Das Ringen zählt nicht unbedingt zu den Sportarten, die in der Öffentlichkeit ein breites Interesse finden. Damit hängt es wohl zusammen, daß selbst unter den Sportinteressierten nur wenige den Namen Sergej Beloglasows kennen. Dabei gehört der für Dynamo Kiew startende Radiotechniker nicht nur zu den besten Ringern aller Zeiten, er zählt auch zu den erfolgreichsten Sportlern des letzten Jahrzehnts überhaupt. So datiert seine letzte Niederlage bei Europa- und Weltmeisterschaften sowie Olympischen Spielen aus dem Jahr 1979.
Sergej Beloglasow ist nicht der einzige Vertreter seiner Familie, der es zu Weltmeister- und olympischen Ehren gebracht hat. Sein 15 Minuten älterer Zwillingsbruder Anatoli kam ihm auch hier zuvor, eine vergleichbare Vielzahl von Erfolgen konnte dieser allerdings nicht feiern. Anatoli begnügte sich mit "nur" zwei Weltmeisterschaften und einem Olympiasieg.
In der Zwischenzeit hat Sergej eine eigene Familie gegründet und auch hier beherrscht der Sport das Geschehen. Ehefrau Natascha wurde einmal mit der sowjetischen Handballauswahl Junioren-Weltmeisterin, und noch heute spielt sie bei Plame Kiew in der ersten sowjetischen Liga.
Laufbahn
1968 begann Sergej Beloglasow mit dem Ringen, nicht zuletzt deshalb, weil er mit seinen 1,68 m nicht gerade über die Idealmaße eines Fußballers verfügte. 1974 stellten sich die ersten Erfolge ein, er gewann die Junioren-Europameisterschaft im Fliegengewicht (bis 52 kg) des Freien Stils. Das gleiche Kunststück wiederholte er 1975.
1979 begann dann seine bis heute nur einmal unterbrochene Siegesserie. Diese einzige Niederlage erlitt der nun im Bantamgewicht (bis 57 kg) kämpfende Beloglasow im WM-Finale von 1979 gegen den Japaner Tomiyama. Daß er zu dem Zeitpunkt bereits der beste Europäer war, hatte er durch den Sieg bei den vorangehenden Europameisterschaften bewiesen. Konnte sein Olympiasieg von 1980 noch mit der boykottbedingten Abwesenheit des Weltmeisters Tomiyama in Frage gestellt werden, so mußte spätestens seit 1981 der jüngere der Beloglasow-Brüder als der weltbeste Bantamgewichtler gelten. Bei den Weltmeisterschaften in Skopje holte er sich ebenso überlegen den Titel wie 1982 in Edmonton, 1983 in seiner Heimat Kiew, 1985 und 1986 in Budapest sowie 1987 in Clermont-Ferrand.
Nicht ganz so viele Goldmedaillen gab es bei europäischen Titelkämpfen, das hing aber damit zusammen, daß Beloglasow zuweilen zugunsten eines Landsmanns auf seine Nominierung verzichtete. 1982, 1984 und 1987 vertrat er die Farben seines Landes - und gewann jeweils den Titel.
Daß es 1984 nicht zum zweiten Olympiasieg reichte, war nicht Sergej Beloglasows Schuld. Die Politik hatte ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht. Das so entgangene Gold möchte er sich deshalb 1988 in Seoul holen.