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MUNZINGER Personen

Thomas Fritsch

deutscher Bühnen- und Filmschauspieler
Geburtstag: 16. Januar 1944 Dresden
Todestag: 21. April 2021
Nation: Deutschland - Bundesrepublik

Internationales Biographisches Archiv 32/2021 vom 10. August 2021 (fe)


Blick in die Presse

Herkunft

Thomas Fritsch wurde 1944 in Dresden geboren. Sein Vater war der Filmschauspieler und UFA-Star Willy Fritsch († 1973), seine Mutter die Tänzerin Dinah Grace († 1963). Er hatte einen älteren Bruder, Michael.

Ausbildung

Mit Ende des Zweiten Weltkriegs kam die Familie nach Hamburg, wo F. die Schule besuchte. Nach der mittleren Reife nahm er in Hamburg drei Jahre lang Schauspielunterricht bei Prof. Eduard Marks wie auch Gesangs- und Ballettunterricht. Als Sechzehnjähriger hatte er bei Gustaf Gründgens vorgesprochen, der ihm zu einer Schauspielkarriere geraten hatte.

Wirken

1963 erlebte das Stadttheater Heidelberg in "Candida" von Shaw F.s beachtliches Debüt. Nach einer Rolle in "O Wildnis", ebenfalls in Heidelberg, engagierte ihn das Frankfurter "Kleine Theater am Zoo" 1965 für das Boulevardstück "Chérie". Auch in späteren Jahren kehrte er immer wieder auf die Bühne zurück.

Blitzstart auf der Leinwand und Karriereknick Als Filmschauspieler war F. schon früher bekannt und sehr beliebt. Noch während der Schauspielausbildung stand er in Alfred Weidenmanns Komödie "Julia, du bist zauberhaft" (1962) als Lilli Palmers Filmsohn Roger vor der Kamera. Im gleichen Jahr eroberte er in Rolf Thieles Komödie "Das schwarz-weiß-rote Himmelbett" an der Seite von Daliah Lavi die Herzen des Publikums im Sturm und galt fortan als der Sonnyboy des deutschen Films. Als er bei den Filmfestspielen im argentinischen Mar del Plata zusammen mit Maria Schell die Bundesrepublik repräsentierte, wählten ihn die Südamerikaner zum charmantesten Gast des Festivals. Es folgten erfolgreiche Streifen wie Weidenmanns Komödie "Das große Liebesspiel" (1963), in der er neben Lilli Palmer und Hildegard Knef spielte, und Axel von Ambessers Komödie "Das hab' ich von Papa gelernt" (1964). Gleichzeitig trat er in den 1960er Jahren auch als Schlagersänger in Erscheinung.

Der Einzug zur Bundeswehr 1966 bedeutete für den Jungstar einen vorübergehenden Karriereknick. Im deutschen Film war sein Typ danach Ende der sechziger Jahre nicht mehr gefragt und auch die angestrebte Hollywoodkarriere zerschlug sich, worauf F. 1969 nach einem Jahr enttäuscht aus Amerika zurückkehrte. Zäh erarbeitete er sich einen neuen Start als Theaterschauspieler und war neben ernsten Rollen bald auch wieder ein gefragter Hauptdarsteller für Boulevard-Komödien. Daneben wurde er im Laufe der Zeit einer der gefragtesten Synchronsprecher und lieh Stars wie Jeremy Irons, Russell Crowe und William Hurt wie auch Figuren in Disney-Filmen, etwa dem Löwen Scar in "König der Löwen" (1994) und dem Säbelzahntiger Diego in den "Ice Age"-Filmen seine Stimme. Von 2002 bis 2017 war er Erzähler in der beliebten Hörspielreihe "Die drei ???". 2004 feierte er in Michel Tobi Baumanns Parodie auf die deutschen Edgar-Wallace-Filme der 1960er Jahre in "Der Wixxer" als Earl of Cockwood, den er "mit viel Verve und Selbstironie" (Münchner Merkur, 22.4.2021) gab, noch einmal einen Kinoerfolg.

Fernsehen Im Fernsehen war F. zunächst eher selten zu sehen, ab etwa 1970 aber immer öfter. Mit der beliebten Serie "Drei sind einer zuviel" (1977), die F., Jutta Speidel und Herbert Herrmann über Nacht im deutschen TV zu Superstars machte, rief sich "der ewige Sonnyboy (…) Gute-Laune-Schauspieler und Sympathieträger" (SZ, 22.4.2021) beim TV-Publikum endgültig ins Gedächtnis zurück. 1989 folgte die ebenfalls enorm erfolgreiche ZDF-Serie "Rivalen der Rennbahn" zur besten Sendezeit am Samstagabend (Einschaltquoten bis zu 42 %), in der F. einen Jockey spielte, der zwischen zwei Frauen steht und gegen Intrigen um sein berufliches und privates Glück kämpfen muss.

F., der nun wieder voll im Geschäft war, avancierte zu einem der beliebtesten Schauspieler Deutschlands, wobei er gegen sein Sonnyboy-Image ankämpfte und sich um ernsthafte Charakterrollen bemühte. Auf der Bühne sah man ihn am Hamburger Ernst-Deutsch-Theater an der Seite von Judy Winter in der Bühnenversion von Stephen Kings Psychothriller "Misery" (1998). In dem Stück "Ist das nicht mein Leben?" (2002) spielte er in Hamburg überzeugend den querschnittsgelähmten Hugo Meltzer, der um Sterbehilfe kämpft. 2006 bis 2009 stand er noch einmal in der Beziehungskomödie "Sextett" in Düsseldorf auf der Bühne. Im Fernsehen sah man ihn immer wieder in Serien wie etwa "Unser Charly" (2000-2003), "Hallo Robbie!" (2004-2008) oder "Meine wunderbare Familie" (2008-2010) und in Spielfilmen wie "Rosamunde Pilcher – Verlobt, verliebt, verwirrt" (2011). Danach verabschiedete er sich von der Kamera. In den letzten Lebensjahren arbeitete er erneut als Sprecher für erfolgreiche Kinofilme, darunter Denis Gansels Familienfilm "Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer" (2018).

Familie

F. hatte lange neben seiner Münchner Wohnung einen Wohnsitz auf der griechischen Insel Mykonos, die ihm seit Ende der sechziger Jahre zur zweiten Heimat geworden war. 2019 wurde seine Demenzerkrankung bekannt. Seit Beginn dieses Jahres lebte er in einer Senioreneinrichtung in Berlin. Im April 2021 starb er im Alter von 77 Jahren. Er war Hundeliebhaber und engagierte sich für den Tierschutz.

Werke

Theater u. a.: Shaws "Candida" (63), O'Neills "O Wildnis" (64; beide Heidelberg), "Chérie" (65; Frankfurt), "Rosenkranz und Güldenstern" (70; Hamburg), "Schmetterlinge sind frei" (71; Tournee), "Süßer Vogel Jugend" (Bonn), "Der Schwan" (Wien), "Der Regenmacher", Shaffers "Die Todesfalle" (Stuttgart), "Barfuß im Park" (Köln), Ayckbourns "Halbe Wahrheiten" (Tournee), Shaffers "Komödie im Dunkeln" (85), "Frühling im September" (87; beide Hamburg), "Mein Freund Harvey" (88), Stephen Kings "Misery" (98; Hamburg), "Party für Scottie", "Ist das nicht mein Leben?" (02; Hamburg), "Sextett" (06-09; Düsseldorf).

Kino u. a.: "Das gibts doch zweimal" (60), "Julia, du bist zauberhaft" (62), "Das schwarz-weiß-rote Himmelbett" (62), "Das große Liebesspiel" (63), "Der letzte Ritt nach Santa Cruz" (64), "Volles Herz und leere Taschen" (64), "Heiß weht der Wind" (64), "Das hab ich von Papa gelernt" (64), "Die schwedische Jungfrau" (65), "Onkel Toms Hütte" (65), "Pfarrhauskomödie" (72), "Drei Männer im Schnee" (74), "Contaminated Man" (00; dt. "Bei Berührung Tod"), "Der Wixxer" (04),"Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer" (18; Erzähler).

TV u. a.: "Andere Zeiten – andere Sitten" (67), "Die Preußen kommen" (70), "Manchmal Märchen" (76), "Drei sind einer zuviel" (77; Serie), "Der Hit" (78), "Variationen" (81), "Halbe Wahrheiten" (85), "Frühling im September" (87), "Rivalen der Rennbahn" (89; Serie), "Geld macht nicht glücklich" (89), "Forstinspektor Buchholz" (89), "Glückliche Reise" (92-93; Serie), "Zwei alte Hasen" (94-95; Serie), "Die Notärztin" (94-96; Serie), "Der Mond scheint auch für Untermieter" (95-97; Serie), "Rosamunde Pilcher - Die zweite Chance" (97), "C'est la vie, mon ami" (99), "Unser Charly" (00-03), "Hallo Robbie!" (04-08), "Mit deinen Augen" (04), "Eine Prinzessin zum Verlieben" (05), "Das Wunder von Loch Ness" (08), "Meine wunderbare Familie" (08-10), "Rosamunde Pilcher – Verlobt, verliebt, verwirrt" (11); ferner in verschiedenen Folgen der Krimiserien "Der Kommissar" (70, 75), "Derrick" (75, 78, 79, 87, 90), "Der Alte" (79, 95, 96, 97) und "Ein Fall für zwei" (87, 96), "Soko 5113" (01; 1 Folge), "Die Rosenheim-Cops" (05; 1 Folge).

Auszeichnungen

Auszeichnungen u. a.: Bambi (62), Ernst-Lubitsch-Preis (63), Deutscher Synchronpreis (02).



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