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Pier Luigi Romita

italienischer Ingenieur und Politiker; PSI; Prof.; Dr.-Ing.
Geburtstag: 27. Juli 1924 Turin
Todestag: 23. März 2003 Mailand
Nation: Italien

Internationales Biographisches Archiv 26/1990 vom 18. Juni 1990 (gi)
Ergänzt um Nachrichten durch MA-Journal bis KW 12/2003


Blick in die Presse

Herkunft

Pier Luigi Romita wurde 1924 in Turin geboren. Sein Vater Giuseppe Romita (7. Jan. 1887 - 15. März 1958) gehört neben Pietro Nenni und Giuseppe Saragat zu den großen Namen und Gründern des italienischen Sozialismus; lange Zeit galt er als der zweitmächtigste Mann in der sozialistischen Partei. 1949 gründete er nach Trennung von Nenni die PSU (Partito Socialista Unitario). Während des Wechsels von der Monarchie zur Republik war R.s Vater Innenminister unter de Gasperi.

Ausbildung

R. studierte nach Besuch der Schulen an der Universität Rom Ingenieurwesen (Wasserkraftmaschinen) und konnte mit zwei Stipendien des Nationalen Forschungsrates seine Studien an der Universität Mailand und in den USA vervollständigen können. 1954 erhielt er die Lehrbefugnis für Hydraulik und wurde Inhaber eines Lehrstuhls für Agrarhydraulik an der Universität Mailand.

Wirken

Politisch durch seinen Vater geprägt und gefördert, trat er schon mit 18 Jahren in die Sozialistische Partei ein, die sich 1942 in Rom im Untergrund gebildet hatte. Er nahm mit Auszeichnung an Partisanenunternehmungen gegen die deutschen Besatzungstruppen teil. 1947 verließ er mit Saragat den PSI (Partito Socialista Italiano), nachdem die Sozialisten eine Aktionseinheit mit den Kommunisten beschlossen hatten. Später war er Abgeordneter der PSU seines Vaters (s.o.), danach der Sozialdemokraten (PSDI). Nachdem er einige Parteiämter bekleidet hatte, zog er 1958 für den Wahlkreis Cuneo/Alessandria/Asti in das Parlament in Rom ein. Nachdem er schon Staatssekretär gewesen war, wurde er erstmals im Kabinett Giulio Andreotti1972 Minister für Wissenschaftliche Forschung. Es handelte sich damals um eine Koalition der DC mit den Liberalen und den Sozialdemokraten. Mitte 1973 kam es zu einer kurzlebigen Wiederauflage der Mitte-Links-Koalition, doch erhielt R. kein neues Ministeramt.

Schwierigkeiten, nach 1974 eine tragfähige Regierungsmehrheit zu bilden, und die katastrophale Wirtschaftsentwicklung unter der Minderheitsregierung Aldo Moro führten 1976 zu den Neuwahlen, bei denen die Sozialdemokraten schwere Verluste einstecken mussten. Sie fielen von 5,1 auf 3,4 % der Stimmen zurück, die Mandatszahl halbierte sich auf 15. Bei einer Bestandsaufnahme nach den Wahlen wurde R. am 1. Okt. 1976 als Kandidat des linken Flügels mit knapper Mehrheit gegen Mario Tanassi zum neuen Parteisekretär gewählt. Ein Auseinanderbrechen der Partei war nur knapp verhindert worden.

Bereits unmittelbar nach seiner Wahl wurden erste Zweifel laut, ob es R. gelingen würde, der Partei neuen Auftrieb zu geben. Zum einen, weil er als mehr professoraler Typ mit nicht allzu großer Ausstrahlungskraft galt, zum anderen, weil sein Rezept der "aera socialista" mit Skepsis betrachtet wurde. R.s Konzept einer starken Linken, zu erreichen über verbesserte Beziehungen zur PSI, die Entwicklung einer massenwirksameren Plattform, die andere gleichgesinnte Gruppen anlocken sollte, und eine Annäherung an die KPI fand nicht ungeteilte Zustimmung. Im Okt. 1978 wurde R. abgewählt und durch den bisherigen Vizesekretär Pietro Longo ersetzt. Der Wechsel an der Parteispitze wurde nicht zuletzt vor dem Hintergrund des offensiven Kurses des Sozialisten-Chefs Bettino Craxi gesehen.

Bei den Parlamentswahlen 1979 konnte die PSDI wieder leichte Gewinne verzeichnen und mit 3,8 % Stimmenanteil 20 Mandate erringen. Francesco Cossiga bildete eine Koalition mit den Liberalen und den Sozialdemokraten, doch erhielt R. kein Ministeramt. Noch 1980 verließen die Sozialdemokraten die Regierung und Cossiga koalierte mit Sozialisten und Republikanern, ebenso wie nach ihm Arnaldo Forlani 1980-1981. An der Regierung Giovanni Spadolini (Republikaner) war die PSDI wieder beteiligt. Nach dessen Sturz bildete Amintore Fanfani im Dez. 1982 eine Übergangsregierung, in der R. Minister für Forschung und Technologie wurde.

Bei den Kammerwahlen vom Juni 1983 konnte R.s Partei erneut Zugewinne verzeichnen und kam mit 4,1 % auf 23 Mandate. In der neuen breiten Koalition von DC, Sozialisten, Sozialdemokraten, Republikanern und Liberalen unter Führung des Sozialistenchefs Craxi wechselte R. zunächst in das Amt des Ministers für Institutionen und Regionen. Im Zusammenhang mit dem Skandal um die "Loge P2" musste PSDI-Chef Pietro Longo schließlich wegen Verstrickung in diese Affäre die Regierung verlassen, wodurch eine größere Krise vermieden werden konnte. R. löste Longo im Juli 1984 in dessen Ressort als Minister für Haushaltsfragen ab.

Nach neuerlichen Stimmeneinbußen der PSDI bei den Wahlen von 1987 (3 %), dem Tod von Parteigründer Giuseppe Saragat und einer Reihe von Korruptionsaffären, in die auch PSDI-Politiker verwickelt waren, folgte R. mit vier weiteren von 17 PSDI-Parlamentariern dem Aufruf des PSI-Chefs zur Wiedervereinigung und trat der PSI bei. Sein Ministeramt konnte er in den Kabinetten Craxi (1983-1987), Fanfani (1987), Giovanni Goria(1987-1988) halten. Bei den Kommunalwahlen im Mai 1989 waren die PSI mit 19,1 % nach der DC (39,6 %) die großen Gewinner. In dem Mehrparteien-Kabinett Andreotti (Juli 1989) stellte die PSI den stellv. Ministerpräsidenten. R. wurde Minister für die Europäische Gemeinschaft (bis 1992).

Familie

R. starb am 23. März 2003 im Alter von 78 Jahren in Mailand. Er war verheiratet und hatte drei Kinder. R. lebte in Mailand und in Rom. Hobbys: Ski- und Wassersport und Tennis.



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