vierter.

14. Juni 2009: Gábor Talmácsi gibt beim Großen Preis von Spanien sein Debüt in der Moto-GP-Klasse. Er startet für das Scot Racing Team auf einer Honda. Talmácsi hatte die ersten drei WM-Rennen 2009 noch in der Klasse bis 250 ccm bestritten, sich dann aber mit Teamchef Jorge Martinez überworfen.

19. September 2010: Motorrad, Grand Prix von Aragón: In der Moto2-Klasse wird Gábor Talmácsi Dritter. Im MotoGP gewinnt Casey Stoner vor Dani Pedrosa und Nicky Hayden.

Februar 2012: Der frühere Motorrad-Weltmeister Gábor Talmácsi wechselt in den Rallye-Sport. Talmácsi gewann neun Grand Prix in der Klasse bis 125 ccm und wurde 2007 Weltmeister. In der vergangenen Saison 2011 startete er nicht mehr in der Motorrad-WM. Der Ungar will nun in einem Mitsubishi in der Rallye-Meisterschaft seines Heimatlandes teilnehmen.

27. Mai 2021: Das Magazin "Motorsport aktuell" berichtet über den früheren Motorrad-Weltmeister Gábor Talmácsi, der 2012 und 2013 in der Supersport-WM fuhr, dann aber wegen einer Verletzung seine Karriere beenden musste. Anschließend studierte er Sportwissenschaften und Sportmanagement sowie Maschinenbau und machte einen Abschluss als Renningenieur. In Ungarn organisiert er Renntrainings und betreibt eine Rennstrecke.



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