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Adrie Van der Poel

Adrie Van der Poel

niederländischer Radsportler (Cross und Straße)
Geburtstag: 17. Juni 1959 Hogerheide
Klassifikation: Cross, Straßenradsport
Nation: Niederlande
Erfolge/Funktion: Cross-Weltmeister 1996

Internationales Sportarchiv 36/1996 vom 26. August 1996 (os)
Ergänzt um Nachrichten durch MA-Journal bis KW 07/2000


Mit seinem Sieg bei den Cross-Weltmeisterschaften 1996 konnte der Holländer Adrianus Aloysius Jacobus (Adrie) van der Poel endlich das Image des "ewigen Zweiten" ablegen, das ihm seit vielen Jahren anhaftete. Nach insgesamt fünf Vizeweltmeisterschaften wurde ihm der Erfolg denn auch von allen Konkurrenten und Radsportfans ehrlich gegönnt.

Der 1,86 m große und 71 kg schwere "fliegende Holländer" (Radsport) ist mit Corinne, der Tochter des ehemaligen französischen Radstars Raymond Poulidor, verheiratet. In Radsportkreisen unkte man bereits, daß Adrie van der Poel das Schicksal seines Schwiegervaters erleiden könnte, dem einst ja auch ein großer Titel versagt geblieben war. Allerdings ist sich "der Eiserne", wie ihn die Internationale Sport-Korrespondenz einmal nannte, im klaren, daß er als 37jähriger Titelgewinner den WM-Erfolg nicht mehr in dem Maß finanziell ausschlachten kann, wie das noch einige Jahre früher der Fall gewesen wäre. "Doch für die Karriere nach dem Profisport macht es sich nicht schlecht, einen Weltmeistertitel in seiner Biographie aufzuführen", wurde van der Poel im Fachmagazin Radsport zitiert.

Zwar glaubten manche, der Holländer würde seine Karriere mit dem Gewinn des WM-Titels beenden, doch van der Poel wollte dem Radsport noch nicht ade sagen und begründete diese Entscheidung in einem Interview mit dem Züricher Sport mit dem Hinweis: "Ich will dieses Trikot im nächsten Winter noch einmal überall zeigen." Daraus klang unverhohlener Stolz darüber, das große Ziel kurz vor Karriereende doch noch erreicht zu haben.

Laufbahn

Aufgewachsen im Radsportland Niederlande, kam Adrie van der Poel schon früh zum Radsport. Ohne als Amateur ganz an die unmittelbare Weltspitze herangekommen zu sein, entschied sich der Holländer 1981 zu einer Profi-Karriere. Als knapp 24jähriger feierte er mit dem Sieg in der Luxemburg-Rundfahrt 1983 seinen ersten großen Erfolg. Danach sorgte er vor allem bei Eintagesrennen immer wieder für Schlagzeilen und konnte auch einige Klassiker für sich entscheiden, so 1985 das Weltcuprennen in San Sebastian und 1986 die Flandern-Rundfahrt.

Im Jahr darauf wurde Adrie van der Poel erstmals Niederländischer Meister, und zwar auf der Straße. Im PDM-Team bestritt er die Tour de France, wurde im Gesamtklassement zwar nur 105., konnte aber beim Massensprint in Renaze eine Etappe für sich entscheiden. Seit dem Winter 1987/88 konzentrierte sich der Holländer auch verstärkt auf die Sparte Querfeldein, wo er bereits erstmals 1985 Vizeweltmeister geworden war: Im schweizerischen Hägendorf gab ihm Lokalmatador Pascal Richard das Nachsehen. Es war der Beginn von van der Poels unglaublicher Serie an Vizeweltmeisterschaften (1988-1991). Daneben feierte er aber auch auf der Straße nach wie vor große Erfolge, siegte unter anderem 1988 bei Lüttich-Bastogne-Lüttich und gewann mit dem Einzelzeitfahren nach Pau eine weitere Etappe bei der Tour de France. 1989 wurde Adrie van der Poel als Teamleader zu Domex-Weinmann geholt, erfüllte allerdings die in ihn gesteckten Erwartungen nicht ganz, denn er blieb ohne einen bedeutenden Sieg.

Besser lief es für den Weinmann-Fahrer 1990, als er Achter bei Paris-Roubaix wurde und mit dem Amstel Gold Race erneut ein Weltcuprennen gewinnen konnte, so daß er schließlich in der Weltcup-Gesamtwertung an 15. Stelle landete. Ein Jahr später wurde Adrie van der Poel mit 57 Punkten sogar Gesamtzehnter, nachdem er vor allem bei den Herbstrennen mehrfach im Spitzenfeld gelandet war: Achter beim GP von Amerika in Montreal und Vierter bei Paris-Tours. Die Saison 1992 bestritt er dann für TVM; mit dem neunten Platz bei der Meisterschaft von Zürich als einzigem Spitzenresultat verlief sie für ihn aber mehr als nur enttäuschend.

Im folgenden Jahr fuhr der inzwischen 34jährige für das italienische Team Mercantone-Uno, wurde im Weltcup Elfter und schaffte mit zwei fünften Plätzen (Paris-Roubaix, Paris-Tours) seine besten Resultate. Bei den Weltmeisterschaften gewann er den Sprint des Hauptfeldes und belegte damit Rang 14. Für das Team Colstrop fahrend, schaffte der Holländer 1994 nur ein gutes Ergebnis: Rang fünf bei Paris-Tours. In der Folge konzentrierte sich Adrie van der Poel noch mehr auf den Cross-Sport, da die Doppelbelastung Straße/Cross mit zunehmendem Alter mühsamer wurde. Hier sah er doch noch einmal die Möglichkeit, endlich einen großen Titel zu gewinnen, auch wenn er nach WM-Bronze 1992 dreimal in Folge ohne Medaille geblieben war.

Der Holländer, der sich Frankreich seit seiner Heirat eng verbunden fühlt, bereitete sich intensiv auf die Cross-WM in Montreuil vor. Spätestens nach seinem Sieg beim Weltcup-Finale im französischen Pont-Château galt er als Mitfavorit, und bei der bis in die letzte Runde spannenden Weltmeisterschaft setzte sich Adrie van der Poel zwei Wochen später nach einem perfekt eingeteilten Rennen auf den letzten Metern eindrucksvoll gegen seine beiden italienischen Konkurrenten Pontoni und Bramati durch.

Informationen und Meldungen zum weiteren Fortgang der Karriere siehe Journal

Karriere in Zahlen

Erfolge:

Querfeldein:

Weltmeisterschaften:

1985: Zweiter
1988: Zweiter
1989: Zweiter
1990: Zweiter
1991: Zweiter
1992: Dritter
1993: Fünfter
1994: Fünfter
1995: Vierter
1996: Sieger

Weitere Erfolge:

1989: Sieger Holländische Meisterschaft
1990: Sieger Holländische Meisterschaft
1991: Sieger Holländische Meisterschaft
1992: Sieger Holländische Meisterschaft
1995: Vierter Weltcup
1996: Sechster Weltcup
Sieger Holländische Meisterschaft

Straßenrennen:

1983: Sieger Luxemburg-Rundfahrt
1985: Sieger Weltcup in San Sebastian
Sieger Pfeil von Brabant
1986: Sieger Flandern-Rundfahrt
1987: Sieger Holländische Meisterschaft
Etappensieg Tour de France
1988: Sieger Lüttich-Bastogne-Lüttich
Etappensieg Tour de France
1990: Sieger Amstel Gold Race
Achter Paris-Roubaix
Zehnter Lombardei-Rundfahrt
1991: Vierter Paris-Tours
Zehnter Weltcup
1992: Neunter Meisterschaft von Zürich
1993: Fünfter Paris-Roubaix
Fünfter Paris-Tours
Sechster Amstel Gold Race
14. Straßen-Weltmeisterschaft

Journal

Ergänzungen aus MA-Journal. Die nachfolgenden Meldungen werden bei der nächsten redaktionellen Bearbeitung in den Text integriert.

Februar 2000: Adrie Van der Poel beendet seine Karriere.



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