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Wissen, das zählt.


KLfG

Evgenij A. Evtušenko

Geburtstag: 18. Juli 1932
Todestag: 17. April 2017
Nation: Russland

von Johann Meichel



Evgenij A. Evtušenko - Biogramm

Stand: 30.10.2017

Evgenij Aleksandrovič Evtušenko, geboren am 18.7.1932 als Sohn des Geologen Aleksandr Gangnus im sibirischen Örtchen Zima (Gebiet Irkutsk). Seit der Scheidung der Eltern 1944 trug Evtušenko den Namen seiner Mutter. (Durch einen Fehler bei der Ausfertigung der Formulare für den Namenswechsel wird in den meisten Nachschlagewerken 1933 als Geburtsjahr angegeben.) 1932 siedelte die Familie nach Moskau um, wo Evtušenko bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs lebte. Im Herbst 1941 wurde er, wie viele andere Kinder, aus der Hauptstadt nach Sibirien evakuiert, wo er bis zu seiner Rückkehr nach Moskau (1944) blieb. In diese Zeit fallen erste literarische Versuche, Ende der vierziger Jahre wurden Evtušenkos Gedichte zum ersten Mal veröffentlicht. Nach der Aufnahme in den Schriftstellerverband (1951) begann er im gleichen Jahr ein philosophisches Studium am Gorʼkij-Institut in Moskau. Mit dem Verspoem „Stancija zima“ (Bahnhof Zima, 1955) wurde Evtušenko im In- und Ausland bekannt. Ab 1955 erschien fast jährlich ein Sammelband mit seinen Gedichten. Seit den sechziger Jahren hiellt er sich häufig im Ausland auf, u. a. mehrmals in Westeuropa, Kuba und den USA. In der Sowjetunion wurde Evtušenko auch als Filmschauspieler und Regisseur bekannt. 1986–1991 war Evtušenko Vize-Präsident des sowjetischen PEN-Clubs, 1991 Vize-Präsident des sowjetischen Schriftstellerverbands und 1989–1991 Abgeordneter des Obersten Sowjets der UdSSR. Er ist Ehrenmitglied der amerikanischen Dichterakademie und der Akademie der schönen Künste in Malaga (Spanien) sowie Ehrenbürger einiger Städte in den USA (u.a. Atlanta und Oklahoma). Seit 1992 lebte Evtušenko mit seiner Familie in Oklahoma; nach Moskau kehrte er nur besuchsweise oder zu besonderen Anlässen zurück. Er starb am 17. April 2017 in Tulsa, Oklahoma.

Evgenij A. Evtušenko - Preise

Stand: 01.06.2004

Auszeichnungen: Orden „Znak početa“ (Ehrenabzeichen) (1970); Orden „Trudovogo Krasnogo Znameni“ (Rotes Banner der Arbeit) (1984); Premio Letterario Etruria (1985); Orden der Völkerfreundschaft (1993) aus Protest gegen den Čečenienkrieg abgelehnt; Walt-Whitman-Preis, USA (1999).

Evgenij A. Evtušenko - Essay

Stand: 01.06.2004

Evtušenko galt im Osten wie im Westen als der umstrittenste der zeitgenössischen Literaten der ehemaligen Sowjetunion; man nannte ihn einen Rebellen und Idealisten, aber auch einen Opportunisten und literarischen Playboy.

Seine Liebe zur Literatur verdankt Evtušenko vor allem seinem Vater Aleksandr Gangnus, einem profunden Kenner der russischen Literatur mit eigenen dichterischen Ambitionen. Bereits mit sechs Jahren entwickelte Evtušenko, wie er sich später erinnerte, ein Interesse für die Klassiker der russischen und europäischen Literatur.

Nach der Scheidung der Eltern lebte Evtušenko mit seiner Mutter, die während des Kriegs eine Zeit lang als Sängerin an der Front war, in Moskau. Hier begannen auch seine ersten Probleme: Er wurde wegen „rowdyhaften Benehmens“ aus der Schule (Evtušenko besuchte die achte Klasse) ausgeschlossen; nach einem Streit mit der Mutter beschloss der Fünfzehnjährige, „selbständig zu werden“: Er floh heimlich zu seinem Vater nach Kasachstan, der ihn für eine seiner geologischen Expeditionen als Arbeiter einstellte. Wieder in Moskau zeigte Evtušenko neben seinen dichterischen Ambitionen auch eine starke Neigung zum Fußballsport, für den er besonders talentiert war; ein sehr bekannter sowjetischer Fußballclub machte ihm sogar ein Angebot. Doch Evtušenkos Neigung zur Literatur erwies sich als stärker. Später stellte er übrigens einmal eine Analogie zwischen einem Fußballspiel und dem sowjetischen Literaturbetrieb her: Hier wie da müssten, um Erfolge zu erzielen, Tricks und Täuschungsmanöver angewendet werden.

Evtušenkos erste pathetisch-überschwengliche Lyrik, ganz im Stil der Jubel-Dichtung in der Stalin-Ära geschrieben, stieß in den Redaktionen verschiedener Moskauer Zeitungen und Zeitschriften zunächst auf Ablehnung. 1949 wurde ein erstes Gedicht in der Moskauer Zeitung „Sovetskij sport“ (Sowjetischer Sport) veröffentlicht. Und drei Jahre später erschien Evtušenkos erster Lyrikband – schönfärberische, hymnische Gedichte, ganz im ,Geiste‘ der herrschenden Kultur- und Literaturpolitik: „Razdvedčiki grjaduščego (Kundschafter der Zukunft, 1952). Als er jedoch eines Tages in einem Buchladen Regale mit seinem unverkäuflichen Erstlingswerk gefüllt sah, hat sich in ihm, wie er sich später erinnerte, ein geistiger Wandel vollzogen. Er schämte sich seiner trivialen Gedichte und wollte nie mehr schwülstige Zwecklyrik schreiben. Auf den materiellen Gewinn verzichtete er; sein Honorar will Evtušenko in den Moskauer Fluss geworfen haben. Auf Privilegien und Vergünstigungen, die ihm seine Lyrik eingebracht hatte, verzichtete er hingegen nicht, im Gegenteil: Evtušenko wurde, u. a. durch die Protektion des bekannten Dichters Vl. Sokolov, ohne Aufnahmeprüfung und Abitur in das Moskauer Literaturinstitut (Gorʼkij-Institut) aufgenommen. Kurz davor war er, ebenfalls nicht ohne Unterstützung von einflussreichen Freunden, Mitglied des Schriftstellerverbands geworden.

1953 starb Stalin, und die schockierenden Enthüllungen über seine Herrschaft riefen bei vielen im Lande große Erschütterung hervor. Während des „Tauwetters“ (1953/54) spaltete sich die Partei in zwei Lager: Es kam zu einem Machtkampf zwischen den Stalinisten (Konservativen), die an dem alten Kurs festhielten, und den Liberalen, die sich für Reformen und eine vorsichtige demokratische Erneuerung der Gesellschaft einsetzten. Dieser Kampf bestimmte auch den wechselhaften Kurs in der Literatur- und Kulturpolitik des Landes und weckte bei den nonkonformistischen Literaten und Künstlern Hoffnungen auf Reformen, die die Alleinherrschaft der Partei auf den verschiedenen Gebieten des kulturellen und politischen Lebens abschaffen bzw. zumindest einschränken sollten.

Bei Evtušenko, wie auch bei vielen anderen seiner Altersgenossen, die während der Stalinzeit geboren wurden und aufwuchsen, geriet mit den Enthüllungen der Verbrechen Stalins das scheinbar feste System von Werten ins Wanken; die tiefe Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit der Gesellschaft drang ins allgemeine Bewußtsein; Glaubwürdigkeit der Partei, Ereignisse der jüngsten Vergangenheit und die künftige Entwicklung der Gesellschaft wurden zu aktuellen Fragen, die Millionen von Menschen bewegten. In dieser gespannten Atmosphäre entstand Evtušenkos autobiographische Verserzählung „Stancija zima“ (Bahnstation Zima, 1955), die die gesellschaftliche Problematik jener Zeit widerspiegelt. Diese Verserzählung hatte eine starke Resonanz in der Öffentlichkeit und machte den jungen Autor in kurzer Zeit landesweit populär.

Der Held des Poems, ein junger Mann, mit dem sich Evtušenko identifiziert, verkörpert die zutiefst erschütterte junge Generation, die nach einem Ausweg aus der moralischen Krise und nach Antworten auf die aktuellen Fragen sucht. Anschaulich und unmißverständlich zeigt Evtušenko die Gründe auf, die für die Zweifel der jungen Generation verantwortlich sind: Eintausch der revolutionären Ideale und Werte gegen eine kleinbürgerliche Moral, Scheinheiligkeit und Ausuferung der Bürokratie. Eine Möglichkeit zur Überwindung der Krise sieht der Autor in einer restlosen Aufklärung der jüngsten Vergangenheit und in der Wiederherstellung der Gerechtigkeit. Die zentrale Aufgabe, die der Held des Gedichts stellvertretend für seine Generation in Worte faßt, ist: aufrichtig zu sein im Namen derer, die für den Sieg der Revolution ihr Leben geopfert haben. Denn, so Evtušenko, Rußland erwartet von jedem einzelnen Bürger und vor allem vom Dichter nicht kleinliche Geschäftigkeit, sondern große Tatkraft.

Der Autor vertrat einen unerschütterlichen Zukunftsoptimismus, einen tiefen Glauben an die inneren, gesunden Kräfte des sowjetischen Volkes, die die entstandene Krise bewältigen und eine geistige Erneuerung der Gesellschaft herbeiführen würden.

Die durch Chruščev auf dem XX.Parteitag (1956) eingeleitete Entstalinisierungs-Kampagne begünstigte eine zeitweilige Belebung der gesellschaftskritischen Literatur. Kurz nach dem Parteitag erschien in der liberalen Zeitung „Novyj mir“ (Neue Welt) Vladimir Dudincevs Roman „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein“, in dem die Selbstherrlichkeit der verkrusteten stalinistischen Bürokratie und die Entfremdung zwischen der isolierten Schicht der Herrschenden und dem Volk offen dargestellt wird.

Der Roman rief im In- und Ausland lebhaftes Interesse und zahlreiche Diskussionen hervor; in der offiziellen sowjetischen Kritik wurde das Werk zunächst gelobt, schließlich aber doch von den Konservativen scharf verurteilt, die Dudincev sogar als imperialistischen Agenten denunzierten. Mit Konstantin Paustovskij und anderen verteidigte Evtušenko Dudincev und dessen Roman, was nicht ohne Folgen für ihn blieb: Offiziell unter dem Vorwand des Fernbleibens vom Unterricht und wegen „Volksentfremdung“ (otryv ot naroda) wurde er von der Hochschule relegiert und aus der Jugendorganisation der Partei, dem Komsomol, ausgeschlossen.

Evtušenko, der inzwischen breite Popularität als unerschrockener und scharfer Gesellschaftskritiker erlangte hatte, durfte jedoch, unterstützt von den Liberalen, weiter publizieren. Neben der antistalinistischen Kritik, die er immer wieder aufgriff, sprach er nun in seinen Gedichten häufig die Alltagsproblematik an, die während der Stalinzeit vernachlässigt wurde. In diesen Gedichten äußerte sich auch Evtušenkos kosmopolitische Haltung, Kritik am Spießertum, Bürokratie, an überholten Vorstellungen und eingefahrenen Denkschablonen; in den Vordergrund trat die Frage nach einer geistigen Erneuerung, die er besonders emphatisch im Gedicht „Svežesti!“ (Frische!, 1959) behandelte:

Frische!
Frische!
Man möchte Frische!
(…)
Frische der Muskeln,
des Gehirns, der Farben,
Frische der Musik
und der Sprache!
Damit alles was träge
und verstaubt ist
sich nicht erhält, sondern verschwindet.
Damit endgültig
einfach und schnell
all dies durch die Frische
gestürzt wird.

Zusammen mit anderen gleichgesinnten Poeten wie Voznesenskij und Roždestvenskij nahm Evtušenko an öffentlichen Dichterlesungen teil; diese glichen damals Massenmanifestationen: Stadien, Hallen, alle Plätze, auf denen Veranstaltungen stattfanden, waren überfüllt, Tausende von Menschen umjubelten die meist jungen gesellschaftskritischen Dichter. Unter der Führung von Evtušenko, Voznesenskij und Roždestvenskij entstand eine neue literarische Strömung, die später als sogenannte „Bühnenlyrik“ (ėstradnaja poėzija) in die Literaturgeschichte einging.

Im Lager der Stalinisten provozierten Evtušenkos Gedichte, die den offiziellen ideologischen Rahmen häufig sprengten, heftige Attacken; man bezeichnete ihn als „Versschmied“, als einen „Dekadenten“, der die „Schattenseiten des Lebens auskostet“, als „Sänger der besudelten Bettlaken“.

Für Aufsehen in der Öffentlichkeit und Aufregung in Kreisen der Neo-Stalinisten sorgte ein 1961 publiziertes Gedicht „Babij jar“, das er vor etwa fünftausend Zuhörern auf dem Majakovskij-Platz vorgetragen hat. „Babij jar“ ist ein Ort in der Nähe von Kiev, an dem von deutschen Sonderkommandos im September 1941 etwa vierzigtausend Juden erschossen wurden. Das Gedicht brachte auch den Antisemitismus in Rußland zur Sprache und führte dadurch zu einer heftigen Polemik der Neo-Stalinisten gegen Evtušenko; sie sahen in seinem Gedicht eine Verhöhnung der Opfer des sowjetischen Volkes im Zweiten Weltkrieg. Diese Attacke der Konservativen wurde jedoch bald gestoppt, und einige Literaturfunktionäre, aktive Wortführer der Kampagne gegen Evtušenko, mußten ihre Arbeitsplätze räumen.

Noch ein weiterer Vorfall zeigt die wirksame Unterstützung Evtušenkos durch die liberalen Kreise der Partei. 1962 schrieb er das Gedicht „Nasledniki Stalina“ (Die Erben Stalins), in dem er vor den restaurativen Tendenzen in der sowjetischen Gesellschaft der Gegenwart warnte; es genüge nicht, so Evtušenko im Gedicht, Stalin aus dem Mausoleum zu entfernen, er müsse „aus dem Herzen der Erben“ verbannt werden.

Alle Redaktionen von Zeitungen und Zeitschriften, denen Evtušenko das Gedicht anbot, lehnten seine Veröffentlichung ab; schließlich schickte Evtušenko das Gedicht dem Regierungs- und Parteichef Chruščev persönlich. Diesem kam die antistalinistische Aussage des Gedichts im innerparteilichen Kampf zu dieser Zeit sehr gelegen, er gab es zum Druck frei; das Gedicht wurde demonstrativ im Parteiorgan der KPdSU „Pravda“ veröffentlicht (28.Oktober 1962): auf den Tag genau ein Jahr nachdem Chruščev in seiner Rede auf dem XXII.Parteitag die Entfernung Stalins aus dem Mausoleum gefordert hatte. Das Gedicht machte Evtušenko auch international bekannt, und zwar als Sprachrohr der liberal gesinnten Intelligenz. Er wurde in den Vorstand des Schriftstellerverbandes gewählt, und seine Gedichte erzielten Bestsellerauflagen.

Auf eine Einladung der „Zeit“ besuchte Evtušenko im Januar 1963 die Bundesrepublik Deutschland; in mehreren Städten, unter anderem in Tübingen, München und Hamburg, las er seine Gedichte und nahm an Diskussionen mit Politikern und Künstlern teil. In der Presse verglich man seine Auftritte mit den Lesungen großer russischer Dichter aus den zwanziger Jahren wie Majakovskij und Esenin. Sein Auftreten wurde zum Teil als fremdartig und exotisch beschrieben und mit einem Beschwörungsritual verglichen, jedoch vom Publikum überwiegend als faszinierend empfunden. Der Frankfurter Philosoph Iring Fetscher, der an einer Dichterlesung von Evtušenko teilnahm, schrieb in der „Süddeutschen Zeitung“: „Dann las Evtušenko. Langsam anschwellend, schreiend durch unendliche Modulationen hindurch, trug er seine Gedichte – wie seine sämtlichen Werke – auswendig vor. Pantomimisch den Text mit Gesten begleitend (…). So muß man wohl vortragen, wenn man die Menschenmassen des Majakovskijplatzes fesseln will. Befremdlich im ersten Augenblick, versteht man bald, daß Theatralik zum Wesen seiner Aussagen hinzugehört. Mir scheint der Vergleich mit Elvis Presley eine Verleumdung, der mit einem Schmierenschauspieler ein Irrtum zu sein. Auch an einen Volksredner könnte man denken, aber dafür sind die Aussagen zu persönlich, zu konkret, zu intim.“ Evtušenko trat in der Bundesrepublik nicht nur als Lyriker und Vertreter der sowjetischen Literatur, sondern im Geiste der „Tauwetterzeit“ in den Ost-West-Beziehungen auch als „Reisediplomat“, als „Botschafter der friedlichen Koexistenz“ auf. In seinem kurz vor seiner Abreise aus der Bundesrepublik veröffentlichten Aufsatz („Laßt uns das Eis brechen!“) äußerte Evtušenko, nicht ohne Sentimentalität, seine von den offiziellen Richtlinien der sowjetischen Außenpolitik abweichenden Ansichten zur weltpolitischen Situation und zu Fragen der Völkerverständigung. Für diese nonkonformistische Haltung wurde er später zur Verantwortung gezogen.

Anschließend fuhr Evtušenko nach Paris, wo er (zusammen mit Voznesenskij) zahlreiche Dichterlesungen absolvierte, die in der Öffentlichkeit für Aufregung sorgten; unter anderem trug Evtušenko das Gedicht „Mertvaja ruka“ (Die tote Hand) vor, das wegen seiner ungewöhnlich kritischen Aussage in der Sowjetunion die Zensur bis heute nicht passiert hat.

Das Gedicht setzt das antistalinistische Thema aus „Die Erben Stalins“ fort, jedoch in ungewöhnlich scharfer Form. Die Stalinisten, schrieb Evtušenko, seien immer noch sehr gefährlich, sie hofften immer noch, die Uhr der Geschichte zurückdrehen zu können. Der Kampf gegen sie werde schwer sein, „denn ihre Hand klammert sich fest an uns“; das Gedicht endet jedoch optimistisch:

Tote Hand, Faust der Vergangenheit
Stärker ist das Leben doch!
Tote Hand, Faust der Vergangenheit
Ohnmacht ist dein kraftloser Griff.
Tote Hand, Faust der Vergangenheit
Dennoch bleibst du – eine tote Hand.

Mit diesem Gedicht überschritt Evtušenko die inoffiziellen Grenzen der Entstalinisierungskampagne, die von Chruščev in erster Linie unter Berücksichtigung seiner eigenen machtpolitischen Interessen geführt wurde. Darüber hinaus veröffentlichte Evtušenko (im Verlag Flegon Press, London) seine Autobiographie, in der er seine nonkonformistischen Vorstellungen über das Wesen des sowjetischen Stalinismus darlegte. Damit durchbrach Evtušenko wiederum die offiziell gesetzten Grenzen der Stalinismus-Kritik (in der, bis heute, das Phänomen des Stalinismus lediglich mit der Person Stalins erklärt wird), weil seine Ausführungen Zweifel an der „gesunden“ Grundstruktur des Sowjetsystems ausdrücken. Es folgte eine großangelegte Kampagne gegen Evtušenko, diesmal jedoch aus dem Lager der Liberalen und der Konservativen. In der Zeitung „Literaturnaja Rossija“ wurde er als ein „Verräter seines Landes“ angeprangert, der seine Heimat für „Dreißig Silberlinge“ verkauft habe. In der „Komsomolʼskaja Pravda“ wurde Evtušenko von Pavlov, dem damaligen ersten Sekretär des Komsomol (der später wegen Korruption und amoralischen Verhaltens seines Amtes enthoben wurde) in einer Reihe mit Voznesenskij, Okudžava und anderen als „Abschaum der jüngsten Sowjetliteratur“ öffentlich diffamiert (11.5. 1963).

Auf dem Plenum des Vorstandes des Schriftstellerverbandes, auf dem er erneut scharf kritisiert wurde, bereute Evtušenko seine „schändliche, leichtsinnige Tat“; dabei bezichtigte er den Pariser „Express“ lediglich leichter Entstellungen, die die Substanz seiner Autobiographie jedoch nicht wesentlich verändert hätten. Evtušenkos Selbstkritik ließ die Teilnehmer der Plenartagung unbefriedigt, und er wurde gemaßregelt. Evtušenko reiste nach Sibirien, man sprach von einer Zwangsreise, von Zwangsurlaub oder Verbannung, was von ihm indirekt auch bestätigt wurde. Er hielt sich längere Zeit im Norden der Sowjetunion auf und arbeitete an dem Poem „Bratskaja GĖS“ (Das Bratsker Wasserkraftwerk), aus dem zwei Gedichte am 3.März 1964 in der Wochenzeitschrift „Literaturnaja Gazeta“ (Literaturzeitschrift) veröffentlicht wurden; sie zeugen von einer resignativen Phase Evtušenkos. In einem der Gedichte thematisiert Evtušenko in unübersehbarer Analogie zu seiner eigenen Situation die Hinrichtung Stenʼka Razins, des Anführers des Bauern- und Kosakenaufstandes im siebzehnten Jahrhundert, der unter anderem für einen „guten“ Zaren in Rußland kämpfte.

Von Resignation zeugt auch ein anderes Gedicht aus jener Zeit, „Dolgie kriki“ (Vergebliche Rufe, 1964), das er seinem langjährigen Freund, dem renommierten Prosaiker Jurij Kazakov, widmete: Evtušenko verabschiedet sich in dem Gedicht von früheren Hoffnungen auf eine demokratische Erneuerung im Lande und gesteht seine Niederlage ein:

(…)
Was ist denn, Orator, was ist denn, Prophet?
Du bist durchfroren, verwirrt und durchnäßt
Die Kugeln sind zu Ende, die Stimme gebrochen
Und deine Flamme verlöscht im Regen.

Seine Krise hat Evtušenko sehr schnell überwunden, er paßte sich nach dem Sturz Chruščevs (1964) der neuen kulturpolitischen Situation der Brežnev-Zeit an und riskierte fortan keine nennenswerten Konflikte mit der Partei. Das Poem „Bratskaja GĖS“, das von Lebens- und Zukunftseuphorie durchdrungen ist, erschien 1965 in der Zeitschrift „Junost“ (Jugend) vollständig. In dieser großangelegten Verserzählung (über dreißig Kapitel) versucht er sich an einer philosophischen Reflexion über die einzelnen Etappen der Weltgeschichte und der Zivilisation, über die Bedeutung der historischen Revolution, über den Fortschritt und die Errungenschaften der Menschheit; gleichzeitig beurteilt er die Wirkung und den Stellenwert von herausragenden Persönlichkeiten der russischen Geistes- und Kulturgeschichte und erörtert aktuelle Fragen der Gesellschafts- und Weltpolitik. Dieses Poem wurde im Osten wie auch im Westen mit kritischer Distanz aufgenommen; bemängelt wurde vor allem die Eindimensionalität und Oberflächlichkeit der geschichts- und kulturphilosophischen Vorstellungen.

In der Amtszeit Brežnevs entdeckte Evtušenko neue Themenbereiche, die zum veränderten Kurs der Partei paßten: das Streben der Menschheit nach Entspannung und Frieden, die Armut der Dritten Welt und der Befreiungskampf der unterdrückten Völker.

1972 unternahm Evtušenko mehrere Reisen ins Ausland, unter anderem besuchte er die USA. Seine Dichterlesungen hatten beim Publikum enormen Erfolg, in der Presse wurde er als Superstar gefeiert, und er kam sogar mit den höchsten Vertretern der amerikanischen Politik ins Gespräch. So wurde er von Senator Robert Kennedy zum Geburtstag eingeladen und von Präsident Nixon im Weißen Haus empfangen; diese offizielle Anerkennung brachte ihm den Ruf eines „Botschafters der friedlichen Koexistenz“. Poetischer Ertrag dieser Reise ins Ausland sind mehrere Gedichte, Aufsätze und Reportagen, in denen er sich, häufig sehr oberflächlich, mit sozialen Mißständen, Kultur- und Rassenproblemen der Vereinigten Staaten auseinandersetzt.

Eines der charakteristischen Merkmale von Evtušenkos Dichtung ist das überschwengliche Pathos; auf der syntaktischen Ebene äußerte sich dies u. a. in der häufigen Verwendung von imperativischen Sätzen und elliptischen Konstruktionen. Optisch wird das Pathos oft durch den Gebrauch von treppenförmigen Zeilen zum Ausdruck gebracht. Die Sprache seiner Gedichte ist reich an Metaphern, Wortspielen und klanglichen Variationen, was eine adäquate Übertragung in andere Sprachen erschwert:


V panoptikum
lžecov
Žrecov iz chrama srama!
Podajte,
ljudi,
glas
ne budʼte že bezglasny!
V panoptikum
vsech glav,
Kotorye bezglavy!


Ins Panoptikum
mit den Lügnern
den Hohepriestern aus dem Tempel der Schande!
Meldet Euch
zu Wort,
Leute
bleibt nicht stumm!
Ins Panoptikum
mit allen führenden Köpfen,
die ohne Kopf sind!

(„Panoptikum v Gamburge“, Panoptikum in Hamburg, 1963)    Aufsehen in der literarischen Öffentlichkeit erregte Evtušenkos erster Roman „Wo die Beeren reifen“, an dem er mehrere Jahre gearbeitet hat (etwa 1973–1980, nach anderen Angaben von 1971–1979). Die Veröffentlichung, 1981 in der Zeitschrift „Moskva“, wurde, wie der Autor ausdrücklich betonte, erst nach einem „zähen Kampf“ mit der Kulturbürokratie möglich. Die Literaturfunktionäre wollten, so Evtušenko, seinen Roman gekürzt sehen: Der Autor meinte dazu, halb-ironisch: „Jede Redaktion wollte etwas anderes weglassen.“ Darauf ließ er sich nicht ein und hatte schließlich Erfolg. Binnen weniger Monate nach der Veröffentlichung wurde der Roman in mehrere europäische Sprachen übersetzt. Wie andere bekannte zeitgenössische Erzähler, beispielsweise Ajtmatov oder Trifonov, behandelt Evtušenko negative Tendenzen und Erscheinungen der sowjetischen Gesellschaft in ihrer jüngsten Geschichte. Im Vergleich zu den Werken der genannten Autoren tritt in Evtušenkos Roman jedoch, wie schon in seinem Poem „Bratskaja GĖS“, der geschichtsphilosophische Aspekt in den Vordergrund. Evtušenko versucht, aus einer generalisierenden kosmischen Perspektive die geschichtlichen Zusammenhänge des Weltprozesses zu begreifen und in ihrer Totalität nachzuvollziehen.

Ebenso wie in „Bratskaja GĖS“ zeigte sich Evtušenko nicht immer als ein weit blickender geschichts- und kulturphilosophischer Denker; manche seiner Ansichten und Urteile sind naiv und trivial und verkennen die Komplexität gesellschaftlicher und historischer Zusammenhänge.

In der Gorbačev-Ära trat Evtušenko wie schon seinerzeit unter Chruščev und Brežnev als glühender Verfechter des neuen Parteikurses auf; eines seiner Gedichte, das die von Gorbačev geforderte geistige Erneuerung propagiert, wurde sogar im Parteiblatt „Pravda“ publiziert (September 1985). In seinen öffentlichen Auftritten fällt Evtušenko durch spektakuläre Reden auf, in denen er – im Sinne der damaligen Parteilinie, versteht sich – Missstände in verschiedenen Bereichen des sowjetischen Lebens ungewohnt scharf attackiert.

Seine Anpassungsfähigkeit, gekoppelt mit einem feinen Gespür für die politische Wetterlage im Land und für den Geschmack und die Erwartungen des Publikums, bildete die Grundlage für Evtušenkos dauerhaften Erfolg, während der Sowjetzeit ein außergewöhnliches Kunststück: Als Idol des Publikums, Wortführer der liberalen Intelligenz und Galionsfigur der sowjetischen Kultur im Ausland genoss er mehr Freiheiten als die meisten seiner Schriftstellerkollegen in der Sowjetunion. Die Literaturkritik äußerte sich schon von Anfang an eher skeptisch über Evtušenkos dichterisches Schaffen. Aleksandr Tvardovskij, der als Chefredakteur der Zeitschrift „Novyj mir“ zahlreiche Talente förderte (unter ihnen auch A. Solženicyn), schrieb in einem Brief an die Schriftstellerin Vera Panova über Evtušenko: „Von sich selbst entzückt. Der Scheinwerferstrahl läuft von ihm weg, aber er jagt ihm hinterher, um wieder in ihm zu stehen. Das Schlimme an ihm ist, daß er die echten Gründe seines ,Erfolges‘ nicht kennt, er tastet sich vor zur Ernsthaftigkeit und zum Erwachsensein; er ist belastet durch seine Selbstherrlichkeit, wenig belesen sogar in der Poesie, nachlässig in der Wortwahl (…). Aber Gott helfe ihm, dass er einiges begreift und seine, wie man sagt, hinausgezögerte Jugend hinter sich lässt.“

Die Meinung der Kritik störte den vom Applaus verwöhnten Evtušenko offensichtlich nicht; seine ausgeprägte Eitelkeit scheint manchmal den Sinn für die Realität zu trüben: Schrieb Evtušenko Mitte der sechziger Jahre noch „bescheiden“: „Mein Name ist Rußland und Evtušenko mein Pseudonym“, so meinte er in den achtziger Jahren „Mein Name ist die Menschheit und Evtušenko mein Pseudonym“.

Als energischer Verfechter der Ideen von Gorbačevs Perestrojka setzte sich Evtušenko als Volksdeputierter des Obersten Sowjets und nach Andrej Sacharov als zweiter Vorsitzender der Gesellschaft „Memorial“ für eine schonungslose Aufarbeitung der Vergangenheit, die Rehabilitierung unterdrückter Schriftsteller und die Abschaffung der Zensur ein. Evtušenkos gesellschaftliches Engagement fand in der zweiten Hälfte der 1980er Jahre seinen Niederschlag in einigen publizistischen Aufsätzen und einer Reihe von Gedichten, wie „Tak dalʼše žitʼ nelʼzja“ (So kann man nicht weiterleben), „Strach glasnosti“ (Angst vor der Glasnost) oder „Pik pozora“ (Höhepunkt der Schande, alle in: „Pervoe sobranie sočinenij“, Erste gesammelte Werke, Bd.6), in denen er zu aktuellen kulturpolitischen Fragen und Ereignissen Stellung bezog.

Im Dezember 1991 veröffentlichte Evtušenko in der einflussreichsten Zeitung Russlands „Izvestija“ das Gedicht „Proščanie s krasnym flagom“ (Abschied von der roten Fahne) über den Zerfall der Sowjetunion. Er drückt darin seine Empörung über diese Entwicklung aus, die er als Folge eines „Komplotts hinter dem Rücken des Volkes“ brandmarkt.

Danach verringerte sich seine dichterische und politische Aktivität merklich; mögliche Gründe hierfür sind seine zunehmende Enttäuschung über die politischen Veränderungen unter Elʼcyn, die Umwälzungen im russischen Literaturbetrieb und der damit verbundene Verlust des Ansehens der Schriftsteller in der postsowjetischen Gesellschaft. Evtušenko sprach in diesem Zusammenhang von einer „kommerziellen“ Zensur bzw. einer „McDonaldisierung der Kultur“, lehnte 1992 den ihm von Elʼcyn angebotenen Posten des Kultusministers ab und nahm statt dessen die Einladung der US-amerikanischen Universität in Oklahoma an, dort als Gastdozent für russische Literatur tätig zu sein.

Nach einer fünfjährigen Pause veranstaltete Evtušenko 1993 anlässlich seines 60. Geburtstags wieder einen literarischen Abend in Moskau, an dem er neben Gedichten aus einem neu erschienenen Band mit Liebeslyrik „Net let. Ljubovnaja lirika“ (Alterslos. Liebeslyrik, 1993) auch aus seinem Roman („Stirb nicht vor deiner Zeit“, 1993) vorlas.

In diesem Roman, der den Untertitel „Ein politisches Märchen“ trägt, verbinden sich nach den Worten des Autors „Putsch, Fußball und Liebe zu einem festen Knoten“. Evtušenko hatte schon in den siebziger Jahren geplant, einen Fußballroman mit dem Titel „Das Spiel der Veteranen“ zu schreiben. Als er sich aber im August 1991 während des Putsches der reaktionären Kräfte gegen Gorbačevs Reformen auf den Barrikaden vor dem Weißen Haus in Moskau unter den Verteidigern der Freiheit befand, kam er auf die Idee, das ursprüngliche Konzept seines Romans grundsätzlich neu zu gestalten.

Die über 100 Personen des Romans lassen sich (entsprechend ihren Funktionen) in drei Gruppen einteilen. Zur ersten, die die Handlung vorantreibt und in deren persönlichem Leben die kulturpolitischen und geschichtlichen Entwicklungen in der Sowjetunion eine maßgebliche Rolle spielen, zählen der ehemalige Fußballstar Zalygin mit seiner Geliebten, Palʼčikov, ein Untersuchungsrichter für besonders schwere Fälle, samt Ehefrau und der Erzähler selbst, der in verschiedenen Kapiteln auftaucht, um Einzelheiten aus seinem bewegten Leben zu schildern. Die zweite Gruppe besteht aus prominenten Vertretern aus Politik und Kultur seit der Gorbačev-Zeit. Sie alle tragen einen Spitznamen und sind daher meist unschwer zu identifizieren, wie beispielsweise „der große Lagersträfling“ (Solženicyn), „der globale Georgier“ (Šewardnadze) oder „der Cello-Mann“ (Rostropovič). Diese Personen übernehmen im Unterschied zur ersten Gruppe die Aufgabe einer kritischen Bestandsaufnahme der sowjetischen Gesellschaft vor und nach der Perestrojka. Die letzte Gruppe schließlich bilden die Soldaten der Sondertruppe, die sich auf die Seite Elʼcyns stellen, Bedienstete im Weißen Haus sowie, stellvertretend für viele im Land, die aufgebrachten Massen auf dem Vorplatz. Der solidarische Einsatz dieser Menschen, unter ihnen auch Evtušenko als „Dichter und Volksdeputierter“, der neben dem Präsidenten Russlands auf dem Balkon des Weißen Hauses der versammelten Volksmenge ein aus diesem Anlass geschaffenes Gedicht emphatisch vorträgt, führt zum Zusammenbruch des Putsches. Dabei hebt der Autor besonders die Rolle des einfachen Volks hervor: „Die scheinbar unbedeutenden Schicksale der kleinen Leute ergeben in ihrer Summe das Geschick der Nation.“

Evtušenko gelingt es, in diesem Roman ein plastisches Bild der oft unüberschaubaren Verhältnisse einer Gesellschaft im Übergang vom Alten zum Neuen zu vermitteln, wobei die eingefügten witzigen und skurrilen Geschichten eine lebhafte, ja spannende Handlung entstehen lassen. Der Roman fand breite Anerkennung auch in den westlichen Medien.

Eine eher negative Resonanz rief dagegen sein Poem „Trinadcatʼ“ (Die Dreizehn, 1996) hervor, datiert auf Oktober 1993 und Mai 1996. Die Entstehungsdaten sind ein Hinweis auf aktuelle politische Ereignisse nach dem Zerfall der Sowjetunion: Im Oktober 1993 ließ Elʼcyn das Weiße Haus, in dem sich die überwiegend prokommunistischen Abgeordneten des Obersten Sowjets Russlands und deren Anhänger verschanzt hatten, mit Panzern attackieren, und im Mai 1996 stand die Präsidentschaftswahl kurz bevor. Der Titel des Poems „Dreizehn“ bezieht sich auf das Poem „Die Zwölf“ von Alexander Blok, dem herausragenden Dichter des russischen Symbolismus. Damit sollen die Ereignisse vom Oktober 1993 in Analogie zu denen des Jahrs 1917 (Revolution und Bürgerkrieg) gesetzt werden, was nach Meinung vieler Kritiker alles andere als überzeugend ist.

Das Poem hat zwei Epigraphe, durch deren Koppelung dem Leser die Ursache für die an blutigen Auseinandersetzungen reiche Geschichte Russlands erklärt werden soll. Das erste ist eine Strophe aus einem Gedicht der bedeutenden russischen Dichterin Anna Achmatova: „Die russische Erde liebt, liebt das Blut“. Im zweiten Epigraph wird ein bekannter Refrain aus einem populären Kinderlied der Brežnev-Zeit, der die Friedensliebe des sowjetischen Volks im Sinne der offiziellen Ideologie pathetisch zum Ausdruck bringt („immer lebe die Sonne und der Frieden“), inhaltlich völlig verändert und damit verspottet. Dieser modifizierte Refrain (untertitelt: „Aus der sowjetischen Folklore“) zeigt, dass die Vorstellung von Frieden bei den Russen angeblich in erster Linie von der Befriedigung der „sinnlich-leiblichen“ Genüsse abhängig sei: „Es soll immer Wodka, Wurst und Hering geben (…), dann gibtʼs auch Frieden.“
In Evtušenkos Poem, dessen Sprache und Rhythmus das traditionelle russische Volkslied nachahmen, sind 13 „Malocher“ unterwegs zum Weißen Haus, über dem die russische Staatsflagge weht. Die Gruppe, die der Verfasser verächtlich als „unser russischer Zoo“ bezeichnet, setzt sich aus Menschen mit verschiedenen politischen Ansichten zusammen: Monarchisten, Demokraten, Afghanistanveteranen, Lenin-, Stalin- und Žirinovskij-Anhängern sowie einem Philosophen, der, um Konflikte mit dem System zu vermeiden, als Klempner arbeitet. Entsprechend vielfältig sind ihre politischen Ansichten und Vorstellungen über die Zukunft Russlands. Während einige für Elʼcyn eintreten, träumen andere von einer Flasche Wodka, wieder andere werben für einen diktatorischen Mutanten namens Adolʼf Vissarionovič (Stalin). Aufgezeigt werden so die tiefen Gräben, die politische Radikalisierung und geistige Verwirrung in der russischen Gesellschaft, eine bedrohliche Entwicklung, die, so der Tenor des Poems, in einer Katastrophe enden kann. Das äußert sich symbolträchtig in den Handlungen der „Malocher“, die alle dem Alkohol zugeneigt sind und ihre Arbeit vernachlässigen. Dies führt zum grausamen Tod eines kleinen Mädchens: Wegen der Verantwortungslosigkeit dieser Arbeiter, die sich lieber mit Politik beschäftigen, statt die Folgen eines Rohrbruchs im Zentrum Moskaus zu beseitigen, fällt es in eine tiefe Grube mit kochend heißem Wasser. Das Bild der aufgerissenen Grube steht symbolisch für die wirtschaftliche und geistige Krise ganz Russlands, die durch die Sehnsucht des lyrischen Ichs nach der vergangenen imperialen Größe der UdSSR zusätzlich betont wird. Auch die Euphorie der Zeiten Gorbačevs ist, so das lyrische Ich, endgültig vorbei, denn die Macht haben „ehemalige Gebietssekretäre der kommunistischen Partei“, die neuen Zaren, ergriffen – ein bissiger Hinweis auf den angeblichen politischen Opportunismus Elʼcyns.

1998 erschien Evtušenkos Autobiografie „Volčij pasport“ („Der Wolfspass. Abenteuer eines Dichterlebens“), die weit über eine Lebensbeschreibung hinausgeht.

„Der Held des Buches ist nicht Evtušenko“, schreibt der Autor, „sondern das zwanzigste Jahrhundert, das mit seinen Augen gesehen wurde. Aber gleichzeitig ist es auch Evtušenko, der mit den Augen des zwanzigsten Jahrhunderts gesehen wurde.“
Bei dem Ausdruck „Wolfspass“ handelt es sich, wie der Autor mitteilt, „um ein Dokument der Unzuverlässigkeit“, das beruflich und gesellschaftlich nur Nachteile bringe. „Auf mich bezogen“, meint Evtušenko, „bedeutet der Ausdruck ‚Wolfspass‘, dass ich mein Leben lang eigentlich verdächtigt wurde, irgendwelche Dinge begangen zu haben, die ich nicht begangen hatte. (…) Als ich 1961 mein Poem ‚Babij Jar‘ über das Leid der Juden geschrieben habe, wurde ich beschuldigt, ein Feind meines Volkes zu sein, obwohl ich nur ein anderes Volk in Schutz genommen hatte. Als ich einen Protestbrief gegen den Einmarsch der sowjetischen Truppen in der Tschechoslowakei verfasste, wurde ich beschuldigt, ein Antipatriot zu sein und mit meinen Worten die ganze sowjetische Armee zu beleidigen. (…) Das ist offenbar mein Schicksal.“ An dem geschilderten Lebensweg ist die politische Geschichte der ehemaligen Großmacht seit Stalins Tod ebenso abzulesen wie die meist leidvollen Schicksale und Alltagsprobleme der Sowjetbürger. Bekanntlich durfte Evtušenko im Unterschied zu den meisten seiner Schriftstellerkollegen ohne Probleme auch ins kapitalistische Ausland reisen, was ihm seinerzeit in oppositionellen Kreisen den Ruf des „sowjetischen Vorzeigedissidenten“ eingebracht hatte. Auf diesen Reisen kam er mit den Großen der Weltpolitik wie Fidel Castro, Richard Nixon oder Henry Kissinger zusammen, von denen er kleine, anschauliche Porträts (durch Fotografien ergänzt) liefert. Das Werk kann nicht als neue selbstständige Arbeit Evtušenkos betrachtet werden, denn es enthält schon früher veröffentlichte publizistische Aufsätze, ein umfangreiches Kapitel (ca. 80 Seiten) aus dem Roman „Stirb nicht vor deiner Zeit“, weite Teile aus der schon in den sechziger Jahren erschienenen „vorzeitigen Autobiografie“ („Avtobiografija“, 1964) sowie einige bereits veröffentlichte Gedichte.

Das Werk lässt sich daher eher als eine Sammlung von politischen und kulturgeschichtlichen Ausführungen, Kommentaren und Ansichten bezeichnen. Der Autor selbst bezog dazu in einem Interview mit Christian Schmitz (2000) Stellung: „Unser ganzes Leben ist eine Collage, eine Collage aus allem Möglichen, eine Mischung aus allen möglichen Formen und Dingen. Die Vielfalt der Texte in ‚Wolfspass‘ ist auch wichtig, um mich als Dichter zu verstehen. Manches bliebe unverständlich, wenn ich in diesem Buch beispielsweise nicht die Geschichte meiner vier Frauen aufgenommen hätte. Dann würde man mich als Dichter und auch als politischen Menschen weniger gut verstehen.“ Die meisten Kritiker konnten diesem Werk wenig abgewinnen; nach Meinung der Rezensenten überwiegen in Evtušenkos Buch „fundamentale Unwissenheit, die sich auf Gemeinplätze zurückzieht“ (Viktor Kriwulin), „peinliche Selbstbeweihräucherung“ und „Imponiergehabe“ (Ulrich Schmid).

Kurz nach seinem 70. Geburtstag, den er mit einer Dichterlesung im Polytechnischen Museum in Moskau beging, gab Evtušenko ein Interview (Ševelev 2003), in dem er über seine gegenwärtige schriftstellerische Arbeit und seine Zukunftspläne sprach: Zunächst wolle er die jahrelange Arbeit an der Anthologie „Desjatʼ vekov russkoj poėzii“ (Zehn Jahrhunderte russischer Poesie [vom 11. bis 21. Jahrhundert]) abschließen. „Dafür musste ich die Arbeit an dem Roman ‚Gorod želtogo dʼjavola‘ (Die Stadt des gelben Satans) unterbrechen. In diesem Werk geht es um meine erste Reise nach Amerika im Jahre 1961 und um das, was ich damals erlebte. Und gleichzeitig handelt es von meinen Abenteuern in der Kindheit, während des Krieges, als ich 1941 mit einem Mädchen an die Front geflüchtet bin. Außerdem möchte ich weiterhin Filme drehen, die Finanzierung ist gesichert. Es geht um einen Film über die glorreichen Zeiten des sowjetischen Fußballs, wahrscheinlich werde ich selbst die Hauptrolle spielen.“

Der inzwischen ins reife Alter gekommene Evtušenko ist von seiner enormen dichterischen und politischen Bedeutung nach wie vor fest überzeugt. So steht im Zentrum seiner Lehrveranstaltungen an der Universität von Oklahoma das Seminar „Evtušenko über Evtušenko“, in dem er sein eigenes dichterisches Schaffen behandelt. Seiner politischen Instrumentalisierung als Vorzeigedissident während der Sowjetzeit ist er sich noch immer nicht bewusst, im Gegenteil: „Wir waren die ersten Dissidenten in einer Zeit, als Sacharov noch ein von Geheimhaltung umgebener, privilegierter Wissenschaftler, Solženicyn ein unbekannter Lehrer und ehemaliger Lagersträfling und Brodsky ein Schuljunge war“, behauptet er in „Wolfspass“. Viele russische Intellektuelle sahen unter anderem in dieser Haltung eine Bestätigung seines Rufs als „selbstverliebter Trommler“ und der Feststellung Achmatovas, dass der ausschlaggebende Charakterzug von Evtušenko der „Drang nach Selbstdarstellung“ sei. Als Evtušenko in die amerikanische Dichterakademie aufgenommen wurde, verließ sie der russische Nobelpreisträger Josef Brodsky aus Protest.

Evgenij A. Evtušenko - Primärliteratur

Stand: 01.06.2004

„Razdvedčiki grjaduščego“. (Kundschafter der Zukunft). Gedichte. Moskva (Sovetskij pisatelʼ) 1952.
„Tretij sneg“. (Der dritte Schnee). Gedichte. Moskva (Sovetskij pisatelʼ) 1955.
„Obeščanie“. (Die Verheißung). Gedichte. Moskva (Sovetskij pisatelʼ) 1957.
„Četvertaja Meščanskaja“. („Die Straße“). Erzählung. In: Junostʼ. 1959. H.2. S.58–63.
„Jabloko“. (Der Apfel). Gedichte. Moskva (Sovetskij pisatelʼ) 1960.
„Kurinyj Bog“. („Der Hühnergott“). Erzählung. In: Molodaja gvardija. 1963. H.1. S.200–213.
„Avtobiografija“. (Autobiografie). London (Flegon Press) 1964.
„So mnoju vot čto proischodit“. („Mit mir ist Folgendes geschehen“). Gedichte. Moskva (Pravda) 1966.
„Bratskaja GĖS“. (Das Bratsker Wasserkraftwerk). Gedichte. Moskva (Sovetskij pisatelʼ) 1967.
„Idut belye snegi“. (Es fällt weißer Schnee). Gedichte. Moskva (Chudožestvennaja literatura) 1969.
„Kazanskij universitet“. („Die Universität von Kasan“). Gedichte. Moskva (Sovetskij pisatelʼ) 1971.
„Doroga nomer odin“. (Die Straße Nummer1). Gedichte. Moskva (Sovremennik) 1972.
„Pojuščaja damba“. (Der singende Damm). Gedichte. Moskva (Sovetskij pisatelʼ) 1972.
„Intimnaja lirika“. (Intime Lyrik). Moskva (Molodaja gvardija) 1973.
„Poėt v Rossii bolʼše, čem poėt“. (Ein Poet ist in Rußland mehr als ein Poet). Gedichte. Moskva (Sovetskaja Rossija) 1973.
„Pesni na stichi Evgenija Evtušenko“. (Lieder nach den Gedichten von Evgenij Evtušenko). Moskva (Pravda) 1974.
„Spasibo“. (Danke). Gedichte. Moskva (Pravda) 1976.
„Utrennij narod“. (Das frühaufstehende Volk). Gedichte. Moskva (Molodaja gvardija) 1978.
„Talant estʼ čudo neslučajnoe: Kn. statej“. (Ein Talent ist kein zufälliges Wunder. Aufsatzsammlung). Moskva (Sovetskij pisatelʼ) 1980.
„Izbrannye proizvedenija v2-cht“. (Ausgewählte Werke in 2Bänden). Moskva (Chudožestvennaja literatura) 1980. Enthält:
Bd.1: „Stichotvorenija i poėmy, 1952–1965“. (Gedichte und Poeme, 1952–1965. Mit einem Vorwort des Autors. Enthält u.  a. das Poem „Stancija zima“ (Bahnstation Zima)).
Bd.2: „Stichotvorenija i poėmy, 1966–1974“. (Gedichte und Poeme, 1966–1974).
„Ardabiola“. (Die Ardabiola). Erzählung. In: Junostʼ. 1981. H.3. S.11–37.
„Jagodnye mesta“. („Wo die Beeren reifen“). Roman. In: Moskva. 1981. H.10. S.3–123. H.11. S.52–111.
„Točka opory“. (Stützpunkt). Gedichte. Moskva (Molodaja gvardija) 1981.
„Dve pary lyž. Novaja kniga stichov“. (Zwei Paar Ski. Ein neuer Gedichtband). Moskva (Sovremennik) 1982.
„Sobranie sočinenij v trench tomach“. (Gesammelte Werke in drei Bänden). Moskva (Chudožestvennaja literatura) 1984. Enthält:
Bd.  1: „Stichotvorenija i poėmy, 1952–1964“. (Gedichte und Poeme, 1952–1964).
Bd.  2: „Stichotvorenija i poėmy, 1965–1972“. (Gedichte und Poeme, 1965–1972).
Bd.  3: „Stichotvorenija i poėmy, 1973–1983“. (Gedichte und Poeme, 1973–1983).
„Fuku“. („Fuku“). Poem. In: Novyj Mir. 1985. H.1.
„Politika privilegija vsech. Kniga publicistiki“. (Politik ist ein Privileg aller. Das Publizistikbuch). Essays. Moskva (Novosti) 1990.
„Stichotvorenija i poėmy“. (Gedichte und Poeme). Moskva (Molodaja gvardija) 1990.
„Moja ėmigracija. Novye stichi“. (Meine Emigration. Neue Gedichte). Černovcy (Oblkomprofizdat) 1991.
„Net let. Ljubovnaja lirika“. (Alterslos. Liebeslyrik). Sankt-Peterburg (Chudožestvennaja literatura) 1993.
„Ne umiraj prežde smerti. Russkaja skazka“. („Stirb nicht vor deiner Zeit“). Roman. Moskva (Moskovskij rabočij) 1993.
„Antologija russkoj poezii“. (Anthologie der russischen Poesie). Minsk, Moskva (Polifakt) 1995.
„Strofy veka“. (Strophen des Jahrhunderts). Gedichte. Moskva (Polifakt) 1995.
„Trinadcatʼ. Poėma“. (Die Dreizehn. Poem). In: Literaturnaja Gazeta, 29. 5. 1996.
„Pervoe sobranie sočinenij v vosʼmi tomach“. (Erste gesammelte Werke in acht Bänden). Moskva (Neva group) 1997 ff. Enthält:
  Bd. 1: 1937–1958 (1997).
  Bd. 2: 1959–1964 (1998).
  Bd. 3: 1965–1970 (2000).
  Bd. 4: 1971–1975 (2002).
  Bd. 5: 1976–1982 (2002).
  Bd. 6: 1983–1995 (2003).
„Volčij pasport“. („Der Wolfspass. Abenteuer eines Dichterlebens“). Autobiografie. Moskva (Vagrius) 1998.
„Ja prorvusʼ v dvadcatʼ pervyj vek“. (Ich dringe ins 21. Jahrhundert vor). Gedichte. Moskva (Vremja) 2001.
„Izbrannaja lirika“. (Ausgewählte Lyrik). Moskva (Ėksmo) 2003.
„Stichotvorenija i poėmy“. (Gedichte und Poeme). Moskva (Profizdat) 2003.

Evgenij A. Evtušenko - Übersetzungen

Stand: 01.06.2004

„Die Straße“. („Četvertaja Meščanskaja“). Übersetzung: Thomas Reschke. In: Sinn und Form. 1959. H.4. S.516–529.
„Mit mir ist Folgendes geschehen“. („So mnoju vot čto proischodit“). Übersetzung: Franz Leschnitzer. Düsseldorf (Brücken) 1962.
„Gedichte“. Übersetzung: Gisela Drohla, R. Heuer. Köln (Middelhauve) 1963.
„Gedichte“. Übersetzung: Walter Fischer. Wien (Schönbrunn) 1963.
„Avtobiografija“. (Vorzeitige Autobiografie). London (Flegon Press) 1964.
„27 Gedichte“. Übersetzung: G. Besch, V. Strassburger u. a. Heidelberg (Astel) 1965.
„Der Hühnergott und andere Erzählungen“. („Kurinyj bog“). Übersetzung: Thomas Reschke, Marianne Schilow. Köln, Einsiedeln (Benzinger) 1972.
„Ausgewählte Gedichte“. Nachdichtungen: Rainer Brambach, Beat Brechbühl, Paul Celan u. a. Zürich (Diogenes) 1972.
„Lyrik – Prosa – Dokumente“. Sammelband. Übersetzung: W. Hermann, N. Koshunarova. München (Nymphenburger) 1972.
„Unter der Haut der Freiheitsstatue. Die Universität von Kasan“. („Pod kožej statui Svobody“; „Kazanskij Universitet“). Sammelband. Übersetzung: Martin Remané. Hamburg (Hoffmann und Campe) 1973.
„Wo die Beeren reifen“. („Jagodnye mesta“). Übersetzung: W. Bräuer. Wien (Zsolnay) 1982. Unter dem Titel: „Beerenreiche Gegenden“. („Jagodnye mesta“). Übersetzung: Thomas Reschke. Berlin, DDR (Volk und Welt) 1984.
„Mutter und die Neutronenbombe. Poem“. („Mama i Nejtronnaja Bomba“). Übersetzung: Aljonna Möckel / Klaus Möckel. Wien, Hamburg (Zsolnay) 1984.
„Pearl Harbor. Kleine Prosa“. (Anthologie). Übersetzung: Thomas Reschke, Marianne Schilow. Berlin, DDR, Weimar (Aufbau) 1984. (bb-Taschenbuch 537).
„Fuku“. („Fuku“). Übersetzung: Aljonna Möckel / Klaus Möckel. Berlin, DDR (Volk und Welt) 1987. Wien, Hamburg (Zsolnay) 1987.
„Stirb nicht vor deiner Zeit“. („Ne umiraj prežde smerti. Russkaja skazka“). Übersetzung: Susanne Veselov. München, Wien (Europaverlag) 1994.
„Herzstreik – Gedichte“. (Anthologie). Auswahl und Übersetzung: Godehard Schramm. München, Wien (Europaverlag) 1997.
„Der Wolfspass. Abenteuer eines Dichterlebens“. („Volčij pasport“). Übersetzung: Thomas Reschke. Berlin (Volk und Welt) 2000.

Evgenij A. Evtušenko - Film

Stand: 01.06.2004

„Četvertaja Meščanskaja“. (Die Straße). Teatralʼnyj kollektiv kluba im.Serafimoviča. Moskva. 1962.
„Bratskaja GĖS“. (Das Bratsker Wasserkraftwerk). Studenčeskij klub Karagandinskogo politechničeskogo instituta. Karaganda. 1966.
„Kazanskij Universitet“. („Die Kazaner Universität“). Studenčeskij teatr Gorʼkovskogo instituta inženerov vodnogo transporta „Alyjparus“. 1971.
„Pod kožej statui Svobody“. („Unter der Haut der Freiheitsstatue“). Moskovskij teatr dramy i komedii na Taganke. 1972.
„Ja – Kuba“. (Ich – Kuba). Dvuchserijnyj chudožestvennyj kinofilʼm. Drehbuch: Evgenij Evtušenko, Ě.Barneta. Regie: M. Kalatozov. „Mosfilʼm“ (SSSR) – „JKAUK“ (Kuba). 1964.
„Detskij sad“. (Kindergarten). Chudožestvennyj filʼm. Drehbuch und Regie: Evgenij Evtušenko. Moskva (Mosfilʼm). 1983.
„Pochorony Stalina“. (Stalins Beerdigung). Drehbuch und Regie: Evgenij Evtušenko. Moskva (Mosfilʼm) 1990.

Evgenij A. Evtušenko - Sekundärliteratur

Stand: 01.06.2004

Bibliographie zur sowjetischen Literatur zu E.Evtušenko: „Evgenij Aleksandrovič Evtušenko“. In: Russkie sovetskie pisateli. Poėty. Bibliografičeskij ukazatelʼ. Band 7. Moskva (Kniga) 1984. S.347–489.
Burg, David: „Jewtuschenko. Rebell nach der Niederlage“. In: Osteuropa. 1964. H.11. S.825–829.
Ssachno, Helen von: „Jewgenij Jewtuschenko“. In: Der Aufstand der Persönlichkeiten. Sowjetliteratur seit Stalins Tod. Berlin (Argon) 1965. S.232–252.
König, Gertrude / Raab, Harald: „Zu einigen Aspekten der Evtušenko-Rezeption in Westdeutschland“. In: Wissenschaftliche Zeitschrift der Universität Rostock. 1967. H.3/4. S.187–191.
Raab, Harald: „Zur Funktion des Verssystems bei der adäquaten Übersetzung aus dem Russischen ins Deutsche (dargestellt an den Evtušenko-Übersetzungen der beiden deutschen Staaten)“. Zeitschrift für Slavistik 1967. H.12. S.771–784.
Hermann, Wolfgang / Koshunarova, Nadja: „Jewgenij Jewtuschenko. Lyrik. Prosa. Dokumente“. München (Nymphenburger) 1972.
Shore, Rima: „Jewtuschenko theatralisiert gegen USA. ,Unter dem Deckmantel der Freiheitsstatue‘ in Moskau“. Theater heute. 1973. H.5. S.30–31.
Schramm, Godehard: „Schwierigkeiten mit Jewtuschenko“. In: Akzente. 1974. H.6. S.524–531.
Paperny, Sinovij: „Jewtuschenko, Jewgeni Aleksandrowitsch“. In: Handbuch der Sowjetliteratur (1917–1972). Leipzig (Bibliographisches Institut) 1975. S.286–287.
Kasack, Wolfgang: „Lexikon der russischen Literatur ab 1917“. Stuttgart (Kröner) 1976.
Herbert, Jelitte: „Strukturprinzipien und Strukturmittel in ,Nasledniki Stalina‘ von E.Evtušenko“. In: F.Wissemann (Festschrift für Heinz Wissemann). Frankfurt/M., Bern, Las Vegas (Lang) 1977. (Beiträge Slavistik2). S.157–172.
Brousek, Antonin: „Eine Raststätte in der Wüste. Lyrik seit Stalins Tod“. In: G. Lindemann (Hg.): Sowjetliteratur heute. München (Beck) 1979. S.219–234.
Kasack, Wolfgang: „Beeren-Gruß aus Sibirien“. In: Rheinischer Merkur / Christ und Welt, 8. 10. 1982. (Zu: „Wo die Beeren reifen“).
Rothschild, Thomas: „Strawberry Fields Forever“. In: Frankfurter Rundschau, 13. 11. 1982. (Zu: „Wo die Beeren reifen“).
Franz, Norbert: „Zur zeitgenössischen russisch-sowjetischen Italiendichtung“. In: E. Reißner (Hg.): Russische Lyrik heute. Interpretationen. Übersetzungen. Bibliographie. Mainz (Liber) 1983. S.33–89.
Lauer, Reinhard: „Eine Scheidelinie quer durch die Nationen“. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12. 2. 1983. (Zu: „Wo die Beeren reifen“).
Borowsky, Kay / Müller, Ludolf: „Evgenij Aleksandrovič Evtušenko“. In: Russische Lyrik. Zweisprachig. Stuttgart (Reclam) 1984. S.602.
Etkind, Efim: „Russische Lyrik von der Oktoberrevolution bis zur Gegenwart. Versuch einer Darstellung“. München (Beck) 1984. S.224–233.
Kasper, Karlheinz: „‚Beerenreiche Gegenden‘“. In: Weimarer Beiträge. 1984. H.12. S.2048–2056.
Siegl, Elfie: „Folklore und Kitsch“. In: Frankfurter Rundschau, 31. 1. 1984. (Zum Film „Kindergarten“).
Wolffheim, Elsbeth: „Sibirische Heimat“. In: Deutsches Allgemeines Sonntagsblatt, 22. 1. 1984. (Zu: „Wo die Beeren reifen“).
Bulgakowa, Olga: „Kindergarten. Über den ersten Film von Jewgeni Jewtuschenko“. In: Sonntag, 13.1. 1985.
Ziegler, Gudrun: „Die Straße mit dem Pappelflaum. Drei Liebesgeschichten von Jewgenij Jewtuschenko“. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21.8. 1985.
Traub, Rainer: „Kompromiß Kompromissowitsch“. In: Der Spiegel, 30.6. 1986.
Lauer, Reinhard: „Der Luxus der Armen“. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14. 3. 1987. (Zu: „Fuku“).
Kuprianow, Wjatscheslaw: „Mein Name ist Rußland“. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17. 7. 1993. [Zum 60. Geburtstag].
Gauß, Karl-Markus: „Wie dumm von Chruschtschow“. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 4. 10. 1994. (Zu: „Stirb nicht vor deiner Zeit“).
Michalzik, Peter: „Macht ist eine Form der Sklaverei“. (Interview). In: Süddeutsche Zeitung, 1.–3. 10. 1994.
Pörzgen, Gemma: „‚Weil unsere Generation romantischer ist …‘“. (Interview). In: Frankfurter Rundschau, 30. 9. 1994.
Schubert, Elke: „Auf beiden Seiten der Barrikaden“. In: Süddeutsche Zeitung, 5. 10. 1994. (Zu: „Stirb nicht vor deiner Zeit“).
Schmid, Ulrich M.: „Für alle Jahreszeiten“. In: Neue Zürcher Zeitung, 10. 3. 1997. (Zu: „Herzstreik“).
Pʼjanych, M.: „Evtušenko Evgenij Aleksandrovič“. In: N.N. Skatova (Hg.): Russkie pisateli. XX vek. Bibliografičeskij slovarʼ v dvuch častjach. Band 1. Moskva (Prosveščenie) 1998. S.467–469.
Kriwulin, Viktor: „Der Lyrikbeauftragte“. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10. 6. 2000. (Zu: „Der Wolfspass“).
Oskockij, V.: „Evtušenko Evgenij Aleksandrovič“. In: P.A. Nikolaev (Hg.): Russkie pisateli. XX vek. Bibliografičeskij slovarʼ. Moskva (Naučnoe izdatelʼstvo) 2000. S.254–256.
Schmid, Ulrich M.: „Ein ewig Pubertierender. Jewgeni Jewtuschenko: Der Wolfspass“. In: Neue Zürcher Zeitung, 3./4. 6. 2000.
Schmitz, Christian: „Der Wolfspass. Abenteuer eines Dichterlebens“. (Interview). In: <http:/www.dradio.de:8080/dlf/sendungen/ buechermarkt/164714> Mai 2004.
Ševelev, Igorʼ: „Poslednij narodnyj poet. Intervʼju s Evgeniem Evtušenko dlja Vremeni MN“. (Der letzte Volkspoet. Ein Interview mit Evgenij Evtušenko für Vremja MN). In: <http://newshevelev.narod.ru/knigol/evtushen komn.htm> Mai 2004.


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