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Max Planck

Max Planck

deutscher Physiker; Geheimer Regierungsrat; Nobelpreis (Physik) 1918; Prof.; Dr.
Geburtstag: 23. April 1858 Kiel
Todestag: 4. Oktober 1947 Göttingen
Nation: Deutschland - Bundesrepublik

Internationales Biographisches Archiv 44/2009 vom 27. Oktober 2009 (rw)
Ergänzt um Nachrichten durch MA-Journal bis KW 31/2010


Blick in die Presse

Herkunft

Max Karl Ernst Ludwig Planck wurde 1858 als Sohn des Jura-Professors Johann Julius Wilhelm von Planck und dessen zweiter Ehefrau Emma, geb. Patzig, in Kiel geboren. Er stammte aus einer schwäbisch-preußischen Gelehrtenfamilie von Theologen, Philologen und Juristen; sein Onkel Gottlieb Planck war einer der wesentlichen Begründer des Bürgerlichen Gesetzbuches (BGB). P., der vier Geschwister (Hermann, Hildegard, Adalbert, Otto) sowie die zwei Halbgeschwister Hugo und Emma aus der ersten Ehe des Vaters hatte, wuchs zunächst in Kiel und nach dem Umzug der Familie (1867) in München auf.

Ausbildung

Dort besuchte P. das Maximilians-Gymnasium, an dem er mit 16 Jahren das Abitur ablegte. Obwohl er musikalisch sehr begabt war, Klavier, Orgel und Cello spielte, Gesangsunterricht erhielt und Lieder sowie eine Operette komponierte, entschied er sich für die Physik. Er studierte ab 1874 Theoretische Physik an der Ludwig-Maximilians-Universität in München und wechselte für zwei Semester nach Berlin (1877/1878), um die berühmten Physiker Hermann von Helmholtz und Gustav Kirchhoff zu hören. Im Selbststudium bildete er sich aus den Schriften von Rudolf Clausius weiter, die ihn zur Thermodynamik führten. 1878 legte P. in München das Lehramtsexamen ab, 1879 promovierte er "Über den zweiten Hauptsatz der mechanischen Wärmetheorie" und 1880 erfolgte die Habilitation mit der Schrift "Über Gleichgewichtszustände isotroper Körper in verschiedenen Temperaturen".

Wirken

Nach dem Studium ließ P. sich 1880 als unbesoldeter Privatdozent in München nieder, bevor ihn im April 1885 die Christian-Albrechts-Universität in Kiel als Extraordinarius für Mathematische Physik berief. 1889 wechselte P. als Nachfolger des verstorbenen Kirchhoff an die Friedrich-Wilhelms-Universität in Berlin. Zugleich übernahm er die Leitung des neu gegründeten Instituts für Theoretische Physik. Die außerordentliche Professur wurde 1892 in einen Lehrstuhl für Theoretische Physik umgewandelt, den P. fast 35 Jahre innehatte. Seine Wahl zum Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften (als Nachfolger Helmholtz') erfolgte 1894. Eine Berufung auf den Lehrstuhl Boltzmanns in Wien lehnte P. 1907 ab und blieb bis zu seiner Emeritierung am 1. Okt. 1927 an der Berliner Universität. Zu seinen Doktoranden zählten u. a. die späteren Nobelpreisträger Max von Laue und Walther Bothe. Sein Nachfolger wurde Erwin Schrödinger.

Als seine Hauptaufgabe in den unruhigen 20er und 30er Jahren sah P. es an, die Unabhängigkeit der Wissenschaft bewahren zu helfen. Zu Beginn des Ersten Weltkriegs ließ er sich von der allgemeinen Begeisterung anstecken und unterzeichnete das umstrittene "Manifest der 93 Intellektuellen", das zu einem Teil der Kriegspropaganda geriet. 1915 widerrief er jedoch Teile des Manifests und unterschrieb im Folgejahr eine Erklärung gegen deutschen Annexionismus. In den Wirren der Nachkriegszeit gründete er im Okt. 1920 mit Fritz Haber die "Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft", die sich gezielt der Förderung der notleidenden Wissenschaft annahm. Als inzwischen oberste Autorität der deutschen Physik (und Wissenschaft überhaupt) bekleidete er führende Positionen in der Berliner Universität (Rektor ab 1913), der Preußischen Akademie der Wissenschaften (Ständiger Sekretar in der Physikalisch-Mathematischen Klasse ab 1912) und der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (Vorsitz 1905-1909 und 1915/1916). P., der in der preußischen Tradition und Loyalität gegenüber dem Staat aufgewachsen und Mitglied der Deutschen Volkspartei (DVP) war, fehlte jegliches Verständnis für die Revolution von 1918/1919. Das allgemeine Wahlrecht und das "Emporkommen der Herrschaft der Masse" lehnte er ab, dem Dritten Reich stand er indes zunächst wohlwollend gegenüber. Er gehörte der Deutschen Gesellschaft für Wehrpolitik und Wehrwissenschaften an und schrieb für das jeweils mit einem Leitartikel von Goebbels erscheinende NS-Wochenblatt "Das Reich". Als Präsident (1930-1936) der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften (KWG) teilte P. im Juli 1933 dem NS-Innenminister Wilhelm Frick mit, seine Gesellschaft sei gewillt, "sich systematisch in den Dienst des Reiches hinsichtlich der rassenhygienischen Forschung zu stellen". Allerdings führten der nachfolgende Missbrauch der Staatsmacht sowie die Exilierung zahlreicher jüdischer Wissenschaftler bei ihm zu einem Umdenken, so dass er einen Weg zwischen preußischer Staatsraison und offenem Widerstand finden musste. Ein Gespräch mit Hitler (1933), in dem er vor den verheerenden Folgen der Entlassung von jüdischen und politisch missliebigen Wissenschaftlern warnte, blieb ohne Erfolg. Trotz offizieller Verbote veranstaltete P. 1935 als KWG-Präsident eine viel beachtete Gedenkfeier für den im Exil verstorbenen jüdischen Kollegen Haber. Aufgrund der Verschärfung des politischen Klimas, die auch persönliche Angriffe gegen ihn und andere Physiker mit sich brachte, und nach der Gleichschaltung der Preußischen Akademie der Wissenschaften 1938 trat er aus Protest als Sekretar zurück.

P.s wissenschaftliches Verdienst war es, die theoretische Physik, die nach Ansicht der Zeitgenossen Ende des 19. Jahrhunderts vor ihrer Vollendung stand und den Ruf einer unbedeutend-unpraktischen Nebendisziplin hatte, revolutioniert und zu einem Kern- und Grundlagenfach der Naturwissenschaften gemacht zu haben. Schwerpunkt seiner Arbeiten war zunächst die Thermodynamik, insbesondere diejenige der Wärmestrahlung. Aufbauend auf der praktischen Konstruktion "schwarzer Körper", die alle Frequenzen elektromagnetischer Strahlungen absorbieren und bei Erwärmung wieder abstrahlen, sowie der experimentellen Messung ihrer Energieverteilung in der Berliner Physikalisch-Technischen Reichsanstalt bemühte er sich um eine theoretische Erklärung dieser Verteilung. Auf der Grundlage des von Clausius eingeführten Entropiebegriffs und durch Interpolation der bekannten Strahlungsformeln gelang es ihm, einen Ausdruck der Energiedichte zu finden, der den Verlauf der experimentell ermittelten Verteilungen exakt wiedergeben konnte. Um zu seiner "glücklich erratenen" (so P.) Strahlungsformel E = hV zu kommen, ging er davon aus, dass die Energiewerte E nicht mehr kontinuierlich seien, sondern nur diskrete, zu ihrer Frequenz V proportionale Werte annehmen können. Die Einführung einer Fundamentalkonstanten h ("Plancksches Wirkungsquantum") war eine kühne Annahme von grundsätzlicher Bedeutung, da sie der Grundüberzeugung der klassischen Physik widersprach, wonach die Natur keine Sprünge macht. Seine revolutionäre Entdeckung präsentierte P. am 14. Dez. 1900, der heute als Geburtstag der Quantentheorie gilt, der Physikalischen Gesellschaft, außerdem in dem etwas später veröffentlichten Aufsatz "Zur Theorie des Gesetzes der Energieverteilung im Normal-Spektrum".

Die ungeheure Tragweite der Hypothese von der quantenhaften Natur der Energie und der Bedeutung der Konstanten h als Schlüssel für das Verständnis der atomaren Vorgänge wurde erst Jahre später erkannt und akzeptiert. P.s Strahlengesetz erfuhr dann in der von anderen (u. a.Albert Einstein, den P. enorm gefördert hatte) weiterentwickelten Quantentheorie und -mechanik seinen vollkommenen Ausbau und wurde zur Grundlage der modernen Physik. Dafür wurde sein Entdecker 1918 mit dem Nobelpreis für Physik ausgezeichnet. Auch eine Reihe anderer hoher und höchster wissenschaftlicher Auszeichnungen wurde ihm zuteil.

Bis zuletzt war P. bemüht, positive ethische, philosophische und religiöse Folgerungen aus dem Ergebnis seiner physikalischen Forschungen zu ziehen. Er unternahm bis ins hohe Alter zahlreiche Vortragsreisen, so 1937 ins Baltikum mit dem berühmten Vortrag "Religion und Naturwissenschaft". Nach Kriegsende übernahm P. die kommissarische Leitung der neu aufgebauten KWG, bis er im April 1946 sein Amt an Otto Hahn übergab. Am 11. Sept. 1946 erfolgte auf britischen Druck hin die Umbenennung der KWG in Max-Planck-Gesellschaft (MPG), die in der Folge zur bedeutendsten außeruniversitären Forschungsorganisation Deutschlands avancierte. Zugleich wurde P. zu ihrem Ehrenpräsidenten ernannt. Im Juli 1946 nahm er als einziger eingeladener Deutscher an den Feierlichkeiten der Royal Society zum 300. Geburtstag Isaac Newtons teil.

Familie

P. war 1887-1909 mit der Bankierstochter Marie, geb. Merck, verheiratet. Aus der Ehe gingen die Kinder Karl (1888-1916), Emma (1889-1919), Grete (1889-1917) und Erwin (1893-1945) hervor. Die Plancksche Villa in Berlin-Grunewald entwickelte sich zu einem gesellschaftlichen und musikalischen Zentrum, zu dessen Gästen u. a. Albert Einstein, Otto Hahn und Lise Meitner gehörten. Nach dem Tod seiner Frau ging P. eine zweite Ehe mit Margarethe von Hößlin (1882-1948) ein, einer Nichte von Marie Merck, mit der er einen Sohn Hermann hatte. Das Privatleben P.s war von weiteren schweren Schicksalsschlägen gezeichnet. Sein ältester Sohn Karl fiel bei Verdun, die beiden Töchter starben jeweils bei der Geburt ihres ersten Kindes. Erwin, das letzte Kind aus erster Ehe, wurde am 23. Jan. 1945 als einer der Mitverschworenen des Hitler-Attentats vom 20. Juli 1944 durch den Strang hingerichtet. Nach der Zerstörung seiner Berliner Villa durch einen Luftangriff siedelte P. zunächst in das Elbdorf Rogätz, Ende 1945 dann nach Göttingen über. Dort fanden sich für ihn und seine Frau nicht mehr als zwei kleine Zimmerchen, die er als Untermieter und fast allen wissenschaftlichen Werkzeuges, ja seiner eigenen Werke beraubt, bis zu seinem Tode bewohnte. All diese Unglücke ertrug er mit stoischer Schicksalsergebenheit und Gottvertrauen. Noch 1943 bestieg der begeisterte Wanderer und Bergsteiger mehrere Dreitausender in den Alpen, bevor ihn vermehrt Krankheiten und Altersbeschwerden heimsuchten. P. starb am 4. Oktober 1947 im Alter von 88 Jahren in Göttingen an den Folgen eines Sturzes und mehrerer Schlaganfälle. Er wurde auf dem dortigen Stadtfriedhof beigesetzt.

Werke

Veröffentlichungen u. a.: "Das Prinzip der Erhaltung der Energie" (1887), "Grundzüge der Thermodynamik" (97), "Vorlesungen über die Theorie der Wärmestrahlung" (1906), "Einführung in die theoretische Physik" (16-32; 5 Bde.), "Das Weltbild der neuen Physik" (29; Vortrag), "Wege zur physikalischen Erkenntnis" (33), "Wissenschaftliche Selbstbiographie" (48), "Physikalische Abhandlungen und Vorträge" (57; 3 Bde.), "Vom Wesen der Willensfreiheit und andere Vorträge" (90; Hrsg. Armin Hermann).

Literatur

Literatur u. a.: Hans Hartmann: "M. P. als Mensch und Denker" (1938), Walther Gerlach: "Die Quantentheorie. M. P., sein Werk und seine Wirkung" (48), Hermann Kretzschmar: "M. P. als Philosoph" (67), John L. Heilbron: "M. P. Ein Leben für die Wissenschaft 1858-1947" (88), Armin Hermann: "M. P. in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten" 2005), Astrid von Pufendorf: "Die Plancks. Eine Familie zwischen Patriotismus und Widerstand" (06), Ernst Peter Fischer: "Der Physiker. M. P. und das Zerfallen der Welt" (07), Dieter Hoffmann: "M. P. - Die Entstehung der modernen Physik" (08).

Filme u. a.: "M. P.: Umsturz mit Melancholie" (08; 3sat; Film von Jürgen Miermeister), "nano extra: M. P. – Die körnige Welt" (08; Film von Malte Linde).

2010:  Dieter Hoffmann (Hrsg.): und die moderne Physik". Sammelband.

Auszeichnungen

Auszeichnungen u. a.: Physik-Nobelpreis (18), Adlerschild des Deutschen Reiches (28), Max-Planck-Medaille der DPG (29; mit Albert Einstein), Ehrenpräsident der MPG (46), Ehrenbürger Kiels (47); Ehrendoktorwürden der Universitäten/TH Frankfurt, München, Rostock, Berlin, Graz, Athen, Cambridge, London und Glasgow.

Mitgliedschaften

Mitgliedschaften/Ämter u. a.: Preuß. Akademie der Wissenschaften (Mitgl. ab 1894, Sekretar 1912-38), Deutsche Physikalische Gesellschaft (Vorsitz 05-09 und 15/16, Ehrenmitgl. 27), Rektor der Berliner Universität (ab 13), Orden Pour le Mérite für Wissenschaften und Künste (Ritter 15, Kanzler 30), Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte (1. Vorsitz 21/22), KWG (Präsident 30-36 und 45/46); Mitglied vieler bedeutender Akademien Europas und Amerikas.



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