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Sir Winston Churchill

Sir Winston Churchill

britischer Politiker und Autor; Premierminister (1940-1945; 1951-1955); Nobelpreis (Literatur) 1953
Geburtstag: 30. November 1874 Blenheim Castle b. Woodstock
Todestag: 24. Januar 1965 London
Nation: Großbritannien

Internationales Biographisches Archiv 50/2007 vom 15. Dezember 2007 (hu)
Ergänzt um Nachrichten durch MA-Journal bis KW 07/2025


Blick in die Presse

Herkunft

Winston Leonard Spencer Churchill wurde 1874 als älterer der beiden Söhne der amerikanischen Millionärstochter Jeanette "Jennie", geb. Jerome (1854-1921), und des bekannten konservativen Politikers Lord Randolph Spencer Churchill (1849-1895), dritter Sohn des 7. Herzogs von Marlborough, auf dem Familienschloss Blenheim Castle nahe der englischen Kleinstadt Woodstock, Grafschaft Oxfordshire, geboren.

Ausbildung

Ab seinem sechsten Lebensjahr besuchte Ch. Internate, wo ihm bisweilen die Nähe der Mutter fehlte. Nach dem Besuch der elitären Harrow School, Grafschaft Middlesex, auf der der mäßige Schüler nach eigenen Worten außer Englisch schreiben "kaum etwas lernte", absolvierte er 1893-1895 als Kavalleriekadett die renommierte Militärakademie Sandhurst.

Wirken

Im Jahr 1895 trat Ch. als Kavallerieleutnant in das 4. Husaren-Regiment ein, mit dem er in den folgenden Jahren in verschiedenen Teilen der Welt zum Einsatz kam. Er wurde in Feldzügen gegen die kubanischen Rebellen auf Seiten der Spanier, an der indischen Nordwestgrenze sowie im Sudan eingesetzt und veröffentlichte seine ersten beiden Kriegsbücher: "The Story of the Malakand Field Force" (1898) in der damaligen britischen Kolonie Indien und "The River War" (2 Bde; 1899) über die anglo-ägyptische Rückeroberung des Sudan, wo er 1898 in der Schlacht bei Omdurman fast sein Leben verloren hätte.

Im Jahr 1899 quittierte Ch. den Militärdienst, um sich der Politik, der Schriftstellerei und dem Journalismus zuzuwenden. Als Kriegskorrespondent der "Morning Post" nahm er 1899/1900 unter abenteuerlichen Umständen am Beginn des britisch-südafrikanischen Burenkriegs (1899-1902) teil. Seine verwegene Flucht aus burischer Gefangenschaft machte ihn weltweit bekannt. In dem 1972 erschienenen Sammelband "Young Winston’s Wars. The Original Despatches of Winston S. Churchill, War Correspondent, 1897-1900" (hrsg. von Frederick Woods) sind seine Eindrücke darüber wiedergegeben.

1900, dem Jahr in dem Ch. seinen einzigen Roman veröffentlichte ("Savrola"), wurde er mit 26 Jahren erstmals für die Konservative Partei (sog. "Tories") in Oldham ins Unterhaus gewählt. Im drauffolgenden Jahr starb Königin Victoria (1819-1901) und mit ihr eine ganze Epoche. Als die Tories zur Schutzzollpolitik übergingen trat Ch. 1904 zur Liberalen Partei (sog. "Whigs") über, wo er dem sozialreformerischen Flügel angehörte. Die Konservativen sollen diesen Wechsel nie ganz verziehen haben. Bei den Unterhauswahlen 1906 errang Ch. nunmehr für die Whigs, die als überlegene Sieger aus der Wahl hervorgingen, erneut ein Mandat. Der neue liberale Premierminister Henry Campbell-Bannerman machte ihn 1906 zum Unterstaatssekretär im Kolonialministerium, womit Ch. seinen ersten Regierungsposten erhielt. Mit dem neuen Premierminister Herbert Henry Asquith (Liberale Partei) stieg Ch. 1908 als Handelsminister in die erste Kabinettsriege auf. Unter demselben Regierungschef wurde er 1910 Innenminister und 1911 Erster Lord der Admiralität. In dieser Eigenschaft als Oberbefehlshaber der Marine mit Kabinettszugehörigkeit trieb er die Flottenrüstung energisch voran, um die britische Flotte für den drohenden Krieg vorzubereiten.

Der Misserfolg, der von Ch. im Laufe des Ersten Weltkrieg (1914-1918) betriebenen und für beide Seiten äußerst verlustreichen Flottenoperation gegen die osmanische Meerenge der Dardanellen im Febr./März 1915, führte im Mai 1915 zu seinem Rücktritt. Ab 1915 nahm er daraufhin als Offizier der Armee an den Kämpfen in Frankreich teil, bis er 1916 zunächst als Abgeordneter ins Unterhaus zurückkehrte und dann im Juli 1917 vom letzten liberalen Premier, David Lloyd George, als Munitionsminister (bis 1918) in die Regierung zurückberufen wurde. Seit 1915 hatte Ch. die Verwendung der Tanks (Panzer) als Angriffswaffe befürwortet und mit der Durchführung eines Programms begonnen, das den Krieg bei längerer Dauer in einem motorisierten Bewegungskrieg verwandelt hätte. Eine seiner wichtigsten Maßnahmen war u. a. die Einführung des Konvoisystems für die Seetransporte aus den USA, wodurch die Gefahr der U-Boot-Angriffe geschmälert werden konnte. Mit Kriegsende übernahm Ch. das Kriegs- und Luftfahrtministerium (1918-1921) und leitete in dieser Funktion die britische Demobilisierung, was den zum Antisozialisten Gewendeten 1919/1920 jedoch nicht davon abhielt, wiederholt einen Krieg gegen die junge Sowjetunion zu fordern.

1921 wurde Ch. noch Kolonialminister, ehe er im darauffolgenden Jahr mit dem Kabinett Lloyd George zurücktrat. Anschließend verlor er vorübergehend seinen Parlamentssitz und war 1922-1924 auch in den folgenden konservativen Regierungen von Andrew Bonar Law und Stanley Baldwin nicht vertreten. Nach dem Zerfall der Liberalen Partei trat Ch. aber im Okt. 1924 wieder den Tories bei und wurde aufgrund seines Programms der Sammlung gegen den Sozialismus erneut ins Unterhaus gewählt. Im zweiten Kabinett Baldwin erhielt er 1924 das Amt des Schatzkanzlers und führte als solcher den Goldstandard von 1914 wieder ein. Die u. a. dadurch ansteigende Arbeitslosigkeit mündete 1926 in einen Generalstreik, den Ch. gewaltsam beenden wollte, sich dabei aber im Kabinett nicht durchsetzen konnte. Unterschiedliche Auffassungen - Ch. befürwortete ein härteres Vorgehen - hinsichtlich der richtigen Politik gegenüber der indischen Unabhängigkeitsbewegung unter Mahatma Gandhi, den Ch. verächtlich einen "halbnackten Fakir" nannte, führten im Dez. 1929 abermals zu seinem Ausscheiden aus der Regierung.

In den 30er Jahren zog sich Ch. vorübergehend aus der Tagespolitik zurück und betätigte sich verstärkt als Schriftsteller und auch sehr erfolgreich als Kolumnist. Bereits vor dem Weltkrieg hatte er eine Reihe historischer und politischer Werke veröffentlicht, u. a. 1906 eine zweibändige Biografie über seinen Vater ("Lord Randolph Churchill") und in den Jahren 1923-1931 sein sechsbändiges Meisterwerk über den Ersten Weltkrieg "The World Crisis". Aus der Reihe seiner Arbeiten in den 30er Jahren ragt neben der ersten Autobiografie "My Early Life" (1930) v. a. die vierbändige Biografie über seinen großen Vorfahren "Marlborough" hervor, die in den Jahren 1933-1938 veröffentlicht wurde.

Mit wachsender Besorgnis verfolgte der vorübergehende Privatier Ch. die Ereignisse in Europa und kämpfte seit 1933 gegen die nachsichtige Haltung der britischen Regierung gegenüber dem deutschen Diktator Adolf Hitler (sog. "Appeasement-Politik") an, v. a. nach der Ernennung des konservativen Premierministers Arthur Neville Chamberlain im Jahr 1937. Seine Warnungen, u. a. 1939 in "Step by Step: 1936-1939" publiziert, fanden in der britischen Öffentlichkeit zunehmend mehr Gehör.

Mit Ausbruch des Zweiten Weltkriegs (1939-1945) holte Chamberlain Ch. als Ersten Lord der Admiralität wieder in die Regierung zurück - als "eine der letzten Reserven der Nation", wie der Journalist Wickham Steed sich ausdrückte. Auf dem Höhepunkt der Regierungskrise des folgenden Jahres übernahm Ch. unter dem Druck der öffentlichen Meinung am 10. Mai 1940, dem Tag als der deutsche Angriff auf seine westlichen Nachbarn begann, das Amt des Premier- und Kriegsministers. Zugleich wurde er Vorsitzender der Konservativen Partei. Unter Hinzuziehung hervorragender Politiker der Labour Party wurde ein Kabinett der "Nationalen Konzentration" gebildet. In seinen im Rundfunk übertragenen Ansprachen kündigte der begnadete Redner Ch. dem Volk ungeschminkt die schwersten Opfer an, so auch am 13. Mai 1940 "Blood, Toil, Sweat and Tears" (Blut, Mühsal, Schweiß und Tränen). Während des Krieges entwickelte er sich zur treibenden Kraft des Widerstandes gegen das nationalsozialistische Deutschland und damit zur Symbolfigur des britischen Durchhaltewillens in schwersten Zeiten. Eng mit seinem Namen verbunden ist auch die Verkündung der britisch-amerikanischen "Atlantik-Charta" am 14. Aug. 1941 - einem Grunddokument der UNO - sowie die wegweisenden alliierten Kriegskonferenzen von Casablanca (1/1943), Teheran (11-12/1943) und Jalta (2/1945) zur Koordinierung der militärischen Operationen und der europäischen Nachkriegsordnung.

So sehr Ch.s Verdienste um Großbritannien und die Sache der demokratischen Freiheit nach dem Siege über die sog. "Achsenmächte" (v. a. Deutsches Reich und Japan) anerkannt wurden, so stark war aber auch das Verlangen der britischen Wählerschaft nach Ablösung der konservativen Regierung. Mit großer Mehrheit siegte daher die Labour Party (392 von 640 Sitzen) in den Unterhauswahlen vom 26. Juli 1945 vor Ch.s Konservativer Partei (213 Sitze). Der Premier, der gerade mit dem US-Präsidenten Harry S. Truman und dem sowjetischen Staatschef Josef Stalin auf der Potsdamer Dreimächtekonferenz (17. Juli - 2. Aug. 1945) weilte, musste anschließend von seinem Amt zurücktreten.

1945-1951 war Ch. Oppositionsführer im Unterhaus und übte so weiterhin Einfluss auf die britische Innenpolitik aus, während er die Unabhängigkeit Indiens und Pakistans im Jahr 1947 nicht mehr verhindern konnte. Seinen denkwürdigsten Beitrag leistete er aber auf dem Gebiet der internationalen Beziehungen, als er sich für eine "brüderliche Verbundenheit" der Englisch sprechenden Völker beiderseits des Atlantik einsetzte. Anlässlich einer längeren Überseereise zu Beginn des Jahres 1946 wandte er sich in einer Ansprache am 5. März in Fulton, im US-Bundesstaat Missouri, scharf gegen die sowjetische Nachkriegspolitik. Dabei prägte er den Begriff des "Iron Curtain" (Eiserner Vorhang) inmitten Europas als Sinnbild des sog. "Kalten Krieges" (1945-1990) zwischen dem Westen und der sowjetischen Einflusssphäre. Am 19. Sept. 1946 rief Ch. in seiner berühmt gewordenen Züricher Rede schon früh zur deutsch-französischen Versöhnung und zum Zusammenschluss der europäischen Nationen auf, ohne freilich Großbritannien im engeren Kreis Europas zu verorten. Der Gedanke einer Vereinigung Europas ließ ihn jedoch seit dieser Zeit nicht mehr los. Schon sehr bald argumentierte er für eine Abkehr von der Vergeltungspolitik gegenüber Deutschland. Noch bevor die größere Diskussion um einen Verteidigungsbeitrag der Bundesrepublik im Rahmen der 1949 gegründeten NATO entbrannte, forderte er im März 1950 vor dem Unterhaus eine aktive bundesdeutsche Beteiligung an den westlichen Friedensbemühungen.

Die Parlamentswahl am 25. Okt. 1951 brachte dann wieder eine arbeitsfähige Mehrheit für die Konservative Partei (321 von 625 Sitzen) im Unterhaus, was den Rücktritt der Regierung von Clement Attlee (Labour Party) und die Bildung eines neuen Kabinetts durch Ch. zur Folge hatte. Nach Berichten von Zeitzeugen ließ der neue, gesundheitlich bereits angeschlagene Premierminister - 1949 hatte Ch. einen ersten Schlaganfall erlitten - den erhofften Wechsel des Regierungskurses allerdings vermissen. Statt dessen führte er nur vorsichtige innenpolitische Reformen durch und warnte schon damals intern - wie späte Aktenfunde belegen - vor "Rassenproblemen" durch angeworbene "farbige" Arbeitskräfte (vgl. WELT, 13.8.2007). Außenpolitisch verfolgte er eine Entspannungspolitik im Ost-West-Konflikt und vertrat gegenüber den aufkommenden links-nationalistischen Regierungen wie Ägypten und Iran eine von Beharren auf Rechtspositionen und praktischem Entgegenkommen bestimmte Linie. Hinsichtlich der Unabhängigkeit des Anglo-Ägyptischen Sudan (offiziell 1956) erreichte er greifbare Ergebnisse und im Ölstreit mit dem Iran konnte er zumindest nach dem Sturz des dortigen Premiers Mohammed Mossadeghs 1953 eine Normalisierung der Beziehungen erreichen. In der Frage eines Vereinten Europas betonte Ch. die Sonderstellung des Empire, sprach sich aber weiterhin für engste Zusammenarbeit mit einem wie auch immer gearteten europäischen Bund aus. Besonderes Aufsehen erregte Ch., als er im Mai 1953 ein Treffen der sog. "Großen Vier" (USA, Großbritannien, UdSSR, Deutschland) vorschlug. Diesen Plan nahm er nach einer längeren Erkrankung infolge eines schweren Schlaganfalls, dessen Diagnose Medienberichten zufolge von Regierungsmitgliedern gezielt zurückgehalten wurde (vgl. SZ, 11./12.6.1966), im Okt. wieder auf, doch kam ein solches Treffen erst im Juli 1955 zustande.

Am 5. April 1955 trat der 80-jährige Ch. angesichts seines schlechten Gesundheitszustandes als Premierminister zurück. Sein Nachfolger wurde der ohnehin schon länger tonangebende Außenminister und Ch.s Parteigenosse Anthony Eden. Ch. selbst blieb auch nach den Wahlen vom 26. Mai 1955 Unterhausabgeordneter des Wahlkreises Woodford bei London und wurde am 8. Okt. 1959 nochmals wiedergewählt. Als ältester Parlamentarier und zugleich als Mitglied mit der längsten ununterbrochenen Dienstzeit (seit 1924) nannte man ihn "Father of the Parliament". Er erschien aber nur noch selten, zum letzten Mal am 28. Juli 1964, im Unterhaus, das ihm zum Abschied eine besondere Dankadresse durch den amtierenden Premierminister, damals Harold Wilson (Labour Party), überbringen ließ - eine Ehrung, die vor ihm nur noch der Napoleon-Bezwinger Wellington (1769-1852) erfahren hatte.

Ch.s Rücktritt als Premierminister war 1955 in aller Welt Anlass, seine Leistungen zu würdigen. Zwei Jahre zuvor schon hatte ihn Königin Elizabeth II. am 25. April 1953 zum Ritter des exklusiven Hosenbandordens ernannt, nachdem Ch. keine Neigung gezeigt hatte, in den Peer-Stand erhoben zu werden und damit in das Oberhaus einzuziehen. Im selben Jahr hatte Ch., der nie müde wurde, seine Gedanken auch aufzuschreiben, den Nobelpreis für Literatur 1953 erhalten. Geehrt wurde er "für seine Meisterschaft in der historischen und biographischen Darstellung", wie es in der Begründung der Königlich Schwedischen Akademie der Wissenschaften hieß, v. a. für seine sehr persönlichen sechsbändigen Erinnerungen über die Vorgeschichte und den Verlauf des Zweiten Weltkriegs ("The Second World War"). Das in Erstauflage 1948-1954 veröffentlichte Werk, an dem im übrigen auch der britische Historiker William Deakin beratend beteiligt war (vgl. zur Entstehung David Reynolds: "In Command of History", 2004), wurde mit 1.750.000 Exemplaren allein in England einer der größten Bestseller.

In die Zeit nach seinem Rücktritt fiel schließlich auch die Veröffentlichung seines großen vierbändigen Geschichtswerkes "A History of the English-Speaking Peoples" (1956-1958). Im Jahr 1956 erhielt Ch. für seine Verdienste um die Einigung Europas den Karls-Preis der Stadt Aachen, zu dessen Verleihung er höchstpersönlich nach Deutschland reiste. 1959 legte er den Grundstein zu dem nach seinen Ideen v. a. auf Wissenschaft und Technologie ausgerichteten "Churchill College" an der University of Cambridge. Hochbetagt zog er sich noch 1962 in Monte Carlo einen komplizierten Schenkelhalsbruch zu, der ihn fortan körperlich stark beeinträchtigte.

Am 24. Jan. 1965 starb Ch. 90-jährig in London nach einer Kreislaufschwäche und Gehirnthrombose, die sich aus einer zunächst harmlos erscheinenden Erkältung entwickelt hatte. Seine Aufbahrung in Westminster Hall, der ganz nach seinen Wünschen durchgeführte Kondukt durch die Stadt London und die Trauerfeier in St. Paul, an der Staatsoberhäupter und Politiker aus aller Welt teilnahmen, wurde im Fernsehen aller westlichen Länder übertragen. Erstmals in der Geschichte nahm die Königin von England an der Trauerfeier eines britischen Staatsbürgers persönlich teil. Anschließend wurden Ch.s sterbliche Überreste in einem schlichten Grab auf dem Familienfriedhof Bladon, nahe seiner Geburtsstätte, im engsten Familienkreis beigesetzt.

Zeitzeugen zufolge zeigte Ch.s Tod, dass niemand dem Bewusstsein der britischen Nation so nahe gewesen war wie der nur 1,67 m große Zigarrenraucher, der gleichwohl seinen "gewaltigen Ruhm in drei oder allenfalls vier Jahren erworben hat" und darüber hinaus von der Nation "nie wirklich akzeptiert" worden sei, wie der Hitler-Biograf Joachim Fest anmerkte (zit. nach FAZ, 23.11.1974). Nichtsdestotrotz wurde der mit dem Image einer kämpfenden "britischen Bulldogge" (SPIEGEL, 10.7.1997) Behaftete in der ganzen westlichen Welt als bedeutender Staatsmann gewürdigt, mit dessen Name eine enorme Symbolkraft verbunden ist und dessen Vermächtnis weit über seinen Tod hinausstrahlt. Nachdem Ch.s langjähriger Leibarzt Charles McMoran Wilson noch 1965 die Verschwiegenheitspflicht brechend seine umstrittenen Erinnerungen vorgelegt hatte (vgl. "Winston Churchill The Struggle for Survival 1940-1965" (vgl. SZ, 11./12.6.1966), wurde Ch.s Sohn Randolph beauftragt, die offizielle Biographie aus dem umfangreichen Nachlass seines Vaters zu schreiben (vgl. "Winston S. Churchill", 2 Bde., 1966/1967, später von Martin Gilbert fortgesetzt). Am 10. Febr. 2005 eröffnete Königin Elizabeth II. in London eine neues, zum Imperial War Museum gehörendes Churchill Museum, das Teil des historischen "Cabinet War Rooms" ist, also jener geheimen unterirdischen Kommandozentrale der britischen Kriegsleitung im Zweiten Weltkrieg, und in einer "faszinierenden Schau" (FAZ, 11.2.2005) Einblick in Ch.s Leben gibt.

Familie

Aus Ch.s Ehe mit der Offizierstochter Clementine "Clemmie" Ogilvy, geb. Hozier, gingen ein Sohn und vier Töchter hervor: Diana (1909-1963), Randolph (1911-1968, Journalist), Sarah (1914-1982, Schauspielerin), Marigold (1918-1921) und Mary (1922-2014). Sowohl Tochter Diana mit Duncan Sandys wie auch Mary mit Christopher Soames heirateten erfolgreiche Politiker der Konservativen Partei. Ch. galt als begabter Hobby-Maler. Nach seinem Tod brachte ein Bild vom Comer See, das er nach seiner Wahlniederlage 1945 gemalt hatte, im Mai 1965 bei Sothebys 14.000 Pfund ein. Des weiteren erweiterte er eigenhändig mauernd seinen Landsitz, pflanzte Gärten und züchtete seltene Tierarten.

Werke

Monografien u. a.: "The Story of the Malakand Field Force" (1898), "The River War. An Historical Account of the Reconquest of the Soudan" (2 Bde; 1899), "Savrola. A Tale of the Revolution in Laurania" (1900, Roman), "Lord Randolph Churchill" (2 Bde; 1906), "My African Journey" (1908), "Liberalism and the Social Problem" (1909), "The People’s Rights" (1910), "The World Crisis" (6 Bde; 1923-1931), "My Early Life" (1930; Autobiographie), "India. Speeches and an Introduction" (1931), "Thoughts and Adventures" (1932), "Marlborough. His Life and Time" (4 Bde; 1933-1938), "Great Contemporaries" (1937), "Step by Step: 1936-1939" (1939), "The Unrelenting Struggle" (1942, Reden), "The Dawn of Liberation" (1945, Reden), "Victory" (1946, Reden), "Painting as a Pastime" (1948), "The Second World War" (6 Bde.; 1948-1954; Memoiren), "A History of the English-Speaking Peoples" (4 Bde; 1956-1958; dt. "Geschichte der Englisch sprechenden Völker").

Werksammlungen u. a.: "War Speeches: 1940-1945" (1946, Reden), "Young Winston’s Wars. The Original Despatches of Winston S. Churchill, War Correspondent, 1897-1900" (1972; hrsg. von Frederick Woods), "Collected Works of Sir Winston Churchill" (34 Bde; 1973-1976), "Winston S. Churchill: His Complete Speeches 1897-1963" (8 Bde; 1974; hrsg. von Robert Rhodes James), "The Collected Essays of Sir Winston Churchill" (4 Bde; 1976; hrsg. von Michael Wolff), "The Churchill War Papers" (2 Bde; 1993-1995; hrsg. von Martin Gilbert), "Winston S. Churchill: Reden in Zeiten des Krieges" (02; ausgewählt, eingeleitet und erläutert von Klaus Körner).

2008: Winston Churchill: "Kreuzzug gegen das Reich des Mahdi". Übersetzt und ediert von Georg Brunold. 2008.

2014: Winston S. Churchill: "Reden in Zeiten des Krieges". Aus dem Englischen. 2014.

2014: Winston S. Churchill: "Zum Zeitvertreib. Vom Lesen und Malen". Aus dem Englischen. 2014.

Literatur

Biografien u. a.: Charles McMoran Wilson: "Winston Churchill - The Struggle for Survival 1940-1965" (65), Violet Bonham Carter: "Winston Churchill - As I knew him" (65), Randolph S. Churchill: "Winston S. Churchill" (2 Bde; 66/67, Bd. 3-8, 71-88 hrsg. von Martin Gilbert, dazu 13 Begleitbände), Brian Gardner: "Churchill and his Time" (68), Maurice Ashley: "Churchill as Historian" (68), Ronald Hyam: "Elgin and Churchill at the Colonial Office 1905-1908" (68), Peter Gretton: "Former Naval Person. Winston Churchill and the Royal Navy" (68), Ted Morgan: "Churchill - Young Man in a Hurry 1874-1915" (82), William Manchaster: "The Last Lion. Winston Spencer Churchill" (2 Bde, 83), John Charmley: "Churchill - The End of Glory" (93), Martin Gilbert: "In Search of Churchill" (94), Clive Ponting: "Churchill" (94), Keith Sainsbury: "Churchill and Roosevelt at War" (94), James W. Muller (Hrsg.): "Churchill as Peacemaker" (97), Andrew Roberts: "Churchill und seine Zeit" (98), Celia Sandys: "Churchill - Wanted Dead or Alive" (99), Christian Graf von Krockow: "Churchill - Eine Biographie des 20. Jahrhunderts" (99), John Lukacs: "Fünf Tage in London. England und Deutschland im Mai 1940" (00), Roy Jenkins: "Churchill" (01), Geoffrey Best: "Churchill - A Study in Greatness" (01), Sebastian Haffner: "Churchill" (01), John Lukacs: "Churchill -Visionary, Statesman, Historian" (02), David Cannadine: "In Churchill’s Shadow. Confronting the Past in Modern Britain" (02), Klaus Larres: "Churchill's Cold War" (02), John Keegan: "Churchill" (03), David Reynolds: "In Command of History. Churchill Fighting and Writing the Second World War" (04), David Cannadine: "Winston Churchill - Abenteurer, Monarchist, Staatsmann" (05), Peter Alter: "Winston Churchill - Leben und Überleben" (06).

Dokumentarfilm u. a.: "Churchill - Triumph und Tragödie" (Fernseh-Essay von Rolf Hochhuth, Erstausstrahlung ARD, 2. Dez. 1974).

2007: Martin Gilbert: "Churchill and the Jews". 2007.

2008: Stefan Scheil: "Churchill, Hitler und der Anitsemitismus. Die deutsche Diktatur, ihre politischen Gegner und die europäische Krise der Jahre 1938/39". 2008.

2009: Max Hastings: "Finest Years: Churchill as Warlord 1940-45". 2009.

2010:  Alan S. Baxendale: "Winston Leonard Spencer-Churchill: penal reformer". 2010.

2010: Richard Toye: "Churchill's Empire. The World that Made Him and the World He Made". 2010.

3. Juli 2012: Arte: "Churchills größtes Spiel". Zeichentrickfilm von Peter Bardehle.

2014: Thomas Kielinger: "Winston Churchill. Der späte Held". Biographie. 2014.

2014: Boris Johnson: "The Churchill Factor. How One Man Made History". 2014. [Dt.: "Der Churchill Faktor", 2015.]

2015: Werner Vogt: "Winston Churchill und die Schweiz: Vom Monte Rosa zum Triumphzug durch Zürich". 2015.

2015: David Lough: "No more Champagne: Churchill and his money". 2015.

2017: Nicholas Shakespeare: "Six Minutes in May. How Churchill Unexpectedly Became Prime Minister" (2017).

25. Mai 2017: Kinostart (D): "Churchill" (Großbritannien 2017; "CHURCHILL"). Produzenten: Claudia Bluemhuber, Nick Taussig, Piers Tempest, Paul Van Carter. Regie: Jonathan Teplitzky. Buch: Alex von Tunzelmann. Darsteller: Brian Cox (Winston Churchill), Miranda Richardson (Clementine Churchill), John Slattery (Dwight Eisenhower), Ella Purnell (Helen), Julian Wadham (Bernard Montgomery), Richard Durden (Jan Smuts), James Purefoy (König George VI.), Danny Webb (Alan Brooke), Jonathan Aris (Mallory), Steven Cree (Captain Stagg). Inhalt: Im Juni 1944 will der britische Premierminister Winston Churchill US-General Dwight D. Eisenhower von der Landung der Alliierten in der Normandie abbringen, weil er hohe Verluste befürchtet. Als dies misslingt, arbeitet er eigene Pläne für den D-Day aus. Biografischer Abriss aus dem Leben des britischen Staatsmannes Winston Churchill. (film-dienst 11/2017)

2018: Andrew Roberts: "Churchill. Walking with Destiny" (2018).

2018: Allen Packwood: "How Churchill Waged War. The Most Challenging Decisions of the Second World War" (2018).

2024: Franziska Augstein: "Winston Churchill". Biographie.

2024: Dietmar Pieper: "Churchill und die Deutschen. Eine besondere Beziehung". Sachbuch.

4. Dezember 2024: Netflix: "Churchill im Krieg". Doku-Serie. Regie: Malcolm Venville.

Auszeichnungen

Auszeichnungen u. a.: Ritter des britischen Hosenbandordens (53), Nobelpreis für Literatur (53); Karls-Preis der Stadt Aachen (56), französisches Croix de la Liberation (58), Ehrenbürger der USA (63).



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