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Richard V. Allen

Richard V. Allen

amerikanischer Politiker und Unternehmensberater
Geburtstag: 1. Januar 1936 Collingswood/NJ
Todestag: 16. November 2024 Denver/CO
Nation: Vereinigte Staaten von Amerika (USA)

Internationales Biographisches Archiv 30/1986 vom 14. Juli 1986
Ergänzt um Nachrichten durch MA-Journal bis KW 46/2024


Blick in die Presse

Herkunft

Richard Vincent Allen, kath., wurde 1936 in Collingswood (New Jersey) als eines von vier Kindern von Charles und Magdalen Allen geboren.

Ausbildung

A. absolvierte die katholische Notre-Dame-Universität in Indiana und erhielt den B.A.- sowie den M.A.-Grad. Nach einem dreisemestrigen Studium der Politologie in den Jahren 1959 bis 1961 am Geschwister-Scholl-Institut der Universität München versuchte er dort 1966 an der Staatswissenschaftlichen Fakultät zu promovieren. Seine Dissertation "Die "Theorie und Praxis der Befreiung des Menschen im Marxismus-Leninismus" wurde "als zu apologetisch, zu vordergründig antimarxistisch und zu 'flott'" (SPIEGEL 19.1.81) abgelehnt.

Wirken

Nach seiner Tätigkeit als Assistenzprofessor für Politische Wissenschaft am Georgia Institute of Technology in Atlanta wurde A. 1968 Koordinator in der Wahlkampagne Richard M. Nixons. Nach dessen Wahlsieg wurde er in den Stab des nationalen Sicherheitsrates unter Henry A. Kissinger berufen. Nach zehn Monaten hatte sich A. mit dem Amtschef persönlich überworfen und schied aus. Anschließend arbeitete er im Weißen Haus als stellv. Referent des Präsidenten für internationale wirtschaftliche Angelegenheiten und als stellv. Direktor des Rates für internationale Wirtschaftspolitik (unter Peter G. Peterson).

1972 gründete A. die Potomac International Corporation, eine internationale Unternehmensberatung, die u. a. die Geschäftsinteressen portugiesischer und vor allem japanischer Firmen (z.B. den Datsun-Produzenten Nissan) in den USA vertrat.

Ende der 1970er Jahre arbeitete A. als Mitglied des Präsidiums des konservativen Georgetown-Centers, das er in den 1960er Jahren mitgegründet hatte, und des Hoover-Instituts für Kriegs-, Revolutions- und Friedensforschung an der Stanford-Universität in Kalifornien.

Während der Wahlkampagne Ronald W. Reagans war A. einer seiner wichtigsten außenpolitischen Berater, den er schon vorher nach Japan und Europa begleitet hatte. Im Juni 1980 hielt sich A. zu einem Gespräch über die außenpolitischen Pläne Reagans mit dem damaligen Staatsminister, Klaus von Dohnanyi im Kanzleramt in Bonn auf. Außerdem besuchte er in gleicher Mission London, Paris, Oman, Kairo und Israel.

Nach seiner Amtsübernahme ernannte ihn Reagan zu seinem Sicherheitsberater, mit der Aufgabe, die Außen-, Sicherheits- und Verteidigungspolitik zu koordinieren.

Im Jan. 1981 sprach sich A. gegenüber Bonn für eine Ostpolitik mit "mehr Rücksichtnahme auf die Haltung der NATO-Verbündeten" aus. Im Gegensatz zu seinen Vorgängern Zbigniew Brzezinski und Kissinger hielt sich A. als Sicherheitsberater im Hintergrund und versuchte sich seiner eigentlichen Aufgabe als Koordinator der außenpolitischen Entscheidungen des Weißen Hauses zu widmen.

Im Juli 1981 schaffte Reagan den üblichen Bericht seines Sicherheitsberaters ab und stufte damit A. in seiner politischen Bedeutung erheblich zurück. Als Folge neuerlicher Vorwürfe der Verquickung von politischem Amt und wirtschaftlichen Eigeninteressen wurde A. Ende Nov. vorübergehend beurlaubt. Weitere Kritik an A. und seinem Stab mehrte sich in Washington: angeforderte Gutachten seien nicht pünktlich abgeliefert worden. Überhaupt fehle dem Stab von A. zur Koordinierung der Außen- und Sicherheitspolitik Reagans ein genügendes Maß an Grundlagenforschung.

Das amerikanische Justizministerium entlastete A. von kriminellen Verfehlungen; rund 450 konservative Politiker der Republikanischen Partei erschienen zu einem ungewöhnlichen "Solidaritätsessen".

Präsident Reagan allerdings hatte schon seit einiger Zeit keinen Wert mehr auf einen persönlichen Kontakt mit seinem Sicherheitsberater gelegt. Oft ließ er sich die Gedanken von A. von seinem Berater Edwin Meese vortragen. Am 4. Jan. 1982 legte er A. nahe, seinen Rücktritt einzureichen. Der eigentliche Mangel war wohl ein unzureichendes Fingerspitzengefühl. A. erklärte seinen Rücktritt; sein Nachfolger wurde William P. Clark, bisher stellv. Außenminister und enger Vertrauter Reagans.

A. fand als Mitarbeiter für Außenpolitik bei der konservativen "Heritage Foundation" und als Berater der Republikanischen Partei für außenpolitische und Sicherheitsfragen eine neue Aufgabe. Den Vorsitz der Stiftung für die deutsch-amerikanische 300-Jahr-Feier musste A. 1983 bald an den früheren Botschafter in Bonn, Kenneth Rush, abgeben.

Ab 1988 arbeitete A. für den Council for National Policy

Familie

Am 16. Nov. 2024 starb A. im Alter von 88 Jahren in Denver/Colorado. Er war seit 1957 mit Patricia Ann Mason verheiratet und hatte sieben Kinder, Michael, Mark, Kevin, Kristin, Karen, Kas und Kimberly.

Adresse

Letzte Adresse: c/o APCO Worldwide, 1615 L Street, Suite 900, NW, Washington, DC 20036-5623, U.S.A., Tel.: +1 202 778-1000, Fax: +1 202 466-6002, E-Mail: information@apcoworldwide.com



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