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Jürgen Klinsmann

Jürgen Klinsmann

deutscher Fußballspieler und -trainer
Geburtstag: 30. Juli 1964 Göppingen
Klassifikation: Fußball
Nation: Deutschland - Bundesrepublik
Erfolge/Funktion: 108 Länderspiele
Weltmeister 1990
Europameister 1996
Deutschlands Fußballer des Jahres 1988, 1994
WM-Dritter 2006 (als Bundestrainer)

Internationales Sportarchiv 05/2020 vom 28. Januar 2020 (br)
Ergänzt um Nachrichten durch MA-Journal bis KW 07/2024


Jürgen Klinsmann zählt zu den Vorzeigefiguren des deutschen Fußballs. Von 1988 bis 1998 trug er das Trikot der Nationalmannschaft, wurde 1990 Welt- und 1996 Europameister und später zum fünften Ehrenspielführer des DFB ernannt. "Klinsi", der sich vom anfangs eher ungestümen "Stolperfußballer" zu einem Stürmer von Weltklasseformat mauserte, beendete 1998 seine aktive Karriere, zog sich zunächst aus dem Fußballgeschehen zurück und lebte mit seiner Familie in den USA. Im Sommer 2004 begann der zweite Karriereabschnitt, als er überraschend zum neuen Bundestrainer berufen wurde und maßgeblich dazu beitrug, dass die WM 2006 in Deutschland zum "Sommermärchen" wurde und die DFB-Elf WM-Dritter wurde. Nach einer zweijährigen Pause wurde Klinsmann, dem inzwischen der Ruf eines Reformators anhing, 2008 Trainer des FC Bayern München, wo er aber nach noch nicht einmal einem Jahr wieder entlassen wurde. 2011 übernahm er das Amt des Nationaltrainers der USA, gewann mit den US Boys 2013 den Gold Cup und qualifizierte sich mit seinem Team für die WM-Endrunde 2014 in Brasilien. Nachdem er 2016 seinen Posten räumen musste, machte der gebürtige Schwabe erneut eine Pause, ehe er im November 2019 vom millionenschweren Investor Lars Windhorst in den Aufsichtsrat der Profi-KGaA beim Bundesligisten Hertha BSC berufen wurde und nur wenig später als Interimstrainer die abstiegsgefährdete Mannschaft der Hauptstädter übernahm.

Laufbahn

Beginn der Karriere Jürgen Klinsmann (Spitzname "Klinsi") begann beim schwäbischen Verein TB Gingen/Fils 1972 mit dem Fußballspielen und kam über den SC Geislingen (1974-1978) im Dezember 1978 zu den Stuttgarter Kickers. Im Frühjahr 1980 absolvierte er drei Spiele in der deutschen B-Junioren-Nationalmannschaft, wurde danach aber nicht mehr in eine DFB-Jugendauswahl berufen. Ab der Spielzeit 1982/83 zählte er fest zum Aufgebot der Kickers und entpuppte sich schnell als wichtige Stütze seiner Mannschaft. Nachdem Klinsmann 1983/84 mit 19 Treffern einer der erfolgreichsten Zweitliga-Torschützen geworden war, sicherte sich der Ortsrivale VfB die Dienste des Youngsters. Gleich in seiner ersten Saison fehlte er nur in zwei Spielen und war mit 15 Treffern hinter Karl Allgöwer zweitbester Torschütze des Klubs. In den beiden folgenden Jahren gelangen ihm jeweils 16 Tore.

Über die Olympiaauswahl in die A-Nationalmannschaft Nachdem er noch als Zweitligaspieler 1984 in der U21-Auswahl des DFB debütiert hatte, schaffte Jürgen Klinsmann 1987 den nationalen Durchbruch, der ihn über die Olympiamannschaft schließlich in die A-Nationalelf führte. Bei der Südamerika-Reise der DFB-Auswahl im Dezember 1987 debütierte der Stuttgarter, der in der Saison 1987/88 mit 19 Treffern Torschützenkönig der Bundesliga wurde, gegen Brasilien und spielte sich in den engeren Kreis der Nationalmannschaft. Der internationale Durchbruch gelang ihm ein halbes Jahr später bei der EM 1988, bei der er zu einem der besten Stürmer des Turniers avancierte. Bei den Olympischen Spielen in Seoul im selben Jahr gehörte er zur DFB-Auswahl, die die Bronzemedaille gewann. Die bundesdeutschen Journalisten wählten ihn 1988 mit 70 % der Stimmen zum "Fußballer des Jahres".

Wechsel vom VfB Stuttgart zu Inter Mailand 1989 Im Sommer 1989 wechselte Klinsmann zu Inter Mailand nach Italien. Er wolle eine neue Lebenserfahrung machen und sich mit einer neuen Mentalität und einer neuen Sprache auseinandersetzen, begründete er den Wechsel (SPIEGEL, 16.01.1989). Gleichzeitig konzedierte er, dass auch materielle Aspekte mitgewirkt hätten. In der Serie A fand sich Klinsmann schnell zurecht und zählte in seinem ersten Jahr mit 13 Treffern gleich zu den erfolgreichsten Torschützen der Liga. In der Folgesaison traf er sogar 14-mal in der Liga und gewann mit Inter im Mai 1991 den UEFA-Cup.

Weltmeister 1990 und EM-Zweiter 1992 Im Sommer 1990 nahm Jürgen Klinsmann mit der DFB-Auswahl am WM-Turnier in seiner Wahlheimat Italien teil und gewann mit der deutschen Mannschaft die Weltmeisterschaft. Klinsmann lieferte im Achtelfinalspiel gegen Holland (2:1) eines seiner besten Spiele überhaupt und begründete endgültig den "Mythos vom unermüdlich arbeitenden aufrichtigen Vorzeigeprofi" (taz, 12.8.1995). Bei der Europameisterschaft 1992 in Schweden wurde er mit Deutschland Vizeeuropameister.

Nachdem er bei Inter Mailand immer häufiger in die Kritik geraten war, verließ Klinsmann Italien und wechselte 1992 zur AS Monaco nach Frankreich. Dort konnte Klinsmann in zwei Jahren zwar weder national noch international einen Titel erringen, dafür blühte er nach einer enttäuschenden Phase in Italien nun wieder auf und avancierte erneut zum Weltklassestürmer.

Beim US Cup Mitte 1993 wurde Klinsmann zum besten Spieler des Turniers (MVP) gewählt. Selbst die renommierte US-Zeitschrift Sports illustrated, die Fußball damals eigentlich nur als eine Randerscheinung wahrnahm, widmete ihm einen großen Artikel, in dem es hieß: "Wenn man jemanden sucht, der Amerikaner dazu veranlassen soll, sich für Fußball zu begeistern oder Deutschland in der Welt beliebter zu machen - Klinsmann wäre die perfekte Wahl dafür." Bei der anschließenden WM 1994 in den USA war Klinsmann einer der wenigen Lichtblicke in einer insgesamt enttäuschenden deutschen Elf, die als Titelverteidiger bereits im Viertelfinale an Bulgarien (1:2) scheiterte.

Publikumsliebling in Tottenham 1994/95 Im August 1994 wechselte Klinsmann zum englischen Erstligisten Tottenham Hotspur. Der in England mit viel Skepsis aufgenommene und als "Schwalbenkönig" und "Elfmeterschinder" bezeichnete Schwabe eroberte die Insel auf Anhieb im Sturm. "Cleansman" (Saubermann) mobilisierte die Zuschauermassen, sein Trikot mit der Nummer 18 war der Verkaufsschlager schlechthin. Im Frühjahr 1995 wurde er von den englischen Sportjournalisten sogar zu Englands "Fußballer des Jahres" gewählt - eine Ehre, die zuvor nur wenigen Nicht-Briten zuteil geworden war.

Klinsmann schaffte es, das nicht gerade positive Deutschland-Bild in England zu korrigieren und die Vorstellung vom "militarisierten" Deutschen aufzuweichen. Klaus Theweleit hob dieses Phänomen später auch in seinem vielbeachteten Buch "Tor zur Welt" (Köln, Kiepenheuer & Witsch, 2004) hervor und schrieb: "Ein Spieler wie Jürgen Klinsmann hat in dieser Hinsicht Unschätzbares geleistet. Der kämpferische, aber auch unkriegerische Schwabe wurde in England akzeptiert und als Ersetzungsmodell des alten martialischen Deutschen auch gewünscht." Der Observer schrieb damals, Klinsmann sei "der coolste Deutsche seit Marlene Dietrich" (WELT, 23.7.2004).

Die Zeit beim FC Bayern 1995 bis 1997 Angesichts seiner Popularität in England war die Enttäuschung bei den Tottenham-Fans groß, als Klinsmann bereits nach einem Jahr die Insel wieder verließ und sich im Sommer 1995 dem FC Bayern München anschloss. Der Nationalstürmer war hier die erhoffte Verstärkung, erzielte im ersten Jahr 16 Saisontore, verpasste mit den Münchnern allerdings den angestrebten Gewinn der deutschen Meisterschaft 1996. Dafür gewannen die Münchner den UEFA-Pokal, und Klinsmann stellte mit 15 Toren in 12 Spielen einen neuen Rekord für einen Europapokal-Wettbewerb auf, den erst der Kolumbianer Radamel Falcao in Diensten des FC Porto während der Saison 2010/11 knacken sollte.

In der Saison 1996/97 gewann Klinsmann mit dem FC Bayern die deutsche Meisterschaft und damit seinen ersten nationalen Titel überhaupt. Er selbst war mit 15 Saisontoren erneut erfolgreichster Torschütze des Bayern-Ensembles. Doch Klinsmann fühlte sich aus diversen Gründen nicht mehr wohl in München. In Erinnerung blieb sein Tritt gegen eine Werbetonne aus Verärgerung über eine abermalige Auswechslung durch Trainer Giovanni Trapattoni. Und so stand bereits lange vor Saisonende fest, dass er den Rekordmeister verlassen würde. Nach dem Abschied aus München unterschrieb Klinsmann 1997 einen Vertrag bei Sampdoria Genua in Italien, verließ den Klub jedoch nach nur einem halben Jahr in Richtung England, um die akut abstiegsbedrohten "Spurs" aus Tottenham zu retten – was ihm mit neun Treffern in 15 Ligaspielen schließlich auch gelang.

Kapitän der DFB-Elf beim EM-Triumph 1996 Jürgen Klinsmanns Rolle in der Nationalmannschaft änderte sich nach der WM 1994 zusehends. Der einstige Individualist übernahm Verantwortung und entwickelte Teamgeist und wurde von Bundestrainer Berti Vogts zum Mannschaftskapitän ernannt. Bei der EM 1996 in England trumpfte der Schwabe trotz eher bescheidener eigener Leistung mit der deutschen Elf groß auf. Nach einem Muskelfaserriss im Viertelfinalspiel gegen Kroatien kehrte Klinsmann nach einer Art "Wunderheilung" im Finale gegen Tschechien zurück und konnte nach dem 2:1-Sieg als Kapitän den Pokal entgegennehmen.

Karriereende 1998 Am 10. September 1997 feierte Klinsmann beim 4:0 gegen Armenien sein 100. Länderspiel und machte sich mit zwei Treffern selbst das schönste Jubiläumsgeschenk. Bei der Weltmeisterschaft 1998 in Frankreich war er in allen fünf deutschen Spielen von Anfang bis Ende dabei und erzielte drei Tore, konnte das Ausscheiden im Viertelfinale gegen Kroatien aber nicht verhindern.

Im Dezember 1998 erklärte Klinsmann, der im selben Jahr Vater eines Sohnes geworden war, seine Karriere für beendet. Pressewirbel gab es noch einmal, als der DFB ihm ein Abschiedsspiel verweigerte. Klinsmann, so wurde kommentiert, sei dem Verband als "Frontmann" immer recht gewesen, nun sei es schäbig, ihm sein Abschiedsspiel zu verwehren. Schließlich nahm der Schwabe die Organisation des Spieles, dessen Einnahmen einem karitativen Zweck zukamen, selbst in die Hand und feierte am 31. Mai 1999 in Stuttgart seinen (tränenreichen) Abschied vom aktiven Fußball.

Beliebter Spieler und Typ Jürgen Klinsmann verbreitete während seiner Spielerkarriere keinesfalls technischen Glanz oder gar spielerische Genialität. Er selbst sagte: "Ich habe nie behauptet, technisch perfekt zu sein. Ich bin kein Pelé" (SZ, 31.5.1997). Die Stärken und Tugenden Klinsmanns waren andere: Einsatzwille, Kampfgeist ("Ich bin auf dem Platz wie ein Bekloppter"), Lauffreude ("Er hetzt sein Wild, bis es zusammenbricht", SZ, 10./11.6.1998), Leidenschaft und Torgefährlichkeit. Dazu kam ein schier unbändiger Ehrgeiz. Der stern schlussfolgerte: "Vermutlich gibt es auf der ganzen Welt keinen Profi, der aus seinen Möglichkeiten so viel machte" (34/2008).

Nicht allein wegen seiner fußballerischen Leistungen wurde Klinsmann zu einem der populärsten deutschen Fußballer. Er galt zunächst als das Idealbild eines Stars ohne Allüren und als nachdenklicher Profi, der sich von den meisten seiner Kollegen unterschied. Der nach Meinung der Stuttgarter Zeitung "gegen den Strich gebürstete Individualist" (30.7.2004) lehnte Heldenverehrung und Vorbildfunktion ab, wollte sich nicht vereinnahmen und vermarkten lassen und bemühte sich darum, auch als erfolgreicher, von den Massen gefeierter Fußballprofi, er selbst zu bleiben. Wer ihn mit publizistischen Etiketten bepflastern wolle, komme nicht über Stereotypen hinaus, bemerkte einmal das Magazin SPORTS und schrieb: "Alternativer Fußballprofi, Einzelgänger, Individualist, nachdenklicher Typ, Nonkonformist. Klingt gut. Stimmt auch. Reicht aber nicht." Klinsmann ließ sich in kein Schema pressen, war wiss- und lernbegierig und wollte immer wieder Neues versuchen.

Kontroverses Image Der anfänglichen Rolle des "alternativen Fußballstars" wurde Jürgen Klinsmann im Laufe seiner Karriere immer weniger gerecht. Das Idealbild bekam Risse und Klinsmann war nicht mehr uneingeschränkt der stets strahlende Liebling der Massen. Besonders seine glänzend ausgehandelten Verträge trugen mit dazu bei, das jahrelang entstandene Image zu verwässern. Der Tagesspiegel meinte, Klinsmann habe "seinen ausgeprägten schwäbischen Geschäftssinn mit dem Image des Sonnyboys und alternativen Rucksacktouristen" getarnt (30.7.2004). Klinsmann selbst verteidigte sich gegen den im stern erhobenen Vorwurf, er sei ein "eiskalter Engel", mit dem Hinweis, es gehöre eben zu seinem Beruf, bei den Vertragsverhandlungen "das Maximum herauszuholen" (Hattrick, Mai 1997). Seine Verträge handelte sein "juristischer Gelegenheitsberater" (ebd.), der Schweizer Rechtsanwalt André Gros, aus.

Ein gespanntes Verhältnis hatte Klinsmann zur Springer-Presse, speziell zu Bild und Sport-Bild, die ihn regelmäßig attackierten. Nachdem sich dieses Mitte der 1990er etwas entspannt hatte, verschlechterte es sich nach der EM 1996 wieder gravierend. Politischen Fragen wich der Stürmer, der in den 1980er Jahren, angeregt durch seinen ehemaligen Mitspieler Karl Allgöwer, als einer von wenigen Fußballern für die Initiative "Sportler und Sportlerinnen für den Frieden" aktiv gewesen war, später lieber aus. So sagte er die Teilnahme an einer Aktion von amnesty international gegen die Todesstrafe in den USA vor der WM 1994 ab. Klinsmann engagierte sich allerdings im sozialen Bereich und gründete zusammen mit Freunden aus seiner Heimatstadt Geislingen eine Stiftung ("Agapedia", was so viel heißt wie "Liebe zu Kindern") zur Unterstützung von notleidenden Kindern und Waisenkindern in Rumänien, Bulgarien, Moldawien und Deutschland.

Überraschende Nominierung zum Bundestrainer 2004 Nach dem Ende seiner Karriere zog sich Klinsmann in die USA nach Kalifornien zurück und widmete sich zunächst in erster Linie seiner Familie. Fußballerisch kümmerte er sich vor allem um den Nachwuchs, war maßgeblich an der Stiftung Jugendfußball beteiligt und wurde Gesellschafter der amerikanischen Sportmarketing Firma "SoccerSolutions". Zudem fungierte er als Berater beim US-Erstligisten Los Angeles Galaxy (MLS). Unter dem Pseudonym Jay Goppingen spielte er bei den viertklassigen Orange City Blue Stars gelegentlich auch noch Fußball.

So kam es überraschend, dass ausgerechnet der sehr zurückgezogen und weit von Deutschland entfernt lebende Klinsmann im Juli 2004 das Amt des Bundestrainers übernahm. Sein schlüssiges Konzept für die Neuorientierung der in einer tiefen Krise steckenden Nationalmannschaft und nicht zuletzt seine Popularität sprachen in den Augen des DFB für den "sperrigen Querdenker" (TSP, 30.7.2004), der seine Zusage mit der Forderung nach weitgehenden Kompetenzen verband und mehr Macht erhielt, als je ein Bundestrainer vor ihm.

Die Inthronisierung Klinsmanns kam auch deshalb unerwartet, weil er zuvor heftige Kritik am DFB geübt hatte. "Im DFB hat sich in den letzten zwanzig Jahren nichts bewegt. Der Verband muss auf den Prüfstand" (Stgt. N., 16.7.2004), hatte er nach dem sieglosen Aus der deutschen Mannschaft in der Gruppenphase der EM 2004 verlangt. Der Verband gebe "ein jämmerliches Bild" ab und bräuchte "radikale Reformen" (ebd.), war Klinsmann überzeugt. Seine Kritik, die auch die Trainingslehre einbezog, gipfelte in der Aussage: "Im Prinzip muss man den ganzen Laden auseinandernehmen" (SZ, 16.7.2004).

Umstrukturierung der Nationalmannschaft Trotz der Tatsache, dass er bis dahin noch nie als Trainer gearbeitet hatte, wurde Klinsmann in "Fußball-Deutschland" durchaus wohlwollend aufgenommen. Für prinzipielle Irritation sorgte allerdings seine Ankündigung, einen großen Teil der Arbeit von Kalifornien aus erledigen zu wollen. In seinen Stab holte Klinsmann, der einen Vertrag bis zur WM 2006 unterschrieb, alte Weggefährten. Joachim Löw wurde Assistenztainer, das neu geschaffene Amt des "Teammanagers" übernahm Oliver Bierhoff und Sepp Maier musste als Torwarttrainer Andreas Köpke weichen. Klinsmann erweiterte den Trainerstab um spezielle Fachkräfte für einzelne Bereiche wie Schnelligkeit und Sprungkraft und stellte einen Mentaltrainer ein. Der Schweizer Urs Siegenthaler wurde im Mai 2005 als Chefscout engagiert.

Zu seinen konkreten sportlichen Zielen sagte Klinsmann bei seiner Vorstellung: "Die Fans haben den Wunsch und die große Hoffnung, dass wir 2006 im eigenen Land Weltmeister werden. Das ist auch meine Zielsetzung" (dfb.de, 7.6.2004). Dafür wollte er ein offensives Spielsystem etablieren, das sich durch sehr hohes Engagement, Willensbereitschaft, schnelles Passspiel, schnelles Spiel ohne Ball und einen sehr hohen "Aggressivitäts-Level" (Schwäb. Z., 18.8.2004) auszeichnen sollte.

WM-Dritter beim "Sommermärchen" 2006 Zum Einstand Klinsmanns als Bundestrainer gab es im August 2004 einen 3:1-Sieg über Österreich. Einen ersten größeren Erfolg feierte Klinsmann, als sein Team beim Confederation Cup 2005 teilweise begeisternden Fußball bot und den dritten Platz belegte. Waren die Erwartungen im Hinblick auf die WM damit deutlich gestiegen, so gab es auch immer wieder Rückschläge. Einen absoluten Tiefpunkt bedeutete die 1:4-Niederlage gegen Italien Anfang März 2006, bei der die Mannschaft eine desolate Leistung bot. Für Riesenwirbel sorgte Anfang April 2006 die Entscheidung Klinsmanns, nicht Oliver Kahn, sondern Jens Lehmann zum Torhüter Nummer 1 zu bestimmen.

Doch als die Heim-WM 2006 begann, präsentierte sich die deutsche Elf auf den Punkt topfit. Mit drei Siegen durchlief sie souverän die Vorrunde, schaltete danach im Achtelfinale Schweden und im Viertelfinale nach Verlängerung und Elfmeterschießen Argentinien aus, verlor dann aber das Halbfinale nach Verlängerung dramatisch gegen den späteren Weltmeister Italien. Im "kleinen Finale" gegen Portugal zeigte die DFB-Elf nochmals eine hervorragende Leistung und sicherte sich mit einem 3:1-Sieg Platz drei. Als Initiator des "Sommermärchens" hatte Jürgen Klinsmann seine Aufgabe erfüllt und Deutschland wieder in den Kreis der weltbesten Mannschaften zurückgeführt. Nach der WM legte er sein Amt als Bundestrainer erschöpft nieder, die Nachfolge übernahm Joachim Löw.

Trainer beim FC Bayern München 2008/09 Im Anschluss an die WM 2006 erhielt Jürgen Klinsmann mehrere Jobangebote. Offerten, das Amt des US-Nationaltrainers oder den Posten als Chefcoach beim englischen Top-Klub FC Chelsea zu übernehmen, lehnte er aber ab. Im November 2007 war Klinsmann in England sogar als Nationaltrainer im Gespräch, aber auch hier führten die Verhandlungen nicht zum Ziel. Im Januar 2008 wurde Klinsmann dann überraschend als Nachfolger für Ottmar Hitzfeld zur Saison 2008/09 beim FC Bayern München präsentiert. Die Verpflichtung wurde im Umfeld des FC Bayern ebenso mit Begeisterung wie auch mit Skepsis aufgenommen. Manager Uli Hoeneß meinte, Klinsmanns "großer Wille zu Reformen" und sein "Mut, neue Wege zu gehen" (Eurosoccer, September 2008), sei genau das Richtige, um einen Neuanfang beim Rekordmeister einzuläuten.

Klinsmann, bis dahin noch ohne Erfahrung als Vereinstrainer, gab als Ziel aus, "jeden Spieler besser machen zu wollen und damit auch die Mannschaft besser zu machen" (kicker, 14.1.2008). Nach Ansicht des Magazins DER SPIEGEL wollte er "eine Bayern-Identität entwickeln, etwas Einzigartiges in der verwaschenen Welt der globalisierten Vereine, die ihre Spieler wechseln wie die Hemden" (31/2008). Tatsächlich begann in München eine, wenn auch nur kleine "Revolution". Klinsmann ließ bauliche Veränderungen im Trainings- und Mannschaftstrakt vornehmen, führte Training unter Ausschluss der Öffentlichkeit ein, krempelte die Öffentlichkeitsarbeit des Vereins um und verpflichtete die Spieler dazu, den kompletten Arbeitstag auf dem Vereinsgelände zu verbringen. Bei der Trainingsarbeit trat er weitgehend als Headcoach auf, der die Einheiten überwachte, aber nicht selbst durchführte. Dies überließ er seinen Co-Trainern Rafael Martin Vazquez und Nick Theslof.

Entlassung beim FC Bayern 2009 Klinsmanns Start in München verlief alles andere als erfolgreich. Am 5. Spieltag der Saison 2008/09 kassierten die Bayern eine 2:5-Heimschlappe gegen Werder Bremen - die höchste Heimniederlage seit 30 Jahren. Zwei Spieltage später war nach einer erneuten Niederlage und einem Unentschieden der schlechteste Saisonstart der Bayern seit 34 Jahren perfekt und Klinsmann stand heftig in der Kritik. Die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung warf ihm vor, er habe "aus einer intakten Meister-Mannschaft ein verunsichertes Team ohne Hierarchie gemacht" (12.10.2008). "Wir haben die totale Geduld" (SZ, 7.10.2008), erklärte Bayerns Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge im Herbst 2008, doch die erfolgsverwöhnten Fans forderten schon bald die Entlassung des neuen Coaches, der mit seinem Team im Verlauf der Hinrunde eine Aufholjagd startete und als Tabellenzweiter in die Winterpause ging. Gleichzeitig räumte er ein, seine Spieler mit den umfangreichen Reformen teilweise überfordert zu haben.

Die Rückrunde verlief für den FCB erneut unzufriedenstellend. Besonders nach einer 0:4-Klatsche im Viertelfinale der Champions League beim FC Barcelona geriet Klinsmann in Bedrängnis. Seine Spieler bemängelten, dass sich der Trainer für das bislang nicht erprobte 4-3-3-System entschieden hatte, und aus Spielerkreisen hieß es nach dem Debakel: "Keiner wusste auf dem Feld, was er zu tun hatte" (stern, 17/2009). Ende April 2009 wurde Klinsmann, auf Rang drei in der Bundesliga liegend, entlassen. Die Schwäbische Zeitung schrieb: "Die Geschichte des gescheiterten Bayern-Trainers Jürgen Klinsmann ist die Geschichte eines großen Missverständnisses. Der Rekordmeister überschätzte die reformerische Substanz des Debütanten, Klinsmann unterschätzte die Klubarbeit" (ebd.). Klinsmann selbst behauptete nach seinem Rauswurf, man habe den Grundstein für die Zukunft des FC Bayern gelegt (vgl. ebd.) und machte auch später kaum Anstalten, eigene Fehler einzugestehen. "Ich bin mit meiner Denkweise an die Grenzen gestoßen, weil ich es oftmals mit Leuten zu tun hatte, die sich nicht weiterentwickeln wollen" (ebd.), erklärte der Coach, dessen Image als erfolgreicher Sportler und Trainer durch seine Zeit in München sehr gelitten hatte. Bayern-Profi Philipp Lahm schrieb später in seinem Buch "Der feine Unterschied": "Bei Klinsmann trainierten wir fast nur Fitness. Taktische Belange kamen zu kurz." Schon nach sechs oder acht Wochen, so Lahm weiter, hätten alle Spieler gewusst, "dass es mit Klinsmann nicht gehen würde. Der Rest der Saison war Schadensbegrenzung".

Trainer der US-amerikanischen Nationalmannschaft 2011-2016 Im Juli 2011 präsentierte der US-amerikanische Fußballverband Jürgen Klinsmann als neuen Nationaltrainer der USA, der die Nachfolge von Bob Bradley antrat. "Ein kleiner Schritt für Klinsmann, ein großer für Amerika", titelte die Frankfurter Allgemeine Zeitung (3.8.2011) über das bis zur WM 2014 datierte Vertragsverhältnis. Vorrangigste Aufgabe des neuen Nationaltrainers war die Qualifikation zur WM 2014 in Brasilien. DER SPIEGEL schrieb über die neuen Aufgaben Klinsmanns, er habe "in den USA seinen Traumjob gefunden" und die US-Auswahl diene ihm "als perfektes Versuchslabor". Er könne hier "ungestört experimentieren" (5/2012). Allerdings eckte Klinsmann, als dessen Co-Trainer sein früherer Bayern-Mitspieler Andreas Herzog verpflichtet wurde, in den USA mit seiner Suche nach Spielern mit ausländischen Wurzeln an und wurde als "zu unamerikanisch" bezeichnet (vgl. FAZ, 7.1.2012).

In der Qualifikationsphase für die WM 2014 taten sich Klinsmann und die US-Boys teilweise schwerer als erwartet. Tiefpunkt waren eine Niederlage gegen Jamaika und ein 1:1-Unentschieden gegen Guatemala. Als die USA im vorletzten Gruppenspiel auf der Karibikinsel Antigua und Barbuda mit Ach und Krach gewannen, schrieb die Frankfurter Allgemeine Zeitung: "Klinsmann unter Druck. Ein Fußballzwerg blamiert Amerika und seinen Trainer" (16.10.2012). Die Art Klinsmanns, als Trainer zu arbeiten, wurde in den USA nicht von allen wertgeschätzt. So kritisierte die Sporting News den Nationaltrainer - angeblich nach Gesprächen mit Nationalspielern - scharf. "Der Artikel ist eine Art Bankrotterklärung für die Arbeit von Klinsmann", hieß es dazu in der Süddeutschen Zeitung (22.3.2013).

Wandel vom kritisierten zum beliebten US-Trainer Die Kritik in den USA an Klinsmann ebbte ab, nachdem der deutsche Coach mit seinem Team in der Sommerpause der WM-Qualifikation durch einen 1:0-Erfolg über Panama den CONCACAF Gold Cup 2013 gewann. Endgültig zugunsten des gebürtigen Schwaben schlug die Stimmung um, als das US-Team durch einen 2:0-Erfolg gegen Mexiko im September 2013 vorzeitig das Ticket zur WM-Endrunde 2014 in Brasilien löste. So wurde Klinsmann, dessen Vertrag bis 2018 verlängert worden war (er sollte künftig auch noch als Technischer Direktor des Verbandes fungieren), Ende 2013 als "Trainer des Jahres" der CONCACAF ausgezeichnet.

Bei der WM 2014 trafen die USA in der Gruppenphase u. a. auf Deutschland. Im Vorfeld hatte Klinsmann seinen ehemaligen Bundestrainer Berti Vogts verpflichtet, der für das US-Team als eine Art "Sonderberater" bei der Erstellung von Trainingsplänen und bei der Beobachtung von Gegnern fungieren sollte. Tatsächlich zeigten sich die Amerikaner während der WM-Endrunde stark, gewannen die Partie gegen Ghana mit 3:2 und spielten gegen Portugal Unentschieden. Letztlich unterlag man Deutschland in einem ausgeglichenen Spiel knapp mit 0:1, zog aber dennoch ins Achtelfinale ein, wo sich Belgien (1:2 nach Verlängerung) als etwas zu stark herausstellte. In den USA war man mit den Leistungen des Teams von "Brachial-Erneuerer" Klinsmann (NZZ, 31.3.2015) dennoch zufrieden.

Entlassung als US-Coach 2016 Beim CONCACAF Gold Cup in den USA und Kanada im Juli 2015 scheiterten Klinsmann und das US-Team im Halbfinale mit 1:2 an Jamaika (mit Trainer Winfried Schäfer), im Spiel um Platz drei unterlagen sie Panama mit 2:3 nach Elfmeterschießen. Nicht nur der ehemalige Nationalspieler Alexi Lalas, der inzwischen als TV-Experte arbeitete, zweifelte am Nationaltrainer. "Eine absolute Fehlleistung, die sich Klinsmann auf seine Fahnen schreiben muss", sagte Lalas nach dem Halbfinal-Aus (WELT, 27.7.2015). Klinsmann blieb zunächst Trainer, doch die Kritik an seiner Person wurde lauter, als seine Mannschaft in der Qualifikation zur WM 2018 von einer Pleite in die nächste schlitterte. "Baumeister einer Bruchbude", titelte die Süddeutsche Zeitung, nachdem das US-Team - das Klinsmann zu einer Mannschaft von Weltformat formen sollte - im März 2016 auch noch gegen Guatemala verlor. Dem Trainer wurde u. a. vorgeworfen, dass er nicht die besten Spieler für den Kader der "Soccer Boys" nominieren würde. Nachdem die USA bei der Jubiläumsausgabe der Copa América, der Copa América Centenario im Frühsommer 2016, ins Halbfinale vordrangen und am Ende Vierter wurden (0:1 gegen Kolumbien) wurden die Kritiker zwischenzeitlich wieder etwas leiser.

Dennoch wurde "Klinsi", nur wenige Tage zuvor zum Ehrenspielführer des DFB ernannt, im November 2016 entlassen. Seine Mannschaft stand nach einer 1:2-Niederlage gegen Mexiko mit null Punkten und 1:6-Toren auf dem letzten Platz der Qualifikationsgruppe. Sunil Gulati, Präsident des US-amerikanischen Fußballverbandes, sprach von einer schwierigen Entscheidung und dankte Klinsmann. "Er hat nicht nur historische Siege eingefahren, sondern auch weniger bekannte Erfolge hinter den Kulissen gefeiert" (www.fifa.com, 21.11.2016), so Gulati, der Bruce Arena zum Nachfolger des Deutschen machte.

TV-Experte Nach seiner Zeit als US-Trainer wurde es still um Jürgen Klinsmann. 2018 war der ehemalige Spieler des VfB Stuttgart bei den Schwaben als Manager im Gespräch. "Ich merke, dass es mich mit meiner Erfahrung aus fast 40 Jahren und meinem Netzwerk in den Profizirkus zurückzieht" (www.welt.de, 3.11.2018), erklärte der inzwischen 54-Jährige, der zudem seinen Lebensmittelpunkt nicht mehr unbedingt in den USA sah. Sohn Jonathan war Profi bei Hertha BSC, Tochter Laila beabsichtigte, ein Studium in Europa zu beginnen. Letztendlich wurden sich die Verantwortlichen des Klubs und Klinsmann jedoch nicht einig.

Stattdessen begann Klinsmann im März 2019 eine Tätigkeit als TV-Experte beim Privatsender RTL, der 2019 sämtliche Länderspiele der deutschen Fußball-Nationalmannschaft übertrug. Klinsmann sehe sich nicht als "Scharfrichter des angeschlagenen deutschen Fußballs", hieß es in der Schwäbischen Zeitung (19.3.2019), die den Schwaben wie folgt zitierte: "Ich bin kein Kritiker und kein Besserwissen. In keinster Weise. Ich diskutiere halt gerne über Fußball" (ebd.). Das Engagement galt insofern als delikat, da Klinsmann immer noch mit seinem ehemaligen Assistenten, Bundestrainer Joachim Löw, befreundet war.

Aufsichtsratsmitglied und Interimstrainer bei Hertha BSC ab 2019 Im November 2019 wurde Jürgen Klinsmann gemeinsam mit anderen Fußball-Größen wie Helmut Schön, Hans-Jürgen Dörner, Wolfgang Overath und Oliver Kahn in die "Hall of Fame" des deutschen Fußballs aufgenommen. Fast gleichzeitig wurde bekannt, dass Klinsmann einen Sitz im Aufsichtsrat des Bundesligisten Hertha BSC Berlin erhalten sollte. Für die Berufung hatte sich besonders der Investor Lars Windhorst starkgemacht, der seit Juni des Jahres 49,9 % der Anteile an der Hertha BSC GmbH & Co.KGaA hielt und dementsprechend über vier der neun Sitze im Aufsichtsrat verfügen konnte.

Drei Wochen später folgte der nächste Coup, als Klinsmann Ende November 2019 als Nachfolger von Ante Čović Interimscoach der kriselnden Hertha-Profis wurde. Während Herthas Manager Michael Preetz den kurz zuvor beim FC Bayern entlassenen Niko Kovač präferierte (dieser sagte ab), war besonders Investor Windhorst an der Installation Klinsmanns beteiligt. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung titelte: "Zeitenwende mit Erneuerer Klinsmann" (28.11.2019), der kicker schrieb von einer "November-Revolution" (28.11.2019) und der neue Trainer selbst sagte: "Berlin wartet auf etwas Großes. Berlin ist ein schlafender Riese" (ebd.). Wie schon bei seinen vorherigen Stationen scharte Klinsmann eine große Zahl an Assistenten um sich: Andreas Köpke wurde Torwarttrainer, Alexander Nouri und Markus Feldhoff wurden jeweils Co-Trainer und der einstige Nationalspieler Arne Friedrich wurde als "Performance"-Manager engagiert, einem Bindeglied zwischen Team und Management.

Das erste Bundesligaspiel unter Trainer Jürgen Klinsmann verlor die Hertha mit 1:2 gegen Borussia Dortmund. In den weiteren vier Spielen bis zur Winterpause blieben die Berliner dann aber ungeschlagen und holten acht Zähler. Für Verwunderung sorgte Klinsmann mehrfach, als er das große Potenzial des Hauptstadtklubs beschwor und als Ziel ausgab, innerhalb der nächsten drei bis fünf Jahre um Titel zu spielen (vgl. transfermarkt.de, 16.12.2019). Dass in Berlin unter Klinsmann und Windhorst plötzlich größer gedacht wurde, zeigte auch die Transferperiode im Januar 2020, in der bekannte Namen wie Julian Draxler oder Granit Xhaka mit einem Wechsel zur Hertha in Verbindung gebracht wurden.

Informationen und Meldungen zum weiteren Fortgang der Karriere siehe Journal

Persönliches

Schwäbische Herkunft und Wahlheimat USA: Jürgen Klinsmann ist der zweite von vier Söhnen eines Bäckers aus Stuttgart-Botnang. Sein Vater Siegfried starb im März 2005 nach langer Krebserkrankung im Alter von 71 Jahren in Stuttgart. Klinsmann absolvierte nach der mittleren Reife im elterlichen Betrieb eine Bäckerlehre. Der Kosmopolit ist seit 1995 verheiratet, seine Frau Debbie Chin ist Amerikanerin chinesischer Herkunft. Das Paar hat einen Sohn (Jonathan, geb. 1997) und eine Tochter Laila (geb. 2001). Jonathan spielte zunächst in den USA Fußball, kickte zwischenzeitlich in der Jugend des FC Bayern und erhielt schließlich einen Profi-Vertrag als Torhüter bei Hertha BSC. Nachdem er sich dort nicht durchsetzen konnte, wechselte der US-amerikanische Juniorennationalspieler im Sommer 2019 zum Schweizer Erstligisten St. Gallen.

Entgegen dem ursprünglichen Plan, den Lebensmittelpunkt nach Klinsmanns Karriere nach Italien zu verlegen, zog die Familie im August 1998 nach Kalifornien, wo sie in einer Villa in Hundington Beach in der Nähe von Los Angeles lebte. Nachdem er das Amt des Bundestrainers übernommen hatte, nahm Klinsmann einen zweiten Wohnsitz in Stuttgart-Botnang und pendelte zwischen Deutschland und den USA. Als Cheftrainer beim FC Bayern verlegte Klinsmann 2008 den Wohnsitz der Familie nach München, zog im Dezember 2009 jedoch wieder nach Kalifornien um. Bereits im Juni 2006 wurde in Geislingen in der Nähe des Stadions, wo die Karriere des Weltklassestürmers begann, eine Straße bzw. ein Weg nach Jürgen Klinsmann benannt.

Kritisches Verhältnis zu Öffentlichkeit und Presse: Der als umgänglich und leutselig beschriebene, dabei eher die "distanzierte Nähe" (kicker-Sonderheft "100 Jahre Deutscher Fußball") suchende Jürgen Klinsmann liebt Sprachen (er spricht fließend Englisch und Italienisch und ganz ordentlich Französisch) sowie fremde Kulturen, reist gerne und gibt als Hobbys neben Fremdsprachen Musik und Kino an. Klinsmann, der Fußball und Privatleben streng zu trennen versucht, beklagte sich in Deutschland stets darüber, dass er auch als Privatmann öffentlich vereinnahmt werde. Die Süddeutsche Zeitung bemerkte dazu: "Klinsmann gibt dem Volk nicht, wonach das Volk giert, nach Emotionen über den Sport hinaus, nach einem Schein von Intimität. Er gibt sich nicht her" (10./11.6.1998).

Jürgen Klinsmann, der zu seiner Zeit als Spieler vor allem mit der Springer-Presse Probleme hatte (u. a. weil die Bildzeitung in den 1980er Jahren behauptet hatte Klinsmann sei homosexuuell), reichte 2009 eine Unterlassungsklage gegen die linke Tageszeitung "taz" ein. Die Zeitung hatte ihn in einer Karikatur in Anlehnung an das Lied der britischen Komikergruppe Monty-Python mit dem Text "Always Look on the Bright Side of Life" an ein Kreuz genagelt dargestellt. Sowohl in erster Instanz, als auch vor dem Oberlandesgericht München wurde Klinsmanns Beschwerde abgewiesen.

Literatur: Über Klinsmann gibt es gleich mehrere Bücher. Bereits 1988 erschien im Consens-Verlag "Klinsmann. Der Weg nach oben" von Roland Eitel, 1995 bei Copress "Jürgen Klinsmann" von Jutta Deiss und im selben Jahr bei Engelhorn die Klinsmann-Biographie von Hans Blickensdörfer. Auch der Heyne-Verlag gab 1996 als Taschenbuch eine Klinsmann-Biographie heraus. Anlässlich seines Abschiedsspiels erschien im Graphischen Zentrum Drucktechnik in Ditzingen der Bildband "Jürgen Klinsmann: Danke - das war's". 2005 veröffentlichte der Scherz-Verlag dann die Biographie von Michael Horeni mit dem Titel "Jürgen Klinsmann. Stürmer Trainer Weltmeister". 2006 gab der Journalist Jens Mende das vom Teamchef autorisierte Buch "Jürgen Klinsmann - Wie wir Weltmeister werden" (Random House) heraus. 2015 wurde Klinsmann der Hauptpreis der Initiative "Deutscher Fußball-Botschafter" verliehen. Der damalige Nationaltrainer der "Soccer Boys" wurde für sein Engagement um die positive Entwicklung des Fußballs in den USA geehrt.

Karriere in Zahlen

Stationen als Spieler:

1972 - 1974:

TB Gingen/Fils

1974 - 1978:

SC Geislingen

1978 - 1984:

Kickers Stuttgart

1984 - 1989:

VfB Stuttgart

1989 - 1992:

Inter Mailand

1992 - 1994:

AS Monaco

1994/95:

Tottenham Hotspur

1995 - 1997:

FC Bayern München

Juli - Dez. 1997:

Sampdoria Genua

Dez. 1997 - 1998:

Tottenham Hotspur

Liga-Statistik:

Saison Verein Liga Spiele Tore

1981/82

Kickers Stuttgart

2.

6

1

1982/83

Kickers Stuttgart

2.

20

2

1983/84

Kickers Stuttgart

2.

35

19

1984/85

VfB Stuttgart

1.

32

15

1985/86

VfB Stuttgart

1.

33

16

1986/87

VfB Stuttgart

1.

32

16

1987/88

VfB Stuttgart

1.

34

19

1988/89

VfB Stuttgart

1.

25

13

1989/90

Inter Mailand

1.

31

13

1990/91

Inter Mailand

1.

33

14

1991/92

Inter Mailand

1.

31

7

1992/93

AS Monaco

1.

35

19

1993/94

AS Monaco

1.

30

10

1994/95

Tottenham Hotspur

1.

41

20

1995/96

FC Bayern München

1.

32

16

1996/97

FC Bayern München

1.

33

15

1997/98

Samp. Genua

1.

8

2

Tottenham Hotspur

1.

15

9

Einsätze als Spieler:

108 A-Länderspiele (47 Tore)
14 Olympia-Auswahlspiele (8 Tore)
8 U21-Auswahlspiele (3 Tore)
3 U16-Länderspiele
221 BL-Spiele (110 Tore)
103 Serie-A-Spiele (36 Tore)
65 Spiele franz. Div. I (29 Tore)
56 Spiele Premier League (29 Tore)
58 Europacupspiele (27 Tore)

Erfolge als Spieler:

Weltmeister 1990
Europameister 1996
Vizeeuropameister 1992
WM-Teilnehmer 1994, 1998
EM-Teilnehmer 1988
UEFA-Cup-Sieger 1991, 1996
UEFA-Cup-Finalist 1989
Olympiadritter 1988
Deutscher Meister 1997

Stationen als Trainer:

Juli 2004 - Juni 2006:

Bundestrainer

2008 - April 2009:

FC Bayern München

Juli 2011 - Nov. 2016:

Nationaltrainer USA

Dez. 2013 - Nov. 2016:

Technischer Direktor U.S. Soccer Federation (zusätzlich zum Posten des Nationaltrainers)

ab Nov. 2019:

Trainer Hertha BSC

Stationen als Funktionär:

seit Nov. 2019:

Aufsichtsrat-Mitglied bei Hertha BSC

Erfolge als Trainer:

WM-Dritter 2006
Dritter Confederation Cup 2005
Sieger CONCACAF Gold Cup 2013
Achtelfinalist WM-Endrunde 2014
Vierter CONCACAF Gold Cup 2015
Vierter Copa América Centenario 2016

Bilanz als Bundestrainer:

34 Spiele
20 Siege / 8 Unentschieden / 6 Niederlagen (durchschnittlich 2,00 Punkte/Spiel)

Persönliche Erfolge, Auszeichnungen und Ehrungen:

Deutschlands Fußballer des Jahres 1988, 1994
Englands Fußballer des Jahres 1995
Zweiter Wahl Europas Fußballer des Jahres 1995
Einsätze in Europa- und Weltauswahl
BL-Torschützenkönig 1988
Welt-Torjäger 1995 (IFFHS)
Georg-von-Opel-Preis 2001 als Sportler in sozialer Verantwortung
Deutschlands Trainer des Jahres 2006
Bundesverdienstkreuz am Bande 2007
CONCACAF-Trainer des Jahres 2013

Journal

Ergänzungen aus MA-Journal. Die nachfolgenden Meldungen werden bei der nächsten redaktionellen Bearbeitung in den Text integriert.

Februar 2020: Jürgen Klinsmann beendet auf eigenen Wunsch seine Zusammenarbeit mit dem Privatsender RTL, bei dem er seit März 2019 als Fußballexperte bei Sportübertragungen tätig war.

11. Februar 2020: Jürgen Klinsmann gibt seinen Rücktritt als Interimstrainer des Bundesligisten Hertha BSC bekannt. Wenig später wird bekannt, dass Klinsmann nicht - wie anfangs von ihm angekündigt - in den Aufsichtsrat des Hauptstadtklubs zurückkehrt, sondern aus dem Gremium ausscheidet. Nachfolger Klinsmanns bis zum Sommer 2020 wird der bisherige Assistenztrainer Alexander Nouri.

Februar 2023: Der südkoreanische Fußballverband KFA verpflichtet Jürgen Klinsman als neuen Nationaltrainer. Klinsmann folgt auf Paulo Bento, der nach der WM 2022 zurückgetreten war, und erhält einen Vertrag bis zur WM-Endrunde 2026. Klinsmann beruft Andreas Herzog als Co-Trainer und Andreas Köpke als Torwarttrainer in seinen Stab. Als technischer Berater soll der ehemalige Bundesligaspieler Cha Du-ri Klinsmann unterstützen.

Februar 2024: Nach der Halbfinal-Niederlage gegen Jordanien beim Asien Cup 2024 trennt sich der südkoreanische Fußballverband KFA von Nationaltrainer Jürgen Klinsmann und seinem Trainerteam.



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