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Ronald A. Klain

amerikanischer Jurist und Politiker; Stabschef im Weißen Haus (2021-2023); Demokratische Partei; J.D.
Geburtstag: 8. August 1961 Indianapolis/IN
Nation: Vereinigte Staaten von Amerika (USA)

Internationales Biographisches Archiv 31/2023 vom 1. August 2023 (se)


Blick in die Presse

Herkunft

Ronald Alan "Ron" Klain wurde am 8. Aug. 1961 in Indianapolis im Mittleren Westen der USA geboren und wuchs in einer jüdischen Familie auf. Sein Vater war Bauunternehmer, die Mutter arbeitete in einem Reisebüro. K.s Schwester Marlo Klain wurde Motorsportreporterin.

Ausbildung

Nach dem Highschool-Abschluss 1979 studierte K. bis zum Bachelor-Examen 1983 an der renommierten katholischen Georgetown University in Washington, D.C. Darauf folgte ein Jurastudium an der Eliteuniversität Harvard, das er 1987 mit dem Berufsdoktorat (J.D.) "magna cum laude" abschloss. K. war dort auch Redakteur des Fachmagazins "Harvard Law Review".

Wirken

Karriere in Washington als Kampagnen- und Rechtsberater1987/1988 arbeitete K. als Rechtsreferent für den Verfassungsrichter Byron White und 1989-1992 im US-Senat als Justiziar für den Justizausschuss unter dem Vorsitz von Joe Biden. In den Folgejahren avancierte K. zum gefragten Debatten- und Kampagnenberater der Demokraten bei US-Präsidentschaftswahlen. Die Präsidenten Bill Clinton (1993-2001) und Barack Obama (2009-2017) beriet er ebenso wie die unterlegenen Kandidaten John Kerry (2004) und Hillary Clinton (2016) sowie Biden, der nach zwei erfolglosen Anläufen in den Vorwahlkämpfen 1988 und 2008 schließlich 2020 die Präsidentenwahl gewann. In seinen diversen Ämtern war K. auch an der Auswahl und Bestätigung von acht Verfassungsrichterinnen und -richtern des U.S. Supreme Court beteiligt. Seine ersten Regierungsämter bekleidete er 1993 als Rechtsberater von Bill Clinton und 1994 als Stabschef der Justizministerin Janet Reno. Ab 1995 arbeitete er als Stabschef für den Vizepräsidenten Al Gore, der ihn 1999 nach einem internen Streit entließ, aber ein Jahr später wieder als Rechtsberater anheuerte, als er knapp die Präsidentenwahl gegen den Republikaner George W. Bush verloren hatte und eine Neuauszählung der Stimmen im wahlentscheidenden Bundesstaat Florida durchzusetzen versuchte. K.s Rolle hierbei wurde im Filmdrama "Recount" (2008) vom Schauspieler Kevin Spacey dargestellt.

Anwalt und Regierungskoordinator1999 wurde K. Teilhaber der Washingtoner Anwaltskanzlei O'Melveny & Myers, wo er bis 2005 als Berater tätig war, u. a. für die Hypothekenbank Fannie Mae. Danach wechselte er als Bereichsvorstand und Syndikusanwalt zur Technologie-Investmentfirma Revolution LLC, kehrte aber zwischenzeitlich auf seinen alten Posten im Weißen Haus zurück, als Biden Anfang 2009 Vizepräsident unter Obama wurde. K. diente Biden bis Jan. 2011 als Stabschef, als die von der US-Hypothekenkrise 2007 ausgelöste Weltfinanz- und -wirtschaftskrise die Agenda bestimmte, und war mitverantwortlich für die Implementierung eines im Febr. 2009 verabschiedeten Konjunkturprogramms in Höhe von 787 Mrd. US$. Im Okt. 2014 ernannte Präsident Obama K. zum Regierungskoordinator für die Bekämpfung der Ebola-Epidemie, einer tödlichen Viruskrankheit, die 2014 in westafrikanischen Ländern ausgebrochen war. Dass die USA letztlich nur elf Infektionsfälle verzeichneten, wurde auch K.s Einsatz zugeschrieben, der im Febr. 2015 endete.

Scharfer Trump-KritikerAls die Coronavirus-Pandemie, die Ende 2019 in China begann, auch die USA erfasste, tat sich K. als scharfer Kritiker des republikanischen Präsidenten Donald Trump (2017-2021) hervor. K. warnte frühzeitig vor der neuartigen, hochansteckenden Lungenkrankheit COVID-19 und sah v. a. die administrativen Probleme voraus, die sich aus Trumps notorischer Ignoranz gegenüber Fakten und Experten ergäben (vgl. theatlantic.com, 30.1.2020). Tatsächlich verzeichneten die USA bald die höchsten Infektions- und Todesfallzahlen weltweit, während der 2020 zur Wiederwahl antretende Präsident die Krise kleinredete und die Verantwortung für "Lockdown"-Maßnahmen zur Eindämmung der Virusverbreitung allein den Bundesstaaten zuschob. Das Briefwahlprozedere stellte Trump vorab infrage, um dann haltlose Wahlbetrugsvorwürfe zu erheben, nachdem er die Präsidentenwahl am 3. Nov. 2020 gegen den Herausforderer Joe Biden verloren hatte.

Bidens StabschefBiden ließ sich davon nicht beirren und gab bereits am 11. Nov. seine erste Personalentscheidung für die künftige Regierung bekannt, indem er K. zum Stabschef im Weißen Haus berief. Auch weitere Schlüsselpositionen besetzte Biden mit erfahrenen Politikern und Vertrauten aus der Obama-Ära, darunter Antony Blinken als Außenminister, John Kerry als Klimaschutz-Beauftragten, Janet Yellen als Finanzministerin und Alejandro Mayorkas als Heimatschutzminister, der wie K. aus früherer Position u. a. Erfahrung in der Seuchenbekämpfung mitbrachte.

Nachdem gewaltbereite Trump-Anhänger und Rechtsradikale am 6. Jan. 2021 das Kapitol in Washington, D.C. gestürmt hatten, um die Kongress-Sitzung zu stören, in der Bidens Wahlsieg formal anerkannt wurde, fand dessen Inauguration am 20. Jan. unter extremen Sicherheitsvorkehrungen statt. Am selben Tag trat K. sein neues Amt als Nachfolger des bisherigen Stabschefs  Mark Meadows an. Der Stabschef dient als "Torwächter" des Präsidenten, koordiniert die Arbeit der Ministerien, arbeitet auch selbst Strategien aus und pflegt die Kontakte zum US-Kongress. K. galt vielen Beobachtern als ideale Besetzung für das Amt angesichts seiner immensen Erfahrung, die in der akuten Doppelkrise des Landes unmittelbar gefordert war. Zum einen war das Coronavirus, dem bis Febr. 2021 über 500.000 US-Bürger zum Opfer gefallen waren, noch lange nicht besiegt; zum anderen galt es, die Folgen einer verheerenden Wirtschafts- und Arbeitsmarktkrise abzufedern, die durch die Lockdown-Maßnahmen ausgelöst worden waren.

Als Stabschef erhielt K. überwiegend positive Rückmeldungen, vor allem für seine organisatorischen Fähigkeiten und seinen immensen Fleiß. Er prägte den Regierungsstil Bidens, galt jedoch den sog. Zentristen der Partei als zu einseitig dem linksprogressiven Flügel der Demokraten zugeordnet. Auf Bidens ehrgeiziges Infrastruktur- und Sozialprogramm "Build Back Better" wurde dem Stabschef starken Einfluss nachgesagt. Das Programm, das die Auswirkungen der Inflation u. a. infolge der "Coronakrise" mildern sollte, wurde im Aug. 2022 in etwas geschmälerter Form beschlossen. Dass die Demokraten daraufhin bei den Kongress-Zwischenwahlen 2022, den sog. Midterms, besser abschnitten als erwartet und sich im Senat erfolgreich behaupten konnten – auch wenn sie im Repräsentantenhaus die Mehrheit an die Republikaner verloren – wurde ebenfalls u. a. auf K.s Einsatz zurückgeführt.

Rücktritt als StabschefIm Okt. 2022 wurde dem auf der digitalen Plattform Twitter aktiven K. vorgeworfen, gegen den Hatch Act verstoßen zu haben. Das seit 1939 geltende Gesetz verbietet Beamten der Bundesregierung einige Formen der politischen Aktivität, beispielsweise offene Unterstützung für Kandidaten während der Dienstzeit. K. erhielt eine Ermahnung, weil er eine politische Botschaft auf dem Twitter-Konto der Regierung retweetet hatte. Daraufhin kündigte K. seinen Rückzug aus dem Weißen Haus bis zum Febr. 2023 an. Er wollte noch Bidens Rede zur Lage der Nation vor dem Kongress abwarten und damit auch dem Eindruck entgegenwirken, dass sein Rückzug etwas mit der kurz zuvor bekanntgewordenen unsachgemäßen Verwahrung von Geheimdokumenten durch Biden zu tun haben könnte. Zum 8. Febr. 2023 trat K. dann vom Amt des Stabschefs zurück. Sein Nachfolger wurde Jeffrey D. Zients.

Familie

K. ist seit 1986 mit der Juristin und Umweltaktivistin Monica Medina verheiratet. Das Paar hat die drei Kinder Hannah, Michael und Daniel.

Mitgliedschaften

Mitgliedschaften u. a.: Vorstand American Progress Action Fund, American Constitution Society u. Third Way, Harvard Law School.



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