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Wissen, das zählt.


Kindler

Immacallam in dá Thúarad

Hauptgattung Lyrik
Untergattung Lehrgedicht

(air.; Das Gespräch der zwei Weisen) – Der überlieferte Text des in rhythmischer, alliterierender Sprache nach 800 verfassten Lehrgedichts war schon für die mittelalterlichen Iren großteils dunkel und ist durchgehend interlinear glossiert. Es existiert noch keine zuverlässige Ausgabe.

Die Prosaeinleitung berichtet, wie Néide, Sohn des »ollam« (höchstrangigen Dichters) von Irland, in Schottland »éicse« (Wissen) studiert. Als sein Vater stirbt, kehrt Néide nach Emain Macha in Irland zurück, um die Einsetzung von Ferchertne als Nachfolger seines Vaters anzufechten. Die Bedeutung, die das Studium der Etymologie in der Ausbildung spielt, wird dadurch unterstrichen, dass Néide dreimal für einen Monat zum Lehrer zurückkehren muss, weil er auf dem Heimweg die Herkunft von Pflanzennamen nicht erklären kann. In Irland angekommen, lässt der Streitstifter Bricriu ›Giftzunge‹ Néide den »ollam«-Sitz einnehmen, um dann den gerade abwesenden Ferchertne davon zu unterrichten. Zurückgeeilt, beginnt dieser den eigentlichen Dialog (»immacallam«), in dem beide das Beste ihrer Kunst und ihres Wissens zeigen: »Wer ist dieser Dichter, ein Dichter mit der prächtigen ›ollam‹-Robe um sich?« Néide kritisiert in seiner Antwort Ferchertnes Hochmut: nur Wissen zähle, nicht Alter.

Dann befragen sie sich gegenseitig – Ferchertne gebraucht die ironische Anrede »Junge der Belehrung«, während Néide den Rivalen respektvoll mit »mein weiser Meister« anredet – nach Namen, Beruf, Herkunft und schließlich danach, was die Zukunft bringen werde. Während Néide eine in Frieden glückliche Zukunft voll Wohlstand beschreibt, bildet Ferchertnes umfangreiche, rhythmisch und formelhaft gegliederte Antwort, die in einer düsteren Prophezeiung vom Weltende gipfelt, Höhepunkt und Ende des Duells. Ferchertne fragt schließlich Néide, wer über ihm stehe. Überwältigt antwortet dieser, dass er Gott, den Schöpfer, und Ferchertne, den Dichtergelehrten, über sich wisse, und wirft sich ihm zu Füßen. Ferchertne wünscht Néide voller Bewunderung Erfolg und Ruhm, und dieser erkennt nochmals Ferchertnes Vorrang an.

Die obskure Kunstsprache des Werks setzt sich aus Kenningar, Allegorien und künstlichen Wortschöpfungen zusammen, in denen die Kontrahenten ihr Wissen in dichterischer Tradition, Gelehrsamkeit und Etymologie gegeneinander ausspielen und es gleichzeitig nur ihrer Zunft verständlich machen. Vage Anspielungen auf Mythologisches gaben zu der Vermutung Anlass, das Gespräch spiegele eine ›verchristlichte‹ Druidenlehre wider, doch eher handelt es sich wohl um ein rein mittelalterliches Kunstwerk.

Ausg.:W. Stokes, The Colloquy of the Two Sages, in: Revue Celtique 26, 1905, 4–64.

Lit.:R. Thurneysen: Die irische Helden- und Königsage, 1921, 518–523.

Rolf Baumgarten / David Stifter

Immacallam in dá Thúarad



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