Als erste Frau aus Asien sicherte sich die Chinesin Liu Shiying 2021 olympisches Gold im Speerwerfen. Schon mit dem ersten Wurf auf 66,34 m entschied sie die Konkurrenz in Tokio und bestätigte damit ihre Silbermedaillen, die sie bei der Junioren-WM 2012 und der Weltmeisterschaft 2019 in Doha gewonnen hatte. Bei Diamond-League-Meetings war sie zum Zeitpunkt ihres Olympiasiegs noch ohne Erfolg.
Laufbahn
Schon als Juniorin Weltspitze Liu Shiying wurde als 13-jährige Schülerin für die Sportschule des Muping-Districts in der ostchinesischen Region Shandong ausgewählt, wo sie mit Speerwerfen begann. Im Juli 2007 wechselte sie auf die Sportschule in Yantai und feierte unter ihrem Trainer Li Xiuhu erste Siege. 2010 wurden 50,92 m als erster 50-m-Wurf der 17-Jährigen notiert, bei den U18-Meisterschaften in China belegte sie mit 46,92 m Rang drei. 2011 steigerte sie sich auf 55 m und 2012 machte sie erstmals international auf sich aufmerksam. Nach dem Sieg bei den chinesischen City Games gewann sie mit 53,02 m Gold bei den Asienmeisterschaften der Junioren in Colombo. Als Juniorenmeisterin in China führte sie mit 57,52 m die Weltjahresbestenliste der U20 an.
Diese Leistung bestätigte Liu Shiying in der Qualifikation der U20-WM in Barcelona mit persönlicher Bestleistung von 58,47 m. Im Finale steigerte sie sich auf 59,20 m, doch im letzten Durchgang wurde sie von der Schwedin Sofi Flink mit 61,40 m noch abgefangen. Dennoch war der Gewinn der Silbermedaille 2012 ihr größter Juniorenerfolg. Bei den Frauen sammelte sie erste Erfahrungen als Sechste der Landesmeisterschaften.
Asienmeisterin 2015 2013 gelang Liu Shiying bei den Nationalspielen in Shenyang mit 60,23 m ihr erster Wurf über 60 Meter. 2014 startete sie nur einmal und verbesserte sich dabei auf 62,72 m. Höhepunkt der Saison 2015 für die Vizemeisterin Chinas war ihr Sieg bei den Asienmeisterschaften in Wuhan mit Meisterschaftsrekord von 61,33 m. Die Saison 2016 war geprägt von starken Leistungsschwankungen mit Weiten zwischen 56 und 65,64 m, Highlights waren Rang zwei beim World Challenge in Peking und ihr Olympiadebüt in Rio de Janeiro, bei dem sie allerdings mit 57,16 m das Finale deutlich verpasste.
2017 präsentierte sich Liu Shiying stark verbessert. In elf ihrer 13 Wettkämpfe übertraf sie 60 Meter, steigerte sich auf 66,47 m und stellte damit in Kawasaki/Japan einen Asienrekord auf. Danach analysierte sie: "Die Form ist gut, es war eine außergewöhnliche Performance mit persönlicher Bestleistung. Dennoch ist die technische Ausführung im Detail nicht ideal. Es ist ein Spiel zwischen 'wachsen' und 'ruhig bleiben'" (HKT, 31.10.2021). In der Diamond League gelang ihr mit 65,21 m als Zweite in Eugene/USA ein starkes Debüt. Bei den Weltmeisterschaften in London wurde sie mit 62,84 m Achte.
Die Saison 2018 eröffnete Liu Shiying mit Rang zehn und 54,60 m beim DL-Meeting in Schanghai, um sich dann mit sechs Wettkämpfen über 64 m in der Weltelite zu etablieren. Bei einem Meeting in Osaka gewann sie mit Bestweite von 67,12 m, in der Diamond League wurde sie in Lausanne und Zürich Zweite und bei den Asienspielen in Jakarta/Indonesien gewann sie mit 66,09 m Gold vor der Asienrekordlerin Lu Huihui.
Vizeweltmeisterin 2019 In der Saison 2019 überzeugte Liu Shiying mit acht Wettbewerben über 63 m. In der Diamond League beendete sie zwar vier Wettkämpfe mit 65-m-Weiten, blieb aber ohne Podium. Bei der WM in Doha lieferte sie sich im Finale einen spannenden Vierkampf mit ihrer Landsfrau Lu, der Deutschen Christin Hussong und der Australierin Kelsey-Lee Barber. Vor dem letzten Durchgang führte Liu mit 65,88 m, verlor aber Gold noch an Barber, die 66,56 m warf. Trotz Silber war Liu enttäuscht, doch ihr Trainer Guo Qingxian erklärte: "Jetzt holen wir uns die Goldmedaille bei Olympia in Tokio" (HKT, 31.10.2021).
Das Jahr 2020 stand weltweit im Zeichen der Coronavirus-Pandemie. Da die Lockdown-Maßnahmen in China extrem streng waren, absolvierte Liu nur wenige Wettkämpfe. Ende Juni erreichte sie in Yantai 66,14 m, im September wurde sie in Shaoxing chinesische Meisterin mit Bestleistung von 67,29 m. Damit belegte sie Rang zwei in der Weltjahresbestenliste.
Olympiasiegerin 2021 Die Auswirkungen der Coronasaison 2020 spiegelten sich in den Resultaten Liu Shiyings 2021 wider. Ihre Weiten hatten eine Streuung von 55 bis 66 m, doch in den entscheidenden Momenten zeigte sie starke Nerven. Nach Rang zwei mit 62,33 m bei den Trials in China setzte sie sich im olympischen Speerwurffinale von Tokio schon mit dem ersten Wurf der gesamten Konkurrenz mit 66,34 m an die Spitze und behielt bis zum Schluss fast zwei Meter Vorsprung vor der Weltjahresbesten Maria Andrejczyk aus Polen (64,61 m) und Weltmeisterin Kelsey-Lee Barber (64,56 m). Obwohl ihr im Finale nur zwei gültige Würfe gelangen, sicherte sie sich als erste Asiatin olympisches Gold im Speerwerfen der Frauen.
Vor Liu hatte die Kugelstoßerin Gong Lijiao ebenfalls Olympiagold für China in einem technischen Leichtathletikwettbewerb gewonnen. Beide feierten gemeinsam in Gongs Zimmer im olympischen Dorf. Auf Fragen nach dem Geheimnis ihres Erfolgs antwortete Liu: "Miracle ist ein anderer Name für harte Arbeit" (Chinanews, 6.8.2021). Trainer Guo Qingxian ergänzte: "Wir haben 2019 sehr gut gearbeitet" (ebd.). Nach den Spielen verzichtete sie auf die DL-Meetings und machte sich selbst ein Geschenk zum 28. Geburtstag mit ihrem ersten Sieg bei den in China sehr populären Nationalspielen in Xi'an. Im Einzel siegte sie mit 64,33 m, im Team mit 63,01 m. Danach blickte sie voraus auf die WM 2022 und meinte: "Bei der WM 2019 in Doha hatte ich Silber. Nun möchte ich um Gold kämpfen, das ist die nächste Herausforderung in meiner Karriere" (Xinhu, 23.9.2021).
Persönliches
Die 1,79 m große und 76 kg schwere Liu Shiying stammt aus dem District Muping nahe der Millionenstadt Yantai in der Provinz Shandang im Osten der Volksrepublik China. 2019 schloss sie ihr Studium an der Leichtathletikschule der Sportuniversität Peking mit dem Master ab. Begeistert unterstützt wird sie von ihrer Familie und Freunden, die ihren Olympiasieg in der Yantai-Muping-Sportschule am Bildschirm miterlebten. Ihre Mutter Che Shourong erklärte dort: "Ich bin besonders aufgeregt, weil das Kind Speer wirft seit dem 13. Lebensjahr und das seit 16 Jahren macht. Die vielen Jahre harter Arbeit haben sich heute ausgezahlt. Es ist ein Traum, dass sie bei den Olympischen Spielen die Nationalfahne hochhält und die Nationalhymne für China gespielt wird. Ich habe nicht erwartet, dass mein Mädchen das heute schaffen würde" (sportsbeezer.com, 6.8.2021).
Adresse
c/o Chinese Athletics Association, No. 2 Tiyuguan Road, 100763 Peking, China, Volksrepublik, Tel.: +86 10 87183441, E-Mail: chn@mf.worldathletics.org, Internet: https://athletics.org.cn/
Karriere in Zahlen
Stand: 17.01.2022
Erfolge:
Olympische Spiele:
Weltmeisterschaften:
Diamond League:
2017:
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Zweite Eugene
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2018:
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Zweite Lausanne, Zürich
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Asienmeisterschaften:
2012:
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U20-Siegerin
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2015:
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Siegerin
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Asienspiele:
U20-Weltmeisterschaften:
Chinesische Meisterschaften:
2012:
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U20-Meisterin
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2015, 2021:
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Vizemeisterin
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2020:
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Meisterin
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2021:
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Siegerin Nationalspiele
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Rekorde:
2017:
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Asienrekord 66,47 m
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Leistungsentwicklung:
Jahr:
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Speerwerfen:
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2010:
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50,92 m
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2011:
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55,10 m
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2012:
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59,20 m
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2013:
|
60,23 m
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2014:
|
62,72 m
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2015:
|
62,77 m
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2016:
|
65,64 m
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2017:
|
66,47 m
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2018:
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67,12 m
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2019:
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65,88 m
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2020:
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67,29 m
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2021:
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66,34 m
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